Was es mit „ZAP“ auf sich hat
Nachwuchsfußball: Neues Talent-Projekt im Landkreis Passau gestartet – Namhafte Trainer an Bord

16.01.2025 |

Trainer und ZAP-Initiator Thomas Maier war am Wochenende mit einem Team bei einem Hallenturnier in Braunau am Start – die jungen Talente aus dem Landkreis Passau holten gleich den Titel. − Foto: ZAP

„Die Spieler haben weniger Probleme gemacht als die Eltern der Kids.“ Das sagte der deutsche Fußball-Rekordnationalspieler Lothar Matthäus, nachdem er seinen Nebenjob als E-Jugend-Coach beim TSV Grünwald an den Nagel gehängt hat.

Keine Frage, Nachwuchstrainer haben es heutzutage nicht einfach, die Forderungen der Eltern werden immer höher, vielerorts wird auf maximale Förderung gedrängt. Gerade für kleinere Dorfvereine ist es oft aber schwierig, die Voraussetzungen zu schaffen, zum Teil fehlen qualifizierte Übungsleiter, auch ist das Leistungsgefälle innerhalb einer Mannschaft hoch. Die Folge: Immer früher verlassen talentierte Fußballer den Heimatverein und kehren häufig auch nicht zurück, wenn sie es beim höherklassigen Klub nicht schaffen.

Erster Auftritt endet gleich mit Turniersieg in Braunau



Nicht zuletzt um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, haben sich mehrere Vereine im Landkreis Passau zusammengeschlossen und ein neues Projekt gegründet. „ZAP“. Die Abkürzung steht für „Zuhause am Platz“, dahinter steckt ein Förderkonzept, bei dem talentierte Nachwuchsfußballer einmal pro Woche zusätzlich zum Vereinstraining unter Anleitung ausgebildeter Jugendtrainer eine Einheit absolvieren, die im Rotationsprinzip immer auf einem anderen Platz der beteiligten Klubs stattfindet.

Initiiert haben das Projekt Oliver Robl, Vereinsvorstand beim VfB Passau-Grubweg, der über 1200 Mitglieder aufweist und sich in den vergangenen Jahren mit sehr guter Jugendarbeit einen Namen über die Stadtgrenze Passaus hinaus gemacht hat. Und Thomas Maier, langjähriger Jugendtrainer, der sowohl beim VfB Passau als auch bei der DJK Straßkirchen als Nachwuchscoach im Einsatz ist.  ZAP, so berichten beide, arbeitet bereits seit Mitte 2024 im ersten Verbund mit 40 Spielern des Jahrgangs 2014/15 (U11/U10) und 2012/13 (U13/U12) zusammen. Mehrere Vereine haben sich der Initiative angeschlossen, schicken wöchentlich ausgewählte Talente zum Zusatztraining. Hinzu kommen mehrere Spieler, die sich unabhängig von ihrem Verein gemeldet haben und teilnehmen, was ebenso möglich ist. Man stehe zwar erst am Anfang, heißt es von Seiten der Verantwortlichen, die Resonanz sei allerdings sehr positiv.

Trainer: Dichtl, Schwarz, Abelein, Vogl



Zudem konnte man bereits mehrere bekannte Trainer für das Projekt gewinnen, erzählt Maier. A-Lizenz-Inhaber Axel Dichtl ist ebenso an Bord wie Thomas Schwarz (Münchner Fußballschule und Herrentrainer TSV Schönberg) oder der frühere Schaldinger Bayernligaspieler Andi Abelein, DFB-Elite Lizenz-Inhaber Rudi Vogl (früher Schalding und Passau) und einige mehr. „Ich war nach dem ersten Gespräch total begeistert. Ich habe ja mit der Passauer Fußballschule das selbe Interesse, Talente in unserer Region zu fördern. Ich freue mich sehr, bei dem tollen Projekt mitzuwirken“, sagt Dichtl, bis zum Herbst noch Coach beim Landesligisten 1. FC Passau.

Warum die Initiative gegründet wurde? „Ziel von ZAP ist es, dass sich mehrere Vereine zu einem Verbund zusammenschließen und gemeinsam mit den Spielereltern professionelle und unabhängige Jugend-Trainer finanzieren. Die Talente werden regelmäßig, aber dezentral abwechselnd an den Heimatplätzen zusätzlich zum eigenen Mannschaftstraining gefördert, so dass der Bezug zum Verein immer bestehen bleibt“, erklärt Thomas Maier und fügt an. „Vor allem der breitere, ausgeglichenere Kader und die Förderung in kleinen Gruppen ohne Leistungsdruck hilft den Spielern, sich zu entwickeln. In Vergleichsspielen können sie das Gelernte anwenden und erhalten eine sofortige realistische Selbsteinschätzung.“

Am Wochenende war ein ZAP-Team erstmals im Einsatz, bei einem Hallenturnier im österreichischen Braunau holte die Auswahl (Jahrgänge 2011/2012/2013) überraschend den Titel und setzten sich dabei gegen deutlich ältere Kicker (Jahrgänge 2010/2011) durch. Im Frühjahr sollen dann Freiluft-Partien und Leistungsvergleiche folgen, ein Match gegen den österreichischen Profi-Nachwuchs der SV Ried steht bereits.

Ganz entscheidend, urteilen Maier und Robl sei es, dass die beteiligten Talente weiterhin beim Heimatverein spielen und dem gewohnten Umfeld treu bleiben können. „Das Wichtigste ist doch, dass sich die Spieler statt Erfolgsdruck mit maximalem Spaß weiter entwickeln können. So werden sie nicht in jungen Jahren verbrannt und stehen im höheren Alter immer noch mit voller Motivation zur Verfügung“, sagt Maier, der bereits viel Erfahrung im Jugendfußball gesammelt hat und die Trainer-B-Lizenz besitzt.

„Keine Konkurrenz“ zu BFV-Stützpunkten


 

Die ZAP-Macher sehen in ihrem Model keine Konkurrenz zur Talentförderung des BFV, vielmehr eine Ergänzung. Man sei sich bewusst, dass die allerbesten Akteure nicht dauerhaft beim Heimatverein gefördert werden können. Habe eine Spielerin oder ein Spieler das Zeug für Höheres, könne man auf ein großes Netzwerk zurückgreifen und sie an BFV-Stützpunkte oder gleich an Nachwuchsleistungszentren von Profi-Vereinen vermitteln, heißt es. „Dafür sollten aber alle Rahmenbedingungen stimmen. Oft scheitern die Kinder am eigenen mentalen Druck, weil sie einfach noch nicht reif sind. Es bleiben dadurch zu viele Talente auf der Strecke und die gilt es aufzufangen“, befindet Robl, der in der aktuellen Nachwuchsförderung großen Handlungsbedarf sieht, zumal „kleine Vereine daran brechen, wenn ihnen bereits im Kleinkindalter die besten Talente an die großen leistungsorientierten Wettbewerber verloren gehen.“

Dieser Einschätzung stimmt Aron Csizmadia voll zu. Auch der Vorstand des SC Batavia Passau hat sich mit seinem Verein ZAP angeschlossen. „Die Idee hat uns von Anfang an super gut gefallen. Vor allem die dezentrale Förderung unserer Talente im Rotationsprinzip durch neutrale, erfahrene Jugend-Trainer hat uns überzeugt. Neben dem Training finden ja auch Leistungsvergleiche gegen höherklassige Mannschaften statt, wodurch unsere Spieler wertvolle Erfahrungen sammeln können, die sie bei den Spielen in ihrer Mannschaft auch an andere weitergeben können. Mit der Mitgliedschaft bei ZAP wollen wir unseren Talenten eine Wertschätzung geben und ihnen zeigen, wie wichtig sie für unseren Verein auch in der Zukunft sind.“

Ähnlich sieht es Michael Krenn von der Jugendleitung der DJK Jägerwirth. „Ich finde es gut, dass sich die Kinder ohne den großen Aussortierdruck frühzeitig mit anderen guten Kickern entwickeln und auch Freundschaften aufbauen können. Von verschiedenen Inputs von erfahrenen Trainern und Spielern in den Schwerpunkttrainings können die Kinder nur profitieren.“

Kosten für Trainer: Eltern müssen Beitrag leisten



Laut Maier ist der erste ZAP-Verbund bereits erfolgreich am Start. Begrenzt auf je 20 Spielerinnen und Spieler in den Jahrgängen 2014/15 und 2012/13 wird regelmäßig am Sonntagvormittag trainiert. Da bereits viele Vereine Interesse signalisiert haben, soll das Konzept nun erweitert (Jahrgang 2011) – und Schritt für Schritt in den Regionen ausgerollt werden. Auch wenn Eltern 200 Euro für eine Saison bezahlen müssen, betont Maier: „ZAP arbeitet nicht gewinnorientiert, das Geld deckt die anfallenden Kosten, vor allem für die Trainer. Wir machen das rein zum Wohle der Talentförderung.“

− red

 Weitere Infos: www.zuhause-am-platz.de.