SV-DJK-Bekanntheiten bei Event
Aus Emmerting in die weite Fußball-Welt: Michael Wiesinger und Co. stellen sich den Fragen

14.01.2025 |

Bei der Veranstaltung „Talentschmiede Emmerting“ interviewte Bürgermeister Stefan Kammergruber (von links) die heimischen Fußballikonen Michael Wiesinger, Hanna Kallmaier, Simon Vitzthum sowie Andreas Proksch. Über den Besuch freuten sich auch der Vorsitzender des Fußballfördervereins Hubert Killinger sowie Vorstandsmitglied Tobias Fischer. − Foto: Aicher

„Wir sind stolz, so viele Größen in so einem kleinen Ort zu haben“, so Hubert Killinger, Vorsitzender des Fußballfördervereins Emmerting. Mit rund 4200 Einwohnern ist es wahrlich beachtlich, dass es mehrere Talente aus der Gemeinde in die große weite (Fußball-)Welt geschafft und sich dort etabliert haben. Anlässlich des 25-jährigen Bestehens brachte der Verein genau diese für die Sonderveranstaltung „Talentschmiede Emmerting“ im Sportheim zusammen und gab Nachwuchskickern die Möglichkeit, sie persönlich kennenzulernen.

Vom Champions-League-Sieger bis hin zum Amateurligameister – die Erfolge und Titel, die die Emmertinger Bekanntheiten Michael Wiesinger, Julian Pollersbeck, Hanna Kallmaier, Christoph Dinkelbach, Andreas Proksch und Simon Vitzthum aufweisen, lassen sich gut lesen. Kein Wunder also, dass es nicht einfach war, einen gemeinsamen Termin zu finden, an dem alle erscheinen konnten. Bereits im Oktober hatte der Förderverein das Jubiläum gefeiert. Die Sonderveranstaltung musste jedoch in den Januar – also in die Winterpause – gelegt werden, berichtete Killinger.

Julian Pollersbeck schickt Videobotschaft

Kurzfristig wegen eines Testspiels nicht dabei war dann jedoch Pollersbeck, der beim Zweitligisten SSV Jahn Regensburg unter Vertrag ist. Zuvor spielte er unter anderem für den SV Wacker Burghausen, Olympique Lyon und den Hamburger SV. Der 30-jährige Torwart ließ es sich nicht nehmen, eine Videobotschaft zu schicken, in der er über seine Karriere sprach. Früher habe er so viel wie möglich „rumgebolzt“. „Aber man braucht auch Glück und Förderer“, erklärt der U21-Europameister von 2017, der dem Nachwuchs riet: „Habt einfach Spaß und verbringt die Zeit draußen und nicht am Telefon.“ Ebenfalls beruflich verhindert war Christoph Dinkelbach, aktuell spielender Co-Trainer beim Bayernligisten SV Kirchanschöring. Auch für die U19 und zweite Mannschaft der Münchner Löwen sowie den SV Pullach stand er auf dem Rasen. Im vergangenen Jahr wurde sein Treffer in der Partie beim SV Schalding-Heining zum „Bayern-Treffer des Monats“ August gewählt.

„Für mich ist das ein wichtiger Termin hier. Dorthin zurückzukommen, wo man herkommt, ist etwas Besonderes“, betonte Wiesinger, der extra aus Nürnberg angereist war. Seit 2019 ist er dort Leiter des Club-Nachwuchsleistungszentrums. Bei den Mittelfranken ist er mittlerweile sehr verwurzelt, stand für den Verein von 1993 bis 1999 auf dem Rasen und coachte zeitweise die „Erste“ und „Zweite“. Zu den größten Erfolgen seiner aktiven Karriere gehört der Champions-League-Erfolg 2001 und der DFB-Pokal-Sieg 2000 mit dem FC Bayern München, dazu kamen zwei deutsche Meistertitel (2000 und 2001). Auch für den TSV 1860 München (2001 bis 2003) und den SV Wacker Burghausen (2004 bis 2007) absolvierte er zahlreiche Partien. „Es erdet mich immer, wenn ich nach Emmerting komme. Hier kann ich Kraft tanken“, erklärte Wiesinger in der Interviewrunde, die übrigens dessen Cousin und Bürgermeister Stefan Kammergruber durchführte. „Der Fußball ist schon auch eine Scheinwelt. Wichtig ist, dass man normal bleibt und das Privileg, das man hat, schätzt. Das sage ich auch den Kindern in Nürnberg immer wieder.“ Um erfolgreich zu sein, müsse man sich vor allem auch selbst motivieren können und auf die Trainer hören, sagte der 52-Jährige. Er selbst könne sich noch an Situationen aus seiner Jugend genau erinnern, in denen er – auch aufgrund seiner Größe – von Gegnern zunächst nicht ernst genommen wurde. Das habe sich – nachdem man gegeneinander gespielt hatte – geändert. „Das sind prägende Momente.“

Schöne Erinnerungen an Zeit am Emmertinger Fußballplatz

Auch Kallmaier erinnert sich gerne an ihre Kindheit und Zeit am Fußballplatz in Emmerting zurück. Dabei kickte sie zudem gemeinsam mit Pollersbeck, der wie sie 1994 geboren wurde. Die 30-Jährige hatte die weiteste Anreise, denn seit 2020 lebt und kickt sie in Island. Zunächst stand sie beim Erstligisten ÍBV Vestmannaeyjar unter Vertrag, ehe sie zu Valur Reykjavik wechselte, mit dem sie 2023 den Meistertitel holte. Auch in den Jugendnationalmannschaften feierte die Mittelfeldakteurin Erfolge, 2011 wurde sie mit der U17 EM-Dritter. Immer noch halte sie mit Kindergartenfreunden Kontakt. „Emmerting ist eine Heimat für mich, die nie verloren geht.“ Als Frau habe sie sich in einer Männerdomäne wie dem Fußball oft rechtfertigen müssen, warum sie den Sport überhaupt betreibe, erklärte sie. „Ich musste mich durchkämpfen. Es ist meine Leidenschaft, das, was ich am besten kann.“ Deshalb werde sie so lange wie möglich weiterkicken.

Eine Emmertinger Institution ist Proksch, der unter anderem bei der SpVgg Starnberg und SpVgg Landshut in der Bayernliga (damals die höchste bayerische Amateurliga) spielte. Auch seine für einen Keeper kleine Größe von 1,75 Metern, die er mit seiner Sprungkraft ausglich, habe ihn während seiner Laufbahn nicht aufgehalten. Wegen einer Knieverletzung musste er jedoch seine höherklassige Karriere mit 26 Jahren beenden und spielte noch ein paar Jahre für seinen Heimatverein. Nicht nur als ehemaliger Kicker, sondern auch als Trainer und Fördervereinsmitglied ist er in Emmerting verwurzelt. Früher habe der 52-Jährige mit seinen Freunden jede Möglichkeit genutzt, um Sport zu machen – nicht nur Fußball. Während des Wimbledon-Turniers wurde Tennis gespielt und während der Tour de France Rad gefahren. „Wir waren immer draußen.“ Von großer Bedeutung seien in einem Verein außerdem die ehrenamtlichen Trainer. „Das ist einer der größten Bausteine.“ Wie die anderen Bekanntheiten betonte auch Proksch, dass vor allem der Spaß am Fußball wichtig sei.

Einer, der möglicherweise noch eine große Karriere vor sich hat, ist Vitzthum. Der 14-Jährige ist erst vor wenigen Wochen vom SV-DJK zum Wacker-NLZ gewechselt. Zunächst wollte er seinen Heimatverein nur ungern verlassen, hat sich dann jedoch nach einem Probetraining beim SVW, indem er überzeugte, doch für einen Wechsel entschieden. „Wichtig war mir, dass ich nicht bei anderen Vereinen bettle. Ich möchte gesehen werden.“

Hubert Killinger hoff auf eine Wiederholung

Die Emmertinger Nachwuchskicker hörten den Erwachsenen während der kurzweiligen und interessanten Veranstaltung gut zu. Mit dem Spiel aus der bekannten Fernsehsendung „1, 2 oder 3“ konnten sie schließlich bei Fragen über Wiesinger und Co. noch punkten. Zum Abschluss betonte Killinger erneut, wie stolz man auf die Fußballikonen sei. „Wir hoffen, dass wir so eine Veranstaltung mal wieder machen können. Vielleicht dann mit dem ein oder anderen bekannten Fußballer mehr.“