Wer hat das Zeug?
„Fünftelfinale“: Kreisklasse Pocking steuert auf Meisterschafts-Krimi zu

21.02.2023 | Stand 25.10.2023, 10:56 Uhr

Vernebeltes Spitzenspiel – am Ende behielten im letzten Spiel vor der Winterpause Alkofens Spielertrainer David Käser (r.) und der Spitzenreiter gegen Rangzweiten SG Hartkirchen/Pocking (Maximilian Gottlieb) mit einem 1:0-Sieg den „etwas besseren“ Durchblick. −F.: Sigl/3, Gerleigner/1, Verein/1.

Eine ebenso breite wie eng zusammen liegen- de Spitze präsentiert die Kreisklasse Pocking vor dem Beginn der Frühjahrsrunde am 25. März. Nur drei Punkte trennen Tabellenführer FC Alkofen vom Rangfünften FC Künzing II, Hochspannung ist garantiert. Eine Übersicht:

FC Alkofen

Die Zahlen: Platz 1 / 31 Punkte / 33:13 Tore
Torjäger: Christoph Sittinger (13), David Käser (8)
Zuletzt in der Kreisliga: 2015/16

Das Können haben sie zweifellos beim FC Alkofen, dass der frühere Bezirksligist weiterhin auch an der Spitze bleiben kann, hängt laut Abteilungsleiter Daniel Kiermeier freilich nicht nur von diesem Faktor ab. „Es ist noch ein weiter Weg. Wir sehen ja, dass es eine enge Kiste ist“, sagt der 43-Jährige. „Es dürfen sich nicht viele Spieler weh tun und du brauchst auch Glück.“ Das habe in den vergangenen Jahren etwas gefehlt. Doch diesmal könne man in entscheidenden Phasen mal zulegen, das eine oder andere Tor mehr schießen als der Gegner. Und es sei Verlass auf eine routinierte Abwehr mit den Recken Christoph Palzer (34), Matthias Knogler (39), Johannes Feichtinger (29) oder Simon Zitzelsberger (33) sowie die „Granate“ (Zitat Kiermeier) Torhüter Ivan Ilic (32). Und vorne ist auf Spielertrainer David Käser Verlass. Der 33-Jährige „ist ein Unterschiedsspieler“ stellt Kiermeier heraus.

Daneben stehen junge Kräfte wie Julian Moser (18, 10 Einsätze), Philipp Vogl (21, 13) oder Florian Molnar (18, 10) ihren Mann. Kurzum, „die Mischung stimmt, das Mannschaftsgefüge passt“, versichert der Spartenchef.

Das Vertrauen in die eigene Mannschaft ist groß, das Konkurrenz-Quartett genießt freilich ebenso Respekt in Alkofen. „Aunkirchen hatte eine starke Serie im Herbst und hat wirkliche gute Spieler in seinen Reihen“, lobt Kiermeier. Das Team mit seinen Spielertrainern leiste gute Arbeit. Bei der SG Hartkirchen, die nahe der Winterpause etwas nachgelassen hat, „muss man sehen, wie sie aus der Pause kommt“. Die bislang stärkste Truppe aus der Top-Riege habe man bei den direkten Vergleichen im FC Fürstenzell vorgefunden, und schließlich stellt Künzing II „eine junge Mannschaft, bei der entscheidend sein wird, wie sie sich aus der Ersten verstärken kann“.

FC Aunkirchen

Die Zahlen: Platz 2 / 29 Punkte / 38:23 Tore
Torjäger: Maximilian Semmler (10), Niklas Geiger (6)
Zuletzt in der Kreisliga: 2014/15

Blitzstart, Talsohle und kontinuierlicher Vormarsch – sollte sich der Weg des FC Aunkirchen im Frühjahr in diesem Modus fortsetzen, dann kann es wirklich was werden mit der Kreisliga-Rückkehr nach acht Jahren. „Wir hatten uns vorgenommen, unter den ersten Drei, Vier dabei zu sein“, sagt Spielertrainer Thomas Pfefferkorn (40), „sollten wir den Aufstieg nicht schaffen, wäre es kein Beinbruch.“ So lange wie möglich oben bleiben wolle man natürlich schon, „wir schauen von Spiel zu zu Spiel. Die Konstantesten werden’s machen“, weiß auch der 40-jährige frühere Vilshofener Landesliga-Stürmer, der mit Stefan Forster und Stefan Seidl (beide 36) ebenso erfahrene Co-Spielertrainer an seiner Seite hat.

Das Trio musste nach einem furiosen 8:1 gegen Neuling Rotthalmünster zum Saisoneinstieg vier Niederlagen quittieren. „Am Anfgang hat es uns brutal erwischt“, erklärt Pfefferkorn. Zehn, zwölf Leute hätten wegen Verletzungen bzw. Urlaub gefehlt, „aber dann lief es wieder ganz gut, als alle wieder dabei waren“. Und wie es lief: 17 Punkte in sieben Spielen ohne Niederlage – ganz stark! Fürstenzell schob dann einer Fortsetzung der Erfolgsreihe (1:3) einen Riegel vor, ehe bis zur Winterpause nochmals drei Dreier folgten.

Der letzte gegen Künzings Reserve, die Pfefferkorn dann unter den Besten für konkurrenzfähig hält, wenn diese nicht ständig Spieler für die Bezirksliga-Mannschaft abstellen muss. Körperlich und spielstark und defensiv gefestigt sei die punktgleiche SG Hartkirchen, während es dem FC Fürstenzell an Beständigkeit mangle. Ganz im Gegensatz zu den Alkofenern. „Eine unglaublich heimstarke und erfahrene Truppe. Sie wird bis zum Schluss ganz vorn dabei sein“, mutmaßt der 40-jährige, der sich selbst auf dem Feld nicht mehr in den Vordergrund drängt. „Es sollen die Jungen spielen“, begründet er seine bescheidene Einsatzbilanz (3) in der „Ersten“.

Möglicherweise kann sich der Chefcoach auch im Frühjahr zurückhalten, denn momentan gibt es keine Verletzten zu vermelden, im Gegenteil: Mitte Dezember ist Defensivmann Julian Behr (21) zum FCA gestoßen, der zuvor drei Jahre für Kreisligist TSV Karpfham bzw. in der Schaldinger Nachwuchsriege gespielt hat. „Ein ganz guter Bursche. Er tut uns gut“, freut sich Pfefferkorn über den vielseitig verwendbaren 21-Jährigen.

SG Hartkirchen/Pocking

Die Zahlen: Platz 3 / 29 Punkte / 42:21 Tore
Torjäger: Maximilian Dörfler (9), Kevin Putta, Manuel Reinl (beide 6)
Zuletzt in der Kreisliga: SV Hartkirchen 2018/19, SV Pocking 2012/13

Ein ganz enges Meisterschaftsfrühjahr sieht Tobias Grabl auf das Führungsquintett zukommen. „Das Leistungsniveau ist bis weit hinunter in der Tabelle ähnlich“, sagt der 33-jährige SG-Spielertrainer. Dass er und seine Truppe wie im letzten Jahr in der obersten Etage zu finden sind, „sehe ich nicht so selbstverständlich, denn nach der Relegation hatten wir nur eine kurze Vorbereitungszeit“. Nach trotzdem „sehr, sehr gutem Saisonstart kam im Spätherbst ein Einbruch“. Rang 3 findet darum der frühere Regionalliga-Spieler (Greuther Fürth II) „vollkommen in Ordnung“. In den ersten Frühjahrsspielen erwarte er eine Vorentscheidung im Titelkampf („Derjenige mit dem besseren Start macht das Rennen“) und ebenso eine Trennung der momentan besten Fünf. Von denen wiederum traut Grabl Spitzenreiter Alkofen sehr viel zu („Wenn sie komplett sind. Die beiden Spielertrainer machen einen guten Job. die Mannschaft arbeitet taktisch gut“), im FC Künzing II sieht er „eine Wundertüte. Sie haben personell sehr viele Möglichkeiten. Aber grundsätzlich stehen diese fünf Mannschaften zurecht da oben“, sagt der 33-Jährige. Ander eigenen Mannschaft lobt er den starken Willen, „sie investiert in jedem Spiel sehr viel“. Ein Vorteil sei zudem, „dass wir von größeren Verletzungen bisher vollkommen verschont geblieben sind“.

FC Fürstenzell

Die Zahlen: Platz 4 / 28 Punkte /36:28 Tore
Torjäger: Andreas Gerauer (9), Paul Löw, Felix Stoiber (beide 7)
Zuletzt in der Kreisliga: 2018/19

Einen großen Vorteil bringen die Fürstenzeller mit in die Frühjahrsrunde: „Wir spielen noch gegen alle Mannschaften aus der Führungsgruppe“, sagt Trainer Christian Stadlberger (53). Man könnte es sich also selbst richten im Titelkampf. Dass es dann oftmals nicht so kommt, „wissen wir ja. Gegen die stärkeren Mannschaften läuft es besser als gegen die vermeintlich schlechteren, und das passiert uns ganz gern mal“, bekennt der 53-jährige mit einem Schmunzeln. In jedem Fall aber werde es darauf ankommen, das konstanteste Team zu formen, „der wird dann das Rennen für sich entscheiden“. Die erste große Prüfung hat seine Truppe am 2. April vor sich, gegen die SG Hartkirchen, die weiteren „Endspiele“: 10. April Alkofen, 14. Mai Künzing II und zum Saisonabschluss am 28. Mai Aunkirchen.

Ob diese Mannschaften dann immer noch im Spitzenpulk stehen, ist ungewiss, soviel aber schon: „Mit dem bisherigen Verlauf der Saison können wir zufrieden sein“, bilanziert Stadlberger. Denn personell habe es einige Klippen zu umschiffen gegeben. Der Abgang von Valentin Hasmeier (nach Hauzenberg) und die Rücktritte von Matthias Hammer und Andreas Hüttel „haben uns weh getan“. Verletzungen dünnten den Kader aus – Marco Seibold und Wilhelm Demlehner haben nur einen Bruchteil der bisherigen 16 Spiele bestreiten können, Manuel Hanuss (mehrfacher Bänderriss im Knöchel) und Quirin Amann (Kreuzbandriss in der letzten Saison) sind überhaupt noch nicht zum Zug gekommen. „Wir hoffen, dass sie im Frühjahr wieder dabei sind“, sagt der Trainer, der zusätzlich mit Felix Plank und Vinzent Donath nur „Teilzeitkräfte“ zur Verfügung hat, nachdem diese auswärts studieren.

Unter all diesen Umständen „stehen wir relativ gut da“, bekräftigt Stadlberger noch einmal. Und stellt prägnante Merkmale der Konkurrenten heraus: die SG Hartkirchen als abgeklärteste Mannschaft, Aunkirchen als junges, im Vergleich etwas unkonstantes Team, daneben Alkofen als gewachsene Einheit mit einem sehr guten Torhüter Ivan Ilic und dazu sehr torgefährlich und schließlich Künzing II als spielerisch und physisch stärkste Truppe. Und die eigenen Qualitäten? In sechs ungeschlagenen Heimspielen gab es ebenso 14 Punkte wie in zehn Partien auswärts; dort allerdings bei negativem Torverhältnis von 19:20. Wichtig sei aber auch: „Wir wollen unseren Zuschauern attraktiven Fußball zeigen. Das glaube ich gelingt uns ganz gut“, sagt der FC-Übungsleiter.

FC Künzing II

Die Zahlen: Platz 5 / 28 Punkte / 34:22 Tore
Torjäger: Thomas Pirkl, Ingo Saller (beide 7), Levin Koch (4)
Erst seit 2012/13 im aufstiegsberechtigten Spielbetrieb

Ohne Druck geht die Bezirksliga-Reserve in die Frühjahrsserie. „Wir sind mit unserer zweiten Mannschaft im Soll“, sagt Trainer Robert Rothmeier. Hinter dem „Soll“ versteckt sich durchaus das Wort Überraschung, denn, betont der 57-Jährige, „wir haben einen kleinen festen Spielerstamm und müssen uns immer wieder durch Ersatzspieler aus der ersten und dritten Mannschaft und auch aus der A-Jugend ergänzen“. Fast jedes Wochenende müsse er neu aufstellen. „Wir sind nicht eingespielt, und daran mag es liegen, dass wir wichtige Spiele dann nicht gewinnen können, obwohl sie recht eng verlaufen und wir das eine oder andere hätten gewinnen können.“ Wie zum Beispiel die letzten Partien vor der Winterpause in Hofkirchen (1:2) und daheim gegen Aunkirchen (0:1). „Ich kann aber der Mannschaft nicht böse sein, denn der Altersschnitt ist manchmal unter 22 und jeder, der spielt, macht es sehr engagiert.“ Insofern könne man die Situation entsprechend einschätzen, auch wenn die momentane Tabellenlage höher gestellte Ambitionen vermitteln mag.

Wobei Rothmeier eigenem Bekunden zufolge den Ehrgeiz besäße, eins höher mitzumischen. Es werde aber auch von Verletzungen abhängen, „von größeren sind wir bislang verschont worden“. In jedem Fall nennt er andere Mannschaften als erste Titelanwärter, wie die Aunkirchner oder die SG Hartkirchen. „Alkofen hat mich überrascht, aber sie sind stabiler geworden und können mehr Tore schießen. Sie haben einen Käser oder Sittinger, uns fehlt eben der klassische Torjäger.“ Fehlen noch die Fürstenzeller. Rothmeier: „Sie spielen nicht schlecht, haben aber immer wieder mit Personalproblemen zu tun. Was mir aber imponiert, sie integrieren relativ viele Junge, und das ist die Zukunft des Fußballs.“


Frühjahrsstart, Samstag, 25. März: SG Hartkirchen/Pocking – Ortenburg; Sonntag, 26. März: Kößlarn – Walchsing, Dorfbach – Rotthalmünster, SG Neukirchen/Inn/Engertsham – Alkofen, Aunkirchen – Hofkirchen, Haarbach – Künzing II, SG Gergweis/Pörndorf – Fürstenzell.