„Geschlossene Leistung der gesamten Abteilung“
Tabuthema Meisterschaft: Neuötting ist scharf drauf – Innstädter erklimmen am letzten Spieltag überraschend Tabellengipfel

22.05.2024 | Stand 22.05.2024, 17:29 Uhr |

Die glückliche Mannschaft des TSV Neuötting feierte in ihren Aufsteiger-T-Shirts und mit Pokal die Meisterschaft der Kreisklasse 3. − Fotos: Nöbauer

Von Franz Aichinger

Nur einmal standen die Fußballer des TSV Neuötting in dieser Spielzeit der Kreisklasse3 ganz oben – nach dem letzten Spieltag. Die homogen auftretenden Mannen um den vor dieser Saison verpflichteten Spielertrainer Marcell Arnold feierten mit dem 2:1 im Derby bei der SG Kirchweidach/ Halsbach den 16. Dreier und gaben damit dem auf der Zielgeraden schwächelnden Titelfavoriten DJK-SV Pleiskirchen noch das Nachsehen. Sechs Jahre nach dem Abstieg 2017/18 kehren die vom Titelgewinn selbst ein wenig überraschten Innstädter damit wieder in die Kreisliga zurück.

Das Ziel mit dem neuen Coach sei eigentlich gewesen, besser abzuschneiden als die letzten Jahre, als man meist im Mittelfeld der Tabelle rangierte. „Schon der 2.Platz wäre Wahnsinn gewesen. Dass es dann in der Rückrunde so gut läuft, das war nicht zu erwarten“, sagt Alexander Kreiner, beim TSV Sportlicher Leiter und spielender Co-Trainer in Personalunion. Der Mittelfeldmann legte zusammen mit seinen Mitstreitern mit 29 Punkten die beste zweite Saisonhälfte aller 13 Mannschaften hinter Pleiskirchen (28) hin. Von den neun Partien nach der Winterpause wurden acht gewonnen, nur gegen Abstiegsrelegant FC Mühldorf reichte es für das mit 27 Zählern zweitstärkste Heimteam hinter dem Vizemeister TuS Traunreut (28) lediglich zu einem 1:1.

Beste Auswärtsbilanzund sicherste Abwehr

Ein Grund, warum die Neuöttinger am Ende mit drei Punkten die Nase vorne hatten, ist ihre Ausgeglichenheit und ihre Auswärtsstärke. Mit 26 Zählern waren sie auf des Gegners Platz „dank extrem vieler Tore nach Standardsituationen, der flexiblen Spielanlage und der schnellen Stürmer“, so Kreiner, das Maß der Dinge. Wiederum an Position2 folgt hier Pleiskirchen (25).

Dennoch sei dieses Sportjahr kein Selbstläufer gewesen. „Uns wurde nichts geschenkt“, berichtet der Sportliche Leiter, für den die mannschaftliche Geschlossenheit die Basis für diesen Coup bildet. So wurden in der Truppe um Kapitän Alexander Reberger insgesamt 27 Aktive eingesetzt. Die 60 Tore – zweitbeste Ausbeute hinter Pleiskirchen (64) – verteilen sich auf 14 verschiedene Schützen. Wichtig, so betont der 40-Jährige weiter, sei dem Trainerteam, in dem auch Torwart-Trainer Michael Welschof einen wichtigen Beitrag geleistet hat, immer gewesen, „dass hinten die Null steht“. Das ist in acht der 24 Einsätze auch gelungen. So kassierte die Defensive um die Innenverteidiger Arnold und Reberger sowie Torhüter Richard Gergye, der mit dem SV Erlbach in Verbindung gebracht wird, nur 26 Gegentreffer. Das ist der Top-Wert hinter Traunreut (27).

Insgesamt glänzte die Mannschaft, in der die Altersstruktur passt, mit zwei Serien, in denen jeweils zehn Begegnungen ohne Niederlage gelangen. Dabei waren die Neuöttinger letzten Sommer alles andere als gut aus den Startlöchern gekommen. Nach den ersten drei Partien standen magere drei Punkte auf der Habenseite. „Wir hatten einen neuen Trainer, neue Spieler und mit dem 4-3-3 ein neues System“, informiert Kreiner und spricht gleichzeitig dem Kollektiv um Daniel Kagerer, der mit 16 Toren gleichauf mit Harald Bonimeier (SV Haiming) und Martin Volzwinkler (TSV Heiligkreuz) die Schützenliste der Liga anführt, ein Lob aus. Schließlich seien in der Folge die Vorgaben immer besser umgesetzt und die Abläufe verinnerlicht worden. Damit war der Grundstein gelegt für die Aufholjagd, die schließlich in der Meisterschaft gipfelte.

Am Anfang hätten sich seine Schützlinge mit den neuen taktischen Anweisungen etwas schwer getan, verrät Marcell Arnold. „Dann haben es die Jungs angenommen und es hat immer besser funktioniert“, freut sich der 31-Jährige, der bei seiner ersten Station als Cheftrainer gleich einen Volltreffer gelandet hat. Den führt er vor allem auf „den Zusammenhalt untereinander und das freundschaftliche Verhältnis“ zurück. Die Meisterschaft, so betont er, sei „immer ein absolutes Tabuthema“ gewesen: „Auch wenn nie darüber gesprochen wurde, war doch jeder scharf drauf.“

Trainingslager im Frühjahrals „Wachrüttler“

„Gleich so einen Erfolg zu feiern, ist brutal. Da scheinen wir an den richtigen Stellschrauben gedreht zu haben“, jubelt Patrick Wurm. Der Abteilungsleiter des TSV hat im Herbst zusammen mit seinem Stellvertreter Dominik Kraus das Zepter von Dominik Lang und Michael Welschof übernommen. „Die sensationelle Rückrunde mit dem Stammpersonal, das zusammengewachsen ist“, schreibt er neben „dem Zusammenhalt in der Abteilung und dem neuen Trainerteam“ auch einem Trainingslager in der Vorbereitung zu: „Das war der Wachrüttler. Da sind nochmal alle zusammengerückt.“ Als „Krönung der geschlossenen Leistung der gesamten Sparte“ gehe es jetzt in die Kreisliga. „Da warten wir auf Pleiskirchen“, hofft Wurm, dass der Lokalrivale möglichst bald nachzieht.

Bevor es in der neuen sportlichen Umgebung aber mit spannenden Derbys los geht, steht am 30. Juni für die Neuöttinger noch der Erdinger Meistercup auf dem Programm. Da kann der Überraschung-Gipfelstürmer erneut zeigen, dass Einsatz, Disziplin, Zusammenhalt und ein langer Atem zum Erfolg führen.