Schiri-Posse in der A-Klasse 2
„Wenn mein Vater zahlen muss, pfeif ich nicht“ – Unparteiischer lässt Mannschaften auf dem Platz warten

05.11.2024 | Stand 08.11.2024, 12:17 Uhr |

Die A-Klassen-Partie beim TV 1861 Ingolstadt begann am vergangenen Wochenende mit Verspätung – weil sich der Schiedsrichter zunächst weigerte, die das Spiel anzupfeifen. Foto: Imago Images

Beide Mannschaften der A-Klasse-2-Begegnung zwischen dem TV 1861 Ingolstadt und dem ST Kraiberg standen am vergangenen Sonntag zum Anpfiff bereit – wer noch fehlte, war der Unparteiische. Grund für die Verzögerung waren allerdings nicht etwa ein Verkehrsstau oder ein Streik im öffentlichen Nahverkehr. Der eingeteilte Schiedsrichter weigerte sich, die Partie zu leiten. Doch warum?

Der betreffende Referee war in Begleitung seines Vaters zur Bezirkssportanlage Nord-West gekommen und hatte darauf bestanden, dass dieser keinen Eintritt bezahlen soll. Als der TV-Kassier ihm dies verweigerte, drohte der Schiedsrichter damit, das Spiel nicht anzupfeifen. Die sich länger hinziehende Diskussion endete schließlich damit, dass sich der Unparteiische samt Gefolge wieder auf den Weg zu seinem Auto machte und von dort Spielleiter Ömer Karakas telefonisch kontaktierte. Bei diesem meldete er sich wutentbrannt mit den Worten: „Wenn mein Vater Eintritt zahlen muss, pfeif ich nicht.“

Überredungsversuche auf dem Parkplatz



Karakas, der im übrigen als Schiedsrichter für den TV 1861 pfeift, versuchte den aufgebrachten Referee umzustimmen. „Dies ist allein Entscheidung des Vereins. Du pfeifst doch auch nicht umsonst. Wenn du nicht pfeifst, kontaktiere bitte deinen Obmann Hans Kroll, damit dieser einen Ersatz schicken kann“, versuchte der Spielleiter zu besänftigen. „Ich überleg es mir“, war die Antwort des Schiris.

Die TV-Verantwortlichen wurden inzwischen aktiv. Zum einen baten sie Peter Fischer, Referee des Vorspiels, die Leitung der Begegnung zu übernehmen, zum anderen versuchte TV-Trainer Werner Schaller auf dem Parkplatz den eingeteilten Schiedsrichter zur Spielleitung zu überreden. Doch der Referee zögerte. Erst drei Minuten vor dem offiziellen Spielbeginn betrat er dann doch die zugeteilte Kabine, in der sich Fischer schon wieder die Schiri-Montur anzogen hatte, um sein zweites Spiel an diesem Tag zu leiten. Schließlich pfiff der eingeteilte Schiri dann doch das Spiel, das mit rund zehnminütiger Verspätung begann. Die Spielleitung des Unparteiischen war nach Aussagen mehrerer Augenzeugen dann jedoch spürbar vom verweigerten Frei-Ticket für den Schiri-Vater geprägt. Ein nach Meinung der Heimelf unberechtigter Elfmeter zugunsten des ST Kraiberg und ein nicht gegebener Treffer für den TV wegen angeblicher Abseitsposition, den neutrale Beobachter als „absolut regulär“ einstuften, hinterließen beim 2:4 einen Beigeschmack.

Schiri-Obmann Kroll reagiert empört



Angesprochen auf die Vorkommnisse äußerte sich Hans Kroll, Obmann der Schiedsrichtergruppe Ingolstadt, empört: „Für das Schiedsrichterwesen insgesamt ist ein solches Verhalten nicht hinnehmbar. Im Gespräch zeigte er sich uneinsichtig. So jemand ist in unserer Gruppe nicht tragbar.“ Der Schiedsrichter wird nun vorerst nicht eingesetzt, diese Sperre kann bis zu vier Wochen dauern. Auch die Streichung aus der Schiedsrichter-Liste – hierzu muss das Bezirkssportgericht entscheiden – ist möglich.

kuk