Rückkehr ins sportliche Wohnzimmer
„Sie wissen genau, wie ich ticke“: Reichenhalls Aufstiegstrainer Kantsperger trifft mit Waging auf sein Ex-Team

21.11.2024 | Stand 21.11.2024, 10:40 Uhr |

Michael Kantsperger kehrt als Waging-Coach erstmals nach seinem Abschied beim TSV Bad Reichenhall als Gegner seines Ex-Teams in sein sportliches Wohnzimmer Nonner Stadion zurück. − Foto: Bittner

In der Relegation gegen die SG Schönau kam Waging-Coach Michael Kantsperger am 23. Mai dieses Jahres schon einmal zurück ins Nonner Stadion, seinem sportlichen Wohnzimmer über fast drei Jahrzehnte. Nun steht für den Reichenhaller Aufstiegscoach dort erstmals ein Fußballspiel gegen sein ehemaliges Team auf dem Programm – Samstag, 23. November, 14 Uhr. Heimatsport.de hat deshalb im Vorfeld der besonderen Partie mit dem 34-Jährigen, der auch die „Seerosen“ sofort in die Kreisliga führte, gesprochen.

Herr Kantsperger, Sie werden es erst nach dem Spiel genau wissen, wie das Gefühl war, als Gäste-Trainer im Nonner Stadion – ihrem ehemaligen sportlichen Wohnzimmer – gegen Reichenhall angetreten zu sein. Welche Gemütslage befällt Sie im Vorfeld?
Michael Kantsperger: Persönlich ist das schon etwas ganz Besonderes. Selbst die Relegation gegen Schönau war, obwohl meine ehemalige Reichenhaller Mannschaft sportlich damit nichts zu tun hatte, sehr speziell. Ich habe fast mein ganzes Leben dort verbracht, kenne im Grunde alle, treffe mein ehemaliges Team, Freunde, Bekannte. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass das für mich selbstverständlich ein ganz besonderes Spiel wird. Mich befällt beim Gedanken, alle wiederzusehen, eine große Vorfreude.

Ist dieses Spiel vielleicht aber auch das anstrengendste, da Sie neben der nötigen Konzentration aufs sportliche Geschehen viele Hände schütteln und reichlich Smalltalk führen dürfen?
Kantsperger: Das alles gehört vor und nach dem Spiel dazu. Wenn ich jedoch in die Kabine gehe, besinne ich mich voll und ganz auf meine Aufgabe. Das war schon beim Relegationsspiel so. Der Fokus gilt dann über die 90 Minuten zu 100 Prozent meiner Mannschaft, mit der ich ein gutes Auswärtsspiel bestreiten will. Es ist ja auch so, dass es für meine Jungs eine „ganz normale“ Partie ohne speziellen Bezug zu Reichenhall ist. Besonders ist es ja wirklich nur für mich. Darum dürfen wir alle nicht mehr daraus machen, als es ist.

Wie bewerten Sie die aktuelle Entwicklung ihres Ex-Teams?
Kantsperger: Sie hatten über viele Runden nicht wirklich das Glück gepachtet, mit derart vielen Verletzten, wichtigen Spielern. So kann sich eine Mannschaft natürlich nicht wirklich einspielen. Selbstverständlich hat Reichenhall sehr viel mehr Qualität als es der aktuelle Tabellenplatz aussagt. Interna kenne ich freilich nicht oder was im Training passiert. Zudem ist es nicht meine Aufgabe, den TSV zu bewerten. Aber noch ein Gedanke: Sie haben zuletzt in Anger gewonnen. Das ist stark und alles andere als leicht, ich weiß, wovon ich spreche (Waging bezog vor drei Wochen mit 0:4 die höchste Saisonniederlage in Anger/d. Red.).

Ist die Vorbereitung auf einen Gegner, bei dem Sie fast alle Spieler sehr gut kennen, leichter oder eher anstrengender, weil sie Ihrem jetzigen Team so viel mitteilen könn(t)en…
Kantsperger: Meine Trainer-Intention sieht immer so aus, dass der volle Fokus auf uns liegt. Meine Mannschaft soll auf sich selbst schauen. Das eine oder andere weiß ich natürlich über diesen speziellen Gegner. Im Gegensatz dazu kennen mich die Reichenhaller ebenfalls ganz genau und wissen, wie ich als Coach ticke. Ich erfinde mich schließlich nicht neu. Mein Team soll sich auf sich konzentrieren und seine Stärken auspacken. Wenn wir 100 Prozent erreichen, was wir heuer oft geschafft haben und was in dieser Liga absolut nötig ist, dann funktioniert es.

Noch ein Wort zu Ihrer Mannschaft, die aktuell mehr als doppelt so viele Punkte hat wie Reichenhall: Könnte für einen Aufsteiger kaum besser laufen, oder?
Kantsperger: Wenn man sich die Tabelle anschaut, unsere eingefahrenen Punkte – das alles hätte ich vor der Saison natürlich sofort so unterschrieben. Uns ist viel aufgegangen, wir hatten oft das nötige Spielglück. Ab Ende September konnten wir viermal in Folge zu Null gewinnen. Wenn wir alles reinhauen, unsere Qualität auf den Platz bringen, ist alles gut. Freilich muss man auch mal so ein Spiel wie zuletzt daheim gegen Neuötting hinnehmen, als uns in der Nachspielzeit hinten einer reinfällt (0:1/d. Red.).


Interview: Hans-Joachim Bittner