Für taktische Fouls am Ende prädestiniert
Schiedsrichter aus Pfaffenhofen und Ingolstadt ziehen positives Fazit zur Zeitstrafe für den Fußballkreis Donau/Isar

22.09.2023 | Stand 22.09.2023, 18:00 Uhr |

Die Zehn-Minuten-Strafe hat sich im Fußballkreis Donau/Isar bewährt. Foto: Archiv

Die zur Saison 2022/23 wiedereingeführte Zeitstrafe hat positive Auswirkungen: Wie der Bayerische Fußball-Verband (BFV) berichtet, ist die Zahl der Platzverweise seit dem deutlich zurückgegangen. Demnach zeigten die Schiedsrichter laut Verband fast 41 Prozent weniger Gelb-Rote Karten (–5280) als noch in der Saison 2021/22. Die Zahl der Roten Karten sank im gleichen Zeitraum um 295 und lag damit um knapp fünf Prozent niedriger.

Auch im Fußballkreis Donau/Isar gab es weniger Platzverweise, wie Hans Kroll (Foto links) bestätigt. „Vor allem die Anzahl der Gelb-Roten Karten ging deutlich zurück“, sagt der Obmann der Schiedsrichter-Gruppe Ingolstadt. „Am Anfang waren wir skeptisch, aber mittlerweile hat sich die Zeitstrafe etabliert und wird von den Schiedsrichtern überwiegend positiv wahrgenommen.“

Gut findet Kroll, dass den Unparteiischen damit ein zusätzliches Mittel an die Hand gegeben wurde, um Vergehen zu sanktionieren. Der Obmann empfiehlt seinen Schiedsrichter-Kollegen, die Zeitstrafe in der Schlussphase einer Partie für taktische Vergehen einzusetzen. „Zieht ein noch nicht verwarnter Spieler seinen Gegner am Trikot und macht dadurch einen vielversprechenden Angriff zunichte, hat es früher dafür nur „Gelb“gegeben. In so einem Fall halte ich die Zeitstrafe für angebracht. Der Mannschaft soll dieses Vergehen weh tun“, erzählt Kroll. Spieler argumentierten dann oft, dass es doch ihr erstes Foul gewesen sei, worauf der Obmann entgegnet: „Das ist egal, man hat kein Foul frei, es kommt auf die Art des Vergehens an.“

Auch der Spielleiter des Kreises Donau/Isar, Ludwig Schmidt, selbst Schiedsrichter, steht der Zeitstrafe positiv gegenüber: „Manche Vergehen erfordern keine Gelb-Rote Karte, ein Freistoßpfiff alleine ist aber zu wenig, dann ist die Zeitstrafe genau richtig.“

Obmann Kroll hat darüber hinaus festgestellt, dass die Zeitstrafe Signalwirkung haben kann: „Mit diesem Mittel lässt sich eine aufgeheizte Stimmung gut wieder abkühlen“, sagt er. Aufpassen müssten die Unparteiischen nur, wenn mehrere Spieler auf einmal draußen sind: „Da ist es wichtig, den Überblick zu behalten und die Zeit der Strafe nicht zu überziehen.“ Von den Trainern sollte sich dabei aber keiner unter Druck setzen lassen.

Überwiegend positiv wird das neue Mittel auch in der Schiedsrichtergruppe Pfaffenhofen wahrgenommen. „Ich persönlich bin zwar nach wie vor der Meinung, dass es nicht zwingend nötig ist, weil wir es die letzten 30 Jahre auch ohne geschafft haben“, sagt Obmann Wolfgang Inderwies (Foto rechts). „In unserer Gruppe kommt die Zeitstrafe aber gut an. Schiedsrichter und Spieler gewöhnen sich daran.“ Seine Unparteiischen hätten ihm berichtet, dass Spieler nach einer Zeitstrafe viel vorsichtiger agierten und das Mittel durchaus zur Deeskalation beitragen könne.

enc, Fotos: Roth,privat

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