Bei den Frauen des FC Ruderting schwingt vor dem letzten Saisonspiel in der Bayernliga viel Wehmut mit. Julia Hufsky (31), in Fußballerinnen-Kreisen nur „Magic“ genannt, und Abwehr-Spezialistin Anna Putz (31) beenden nach dieser Runde ihre überaus erfolgreichen Karrieren.
Am Samstag (16 Uhr) beim Finale daheim gegen Amicitia München haben sie mit ihrem Team im Fernduell gegen den zwei Punkte besseren Spitzenreiter TSV Schwaben Augsburg (gegen Ezelsdorf) noch eine kleine Meisterschafts-Chance. Gibt es für das Duo einen magischen Abschied?
Hufsky: „Es war eine superschöne Zeit“
Nach vier Bayernliga-Jahren beim SV Frauenbiburg war Julia Hufsky 2015 zum FCR gewechselt und zieht seitdem hier im Mittelfeld die Fäden. Sie war maßgeblich am steilen Aufstieg von der Bezirksoberliga bis in die Bayernliga beteiligt. Das 140. Punktspiel für die Rudertinger „Erste“ wird ihr letztes sein. „Ich freue mich wirklich sehr auf diese Partie, aber auch auf die Zeit danach. Wir hatten heuer eine extrem lange Saison, auch weil wir in der Halle so weit gekommen sind. Das geht dann schon an die Substanz. Es war eine superschöne Zeit. Aber ich bin der Meinung, man sollte aufhören, wenn man noch einigermaßen mithalten kann mit den Jungen“, sagt die Fürstensteinerin.
Rückblickend seien natürlich die Aufstiege sowie heuer die deutsche Hallenmeisterschaft die absoluten Highlights gewesen, sie hat aber auch alle Trainingslager sowie die gemeinsamen Auswärts-Busfahrten genossen. „Wir sind einfach eine tolle Gemeinschaft. Es sind über die Jahre so viele echte Freundschaften entstanden – und die werden auch bleiben“, freut sich die Brauerin, die zudem stolz darauf ist, in ihrer Laufbahn noch nie abgestiegen zu sein.
Künftig will sie mehr Zeit haben für andere Aktivitäten. Viel Radeln und Laufen, einfach fit bleiben möchte die 31-Jährige. Aber dem Fußball wird sie nicht ganz verloren gehen. Julia Hufsky fungiert in der neuen Saison als Co-Trainerin der 2. Rudertinger Frauen-Mannschaft. Für das „Endspiel“ gegen Amicitia München ist ihre Vorgabe klar: „Wir müssen gewinnen – und das wird schwer genug. Aber es wäre natürlich grausam, wenn Schwaben Augsburg tatsächlich patzt und wir das nicht nutzen könnten.“
Lobeshymnen von den Teamkolleginnen
„Julia ist die selbstloseste Fußballerin, mit der ich in meiner Laufbahn zusammengespielt habe. Fußballerisch top, technisch schon immer brillant – und in den letzten Jahren ist sie auch noch ein richtiges Ausdauermonster geworden“, lobt Kapitänin Franziska Höllrigl ihre langjährige Wegbegleiterin. Sie bedauert, dass die gemeinsame Zeit auf dem Feld jetzt endet. „Aber Gott sei Dank bleibt sie uns ja noch neben dem Platz erhalten.“
Auch Torfrau Theresa Butscher schwärmt in höchsten Tönen: „Ich spiele jetzt schon acht Jahre mit ihr zusammen und kann mich eigentlich nicht erinnern, dass Julia schon einmal ein schlechtes Spiel gemacht hat. Wir alle haben auch von ihrer positiven Art profitiert. Ohne sie wären wir nicht so ein verschworener Haufen.“ Abwehrchefin Anna Madl ist besonders von Hufskys Spielintelligenz beeindruckt: „Zudem ist ihre Technik 1A, läuferisch ist sie eine absolute Maschine. Sie nimmt sich selbst nicht so wichtig und hat immer ein offenes Ohr für die Kolleginnen.“ Zusammenfassend beschreibt Abteilungsleiterin Johanna Maier: „Eine Super-Fußballerin und super bescheiden.“
Anna Putz: „Den richtigen Moment nicht verpassen“
Sogar 189 Begegnungen hat Anna Putz für den FC Ruderting bestritten. Sie ist aktuell die „dienstälteste“ Spielerin im FC-Dress und schon seit 2010 dabei. Die 31-Jährige gilt als absolute Fachkraft in der Defensive. Jetzt hat sie aber beschlossen, ihre Laufbahn zu beenden. „Es ist an der Zeit, die jüngere Generation rückt ja schon nach. Und man sollte den richtigen Moment nicht verpassen. Der ist für mich jetzt gekommen“, begründet die Berufsschullehrerin für Bautechnik ihre Entscheidung. Sie sei sehr stolz darauf, die rasante Entwicklung der Mannschaft vom Bezirksoberligisten zum Bayernliga-Spitzenteam mitbegleitet zu haben. „Es waren wunderbare Jahre, die ich wirklich genossen habe. Ich bin immer gerne in jedes Training gegangen. Jetzt freue ich mich riesig auf das letzte Match. Vielleicht schaffen wir ja tatsächlich noch den Aufstieg.“ Danach will sich die in Wamberg bei Ringelai wohnhafte Fußballerin öfter aufs neue E-Bike schwingen. Die Kugel wird weiter rollen, bei den regelmäßigen Treffen der ehemaligen Rudertinger Kickerinnen. Franziska Höllrigl bedauert den Schritt: „Anna war und ist die Zuverlässigkeit in Person. Auf dem Feld ist sie nach außen hin eher der ruhige Typ, weiß aber ganz genau, wenn man auch mal eine Grätsche auspacken muss. Sie wird uns allen sehr fehlen.“
Eder: „Es gilt, unsere Hausaufgaben zu machen“
Auch Trainer Michael Eder, der nach der Winterpause eingesprungen war, sagt nach dieser Runde wieder „Servus“. Natürlich würde er sein Engagement zu gerne mit einem weiteren Coup beenden. Er legt den Fokus auf das letzte Punktematch gegen Amicitia: „Wir haben uns in die überragende Situation gespielt, nichts verlieren zu können. Es gilt, unsere Hausaufgaben zu machen, dann lassen wir uns einfach mal überraschen.“ Für ihn gehe hier eine sehr schöne Zeit zu Ende, „und zwar hoffentlich am Samstag, denn das würde bedeuten, wir haben den Sprung in die 3. Liga geschafft“, schmunzelt der 39-Jährige.
Nochmals die Ausgangslage: Der FCR braucht gegen den Vorletzten Amicitia München zwingend drei Punkte. Sollte Schwaben Augsburg gegen Schlusslicht Ezelsdorf tatsächlich nicht gewinnen, wäre Ruderting Meister. Amicitia und Ezelsdorf sind punktgleich, die Münchnerinnen besser im Direktvergleich, eines der beiden Teams steigt direkt ab. Wenn der FCR Zweiter wird, winkt noch eine Relegations-Möglichkeit. Sollte ein Zweitliga-Platz frei werden, wird in einem Stichkampf mit dem Vize der Oberliga Baden-Württemberg (VfB Stuttgart oder SC Sand II) ein Regionalliga-Nachrücker ermittelt. Als Spielort wurde Ulm festgelegt, der Termin ist allerdings noch offen.
− He