Wenn die Senioren auf Kunstrasen ein Fußball-Hallenturnier austragen können, warum dann nicht auch die Junioren? 28 Jahre ist es her, dass Dr. Heinz-Günter Kuhls mit dieser Idee beim damaligen Passauer Oberbürgermeister Willi Schmöller auf offene Ohren stieß.
Heute ist der Sonnenland-Cup eine Erfolgsgeschichte, die Jugendfußball auf internationales Niveau hebt. Anfang Januar 2025 findet das Turnier zum 24. Mal statt. Dr. Heinz-Günter Kuhls, der vergangenes Jahr zusammen mit seinem Nachfolger Manuel Kirchberger die vielschichtigen Fäden der Mammut-Veranstaltung im Hintergrund zog – wird dann zum letzten Mal an der Spitze des Organisationsteams stehen. Der Vater des Sonnenland-Cups nimmt seinen Hut.
Kuhls war Jugendleiter bei der Spielvereinigung Hacklberg, als der Verein in der Nibelungenhalle ein Fußballturnier auf Kunstrasen ausrichten wollte – mit relativ großem Aufwand: „Drei Tage Aufbau, zwei Tage Abbau für fünf Stunden Herrenturnier – da steckte richtig viel Arbeit dahinter“, erinnert sich der 75-Jährige. Da würde es sich doch anbieten, so seine Überlegung, die so fußballfein vorbereitete Nibelungenhalle noch für ein Jugendturnier zu nutzen. Jedoch hätte der Verein dann für jeden Tag mehr Nutzung auch mehr Gebühr für die Halle zahlen müssen – „einen sehr großen Betrag“, sagt Kuhls. Er wird beim damaligen Passauer Oberbürgermeister Willi Schmöller vorstellig – und der sichert ihm zu: „Für die Jugend braucht ihr nichts für die Halle zu bezahlen.“
1997 wird das erste Hallenfußballturnier der Spvgg Hacklberg in drei Altersgruppen ausgetragen. Es kommt so gut an, dass man im Jahr darauf bereits mit sechs Altersgruppen an den Start geht – und auch für zwei Tage die Nibelungenhalle gratis nutzen darf.
Zwei Männer – eine grandiose Idee
Da lernt Heinz-Günter Kuhls Johannes Fesel kennen. Fesel organisiert zu diesem Zeitpunkt ein paar Kilometer weiter südöstlich von Passau mit dem „Baumit Cup“ ein international besetztes Turnier für Jugendfußballer. Die beiden Männer tauschen sich aus, und überlegen: Würde man gemeinsam an einem Strang ziehen, Turniere zeitlich aufeinander abstimmen – dann könnte man möglicherweise bekanntere und hochkarätige Jugend-Mannschaften an Land ziehen. Zum Beispiel eine, die in der Bundesliga spielt. „Der Verein war sofort begeistert von dieser Idee. Allerdings war uns allen klar, dass das viel Geld kosten würde“, sagt Kuhls. Auf der Suche nach Sponsoren wird man bei der örtlichen Brauerei Hacklberg vorstellig. Dem damaligen Direktor Kurt Maier gefällt das Konzept, doch mit Bier Werbung für ein Jugendturnier zu machen, kommt nicht in Frage. „Zum Glück hatte die Brauerei eine Limonade im Sortiment mit einem wirklich guten Namen – und damit war der Sonnenland-Cup geboren“, blickt Kuhls mit einem Lächeln im Gesicht zurück.
Was folgt, ist eine Hallenfußball-Erfolgsgeschichte, die in der Region einmalig ist. Renommierte Jugend-Fußballteams geben in den folgenden Jahren ihre Visitenkarte gleich doppelt ab – zum einen beim Sonnenland-Cup der Spvgg Hacklberg in Passau, zum anderen beim Baumit-Cup von Union Esternberg in Schärding. Vereine wie Bayern München, Borussia Dortmund, VfB Stuttgart, TSV 1860 München, Hamburger SV, Hertha BSC und Eintracht Frankfurt zählten zu den Teilnehmern. Auch internationale Teams wie der PSV Eindhoven, Sparta Rotterdam oder der FC Basel waren vertreten. Zu den bemerkenswerten Talenten, die hier spielten, zählt Mario Götze, der 2007 als Jugendlicher mit Borussia Dortmund teilnahm. Später erzielte er das entscheidende Tor im WM-Finale 2014 für Deutschland. „Auch Sami Khedira oder Leon Goretzka haben schon bei uns am Turnier gespielt“, betont Heinz-Günter Kuhls stolz. Stets habe das Turnier dabei unter dem Motto „Jugendsport statt Drogen“ gestanden, eine Botschaft, die Kuhls sehr wichtig war und ist.
„Ein bisschen Wehmut schwingt schon mit“
Dass er nun nach so langer Zeit aus dem Organisationsteam des Sonnenland-Cups ausscheidet, fällt dem 75-Jährigen nicht leicht. „Ein bisschen Wehmut schwingt schon mit“, gibt er zu. „Aber nach so vielen Jahren ist es Zeit, aufzuhören. Zumal ich mit Manuel Kirchberger einen jungen, guten Nachfolger gefunden habe, der seit zwei Jahren schon mit im Team ist und absolut in der Lage ist, das ohne mich umzusetzen.“ Beim 24. Sonnenland-Cup 2025 hat Kuhls seine Planungstätigkeit bereits reduziert, sie beschränkt sich hauptsächlich auf das Hauptturnier der C-Junioren. Danach geht Kuhls, wie er sagt, in den „Sportruhestand“. Den Sonnenland-Cup, der seit 2018 gemeinsam von der Spvgg Hacklberg und dem SV Schalding-Heining organisiert wird, sieht er in guten Händen und für die Zukunft bestens aufgestellt: „Ich habe zwar die Kontakte geknüpft, aber das ist nur ein kleiner Teil vom großen Ganzen. Ohne die über 100 Ehrenamtlichen, die wir für jedes Turnier brauchen, ohne die Mitglieder im Verein, die Eltern, alle Helfer, die sich ums Catering, den Ordnungsdienst oder den Aufbau kümmern – ohne diese Menschen gäbe es den Sonnenland Cup nicht.“