Angefangen von Trainingsgestaltung über die Gegneranalyse bis hin zur Aufstellung: Das Aufgabenspektrum eines Fußball-Trainers ist inzwischen breit gefächert. Daher hat sich die PNP bei Coaches der Kreisliga Passau umgehört, wie sie ihr Hobby mit Privat- und Berufsleben unter einen Hut bringen.
„Wir trainieren jeden Tag, außer am Spieltag.“ Diesen Satz bekam der Karpfhams Trainer Reinhard Völdl (52) zu hören, als ein Mannschaftskollege damals in großer Runde Trainer-Ikone Franz Hackl (74) um den Vorbereitungsplan fragte. Völdl erinnert sich gerne an diese Anekdote und seine Zeit als Spieler beim SV Hutthurm zurück, wo der jetzige Bezirksligist in der damaligen 4. Liga antrat. Mittlerweile coacht der 52-jährige selbst seit über zwei Jahrzehnten Teams. Sechs mal Training in einer Woche, heutzutage nicht mehr denkbar. „Mehr wie zwei Einheiten werden von den Spielern im Saisonbetrieb nicht akzeptiert.“ Den Aufwand als Trainer stuft er als „überschaubar“ ein. Auch weil in Karpfham die Kommunikation im Trainerteam stimmt, vom Co- bis zum Torwarttrainer ist alles bereits vor Trainingsstart kommuniziert, wie und welche Schwerpunkte trainiert werden. Auch die Gegneranalyse nimmt nach vielen Jahren in der Kreisliga, wo man die Teams schon lange kennt, nicht all zu viel Zeit in Anspruch.
Zudem finden viele Spiele nahe seines Wohnorts Hauzenberg statt, daher hat der frühere Ausnahmekönner Völdl zu Auswärtsspielen nicht selten kürzere Wege als die Spieler. Die größere Entfernung nach Karpfham (ca. 55 Kilometer) nimmt Reinhard Völdl gerne mehrmals die Woche in Kauf, auch weil ihm die Arbeit mit den Spielern Spaß bereitet und die Kommunikation mit den Verantwortlichen von großem Respekt geprägt ist, betont er. Als selbstständiger neutraler Bank- und Versicherungskaufmann kann die zur Verfügung stehende Zeit zudem gut eingeteilt werden. „Solange es mir mehr gibt als nimmt, mache ich es gern und dadurch bleibt man seinem Hobby letztlich auch treu.“ Der Ausgleich zum Beruf tut Völdl ebenfalls gut, natürlich kollidieren hierbei auch Termine, diese werden für den Fußball oftmals aber auch hinten angestellt.
Die Zeiten der „One-Man-Show“ sind längst vorbei
Die Zeiten einer „One-Man-Show“ als Trainer sind längst vorbei im Amateurfußball. Dass ein Coach alle Aufgaben erledigt, ist inzwischen höchst selten. Am nähesten kommt diesem klassischen Modell in der Kreisliga Passau der SV Hohenau. Der Neuling aus dem Landkreis Freyung-Grafenau hat mit Christian Pauli (45) einen Trainer, der die Mannschaft führt. Aber auch der 45-Jährige hat mit Torwarttrainer und Sportchef Assistenten, die ihm mit Rat und Tat zur Seite stehen. Das Gros der 14 Mannschaften hört aber auf die Ansagen mehrerer Coaches, so stehen in den Kaderlisten insgesamt 31 Trainer: Elf Spielertrainer, je neun „Linientrainer“ und spielende Co-Trainer sowie zwei klassische Assistenten. Manuel Mikolaiczyk (SV Schalding II) ist so ein spielender Assistent und mit seinen 24 Jahren der jüngste Verantwortliche der Liga. Mario Hager (56, DJK Straßkirchen) ist dagegen der erfahrenste. Eine Besonderheit stellt das Trainerteam des aktuellen Tabellenführers DJK Eberhardsberg dar. Mit Manuel Grillhösl (39), Manuel Karl und Nikola Vasic (beide 27) stehen drei gleichberechtigte Spielertrainer an der Spitze des Teams.
− mid
Bei West-Spielercoach Sebastian List (34) ist Erwerbstätigkeit und Fußball ebenfalls gut vereinbar. Als Gymnasial- und Mittelschullehrkraft fungiert der Torjäger aktuell an einer Bildungsstätte in Schöllnach. Beim 34-jährigen gibt es aber auch Phasen wo der Fußball „gänzlich in den Hintergrund“ rückt. Vor allem in diesen Momenten kann sich List aber voll und ganz auf Trainerkollege Patrick Mühlberger (35) verlassen. Die beiden teilen sich ihre Aufgaben generell komplett auf. „Jeder bringt seine eigene Philosophie mit ein, am Ende finden wir aber immer den gleichen Nenner.“ Privat hebt der Mittelfeldspieler die große Unterstützung seiner Frau Franziska hevor, oft genug musste Freizeit- und Urlaubsplanung schon darunter leiden. Außerdem schätzt List, dass seine Eltern fast bei jeder Partie mit dabei sind und ihm immer ein Feedback mitgeben. Das private Umfeld sozusagen als großer Halt. Beim Thema „Gegnervorbereitung“ spielt der Pädagoge oftmals sein Netzwerk aus. Immer wieder holt er sich durch Telefonate mit Trainerkollegen wichtige Informationen ein. Natürlich besucht das Trainer-Duo auch hin und wieder andere Kreisligaspiele.
Vorteil Spielertrainer: „Der Austausch ist viel schneller“
Thomas Hidringer (29) ist mittlerweile seit über zehn Jahren als Spielercoach unterwegs, beachtlich bei seinem noch jungen Alter. Seit 2019 trainiert er seinen Heimatverein Hofkirchen, der im Frühjahr den Aufstieg feierte. Der neue „Kreisliga-Alltag“ beinhaltet nach eigener Aussage jedoch viel Arbeit. Umso wichtiger das Zusammenspiel mit „Co“ Alexander Fürst (27) und Sportleiter Maximilian Penzenstadler, täglich finden Telefonate zwischen dem Trio statt. Neben der 1. Mannschaft betreut das Gespann auch die „Zweite“ und „Dritte“ im Training.
Den August hält sich Hidringer immer so weit es geht frei, als Lehrer am sonderpädagogischen Förderzentrum in Passau investiert er vor allem in den Ferien viel für den Fußball. Die ersten beiden Partien verpasste der 29-jährige noch aufgrund einer Rotsperre, dabei gab er Anweisungen von der Linie, bevorzugt es aber selbst auf dem Platz zu stehen. „Der Austausch mit Spielern ist schneller. Zusätzlich kann ich mit gutem Beispiel voran gehen und wenn’s nicht läuft auf die Jungs einwirken.“ Auch die Sprache stellt keinerlei Probleme trotz der unterschiedlichen Nationalitäten im Team dar. Die meisten der Legionäre sind schon lange in Deutschland und sprechen teilweise sogar Bayrisch. „Wenn es taktisch zu schnell geht, wird sich dann gegenseitig unterstützt.“
Drei Trainer der Kreisliga Passau haben der Heimatzeitung ihren Alltag als Coach geschildert. Insgesamt sind in der gesamten Liga (14 Teams) übrigens 31 (Spieler-)Trainer beschäftigt.
7. Spieltag / Samstag, 15 Uhr: Perlesreut – Schalding II; 16 Uhr: Karpfham – Vilshofen; 17 Uhr: Hofkirchen – Straßkirchen Tittling – Eberhardsberg; Sonntag, 15 Uhr: Tiefenbach – Schönberg, Künzing II – Passau-West; 16 Uhr: Hohenau – Salzweg.
Zu den Kommentaren