Durchmarsch aus der Kreisklasse
Goldene Generation und Galle: Wie der FC Obernzell-Erlau aus dem Nichts einen Bezirksligisten aufbaute

27.05.2023 | Stand 16.09.2023, 21:22 Uhr

Kopf der Mannschaft ist Spielertrainer Alexander Galle, den seine Mitspieler nach dem Aufstieg am Sonntag hochleben ließen. −Foto: Verein

Der Fußball im Markt Obernzell war eigentlich tot. Vor 15 Jahren kämpften die Nachbarvereine TSV Obernzell und TSV Erlau in der A-Klasse ums Überleben. Als letzte Chance, den Spielbetrieb zu erhalten, sahen die Verantwortlichen die Gründung eines neuen, gemeinsamen Fußballclubs (2009). Ab Sommer spielt dieser Verein in der Bezirksliga Ost. „Das hatten wir uns nicht erträumt“, sagt Fußball-Abteilungsleiter Josef Irg.

Der 63-Jährige begleitet die Fußballer im Donaumarkt seit Jahrzehnten, hat viele Tiefen mitgemacht: bittere Niederlagen und Abstiege, personelle Probleme und in erster Linie die Hochwasser 2002 und 2013 als die Sportanlage(n) praktisch total zerstört wurden. Aber die Mitglieder des FCOE ließen sich nicht entmutigen, betrieben im wahrsten Wortsinn Aufbauarbeit und feiern in diesen Tagen den zweiten Aufstieg innerhalb eines Jahres. 2022 stieg Obernzell-Erlau über die Relegation in die Kreisliga auf, 2023 feierte der Verein bereits vor dem Saisonfinale am Samstag in Kellberg (Anpfiff 16 Uhr) die Meisterschaft in der Kreisliga Passau. Für aktive Fußballer und ihre Fans wurde der FC Obernzell dadurch „zur Legende“, wie am vergangenen Sonntag bei der spontanen Aufstiegsfeier auf dem Vereinsgelände gesungen wurde. Es wurde im Mittelkreis des Rasenspielfelds getanzt, die Sirenen der örtlichen Feuerwehr heulten und ein Feuerwerk wurde abgebrannt – kurzum: Es waren besondere Tage im Leben eines Amateurfußballers und gefühlt feierte jedes der rund 200 Vereinsmitglieder mit, wie Spielertrainer Alexander Galle der PNP bestätigte.

Der 30-Jährige ist hörbar stolz auf die Leistungen seiner Mannschaft. Dabei kann er auch stolz auf sich selbst sein. 2021 wechselte Galle nach erfolgreichen Jahren als Landesliga-Fußballer vom TSV Waldkirchen (225 Spiele) zurück zu seinem Heimatverein, dessen Abwehr er als Verteidiger stabilisierte und zu zwei Aufstiegen dirigierte. „Keine Frage, ohne Alex wären wir nicht da, wo wir sind“, bekräftigt Abteilungsleiter Irg. Galle ist der Kopf einer talentierten Mannschaft. Aber er ist nicht der einzige, der die Bezirksliga im Kreuz hat. Die Mannen um Kapitän Julian Luger (25; 14 Saisontore), Fabian Graf (31) oder Alexander Breu (24) war in der laufenden Kreisliga-Saison nicht zu stoppen, überwinterten mit sieben Punkten Vorsprung an der Tabellenspitze. „Wir haben gewusst, dass wir viel Qualität im Kader haben und eine Goldene Generation unseres Vereins auf dem Platz steht“, beschreibt Coach Galle, der erstmals im Herbst an eine mögliche Meisterschaft dachte, wie er verrät: „Als wir das letzte Spiel gegen Hohenau gewonnen (4:3) und die Konkurrenten alle verloren haben, da war das Gefühl da, es schaffen zu können“. Ein halbes Jahr später haben es die Obernzeller schwarz auf weiß.

Für Alexander Galle kommt es somit zu einem besonderen Wiedersehen: mit seinem zweiten Herzensklub TSV Waldkirchen. „Ich hatte nicht vor“, sagt er, „mal in einem Pflichtspiel gegen Waldkirchen zu spielen. Es wird bestimmt komisch, wenn ich dort in die Gästekabine muss.“ Angst wird er aber keine verspüren, wenn er mit seinem Team dem Landesliga-Absteiger oder namhaften Teams aus Künzing, Passau usw. gegenüber steht. „Die Bezirksliga ist für uns ein Bonusjahr, wir wollen den Schwung vom Aufstieg mitnehmen und keiner wird die Nerven verlieren, wenn es mal nicht so gut läuft“, betont Alexander Galle, der auf eigenen Wunsch hin Verantwortung abgibt. Wie berichtet, wird Manuel Frisch (31, DJK Passau-West) neuer Spielertrainer des, unterstützt von „Co“ Galle. „Sein Wort hat natürlich weiterhin viel Gewicht, weil die anderen Spieler zu Alex aufschauen“, weiß Spartenboss Josef Irg.

Zwei Youngster gehören fest zum Bezirksliga-Kader



Darüber hinaus wird es im Kader kaum Veränderungen geben. Mit Manuel Fesl (18) und Felix Lang (17) gehören zwei Youngster fix zum Kader. Zweifel an der Bezirksliga-Tauglichkeit gibt es innerhalb des FCOE ohnehin keine: „Wir haben es mit diesem Team geschafft und müssen daher nichts verändern“, meint Irg, der doch gesteht, dass er nicht Nein sagen würde, wenn sich ein junger, talentierter Spieler aus der Umgebung findet, der das Abenteuer Bezirksliga mitmachen möchte.

Apropos: Aus der eigenen Jugendarbeit hat der Verein an der Donau schon in den vergangenen Jahren seine Kraft gezogen. Und er wird es weiter tun. „Wir haben 100 Kinder und Jugendliche im Verein“, erzählt Josef Irg voller Freude. Der Fußball in Obernzell ist längst nicht tot.