Die Schiedsrichtergruppe Pfaffenhofen konnte für ihre jüngste Monatsversammlung den obersten Regelchef des Deutschen Fußball-Bundes Lutz Wagner als Gastreferenten gewinnen. Der langjährige Bundesligaschiedsrichter hat das Amt des DFB-Lehrwartes bereits seit dem Jahr 2010 inne, weiterhin fungiert er als Coach für amtierende Bundesligaschiedsrichter und TV-Regelexperten.
In der vollbesetzen Gaststube des Sportheimes Fahlenbach fackelte Lutz Wagner ein wahres Feuerwerk an Spielanalysen, Praxistipps und auch Anekdoten ab, welches die Pfaffenhofener Unparteiischen mit anhaltendem Applaus quittierten.
Knapp 54 000 Schiedsrichter sind in Fußballdeutschland aktiv, oberhalb der Kreisebene davon aber nur sieben Prozent, konstatierte der DFB-Lehrwart zu den aktuellen Zahlen. „In Deutschland können sicher 3000 Schiedsrichter ein Bundesligaspiel pfeifen, wenn der Heimverein 3:0 führt“, so Lutz Wagner weiter, „wir suchen aber den, der sich traut, beim 0:1 einen Elfer gegen den Heimverein zu pfeifen, wenn die schwarz-gelbe Wand singt ‚Hängt sie auf, die schwarze Sau!‘“ Die Schiedsrichtergruppe Pfaffenhofen habe viele junge Nachwuchsschiedsrichter in ihren Reihen, das sei ein richtiger Weg, der allerdings erst mit der Zeit Früchte trage. Lutz Wagner hatte zahlreiche Tipps für die Jungschiedsrichter dabei, von denen er viele in seinem lebhaften Vortrag direkt ansprach: „Seid vorbereitet auf ein Spiel und nicht vorbelastet. Schafft zu Beginn eines Spieles ein positives Klima und nicht erst in einer Stresssituation. Seid aufmerksam und seht mehr als den ballführenden Spieler. Automatisiert Standardprozesse wie das Mauerstellen. Trennt die Aktionen Laufen, Gestikulieren und Sprechen um klarer zu wirken und Akzeptanz zu schaffen. Habt vor allen Dingen keine Angst vor Fehlern, denn die werden jedem passieren.“
Die Tipps das DFB-Lehrwartes waren pragmatisch und greifbar, so auch seine Erläuterung zum Geltungsbereich der Handregel: „Schiebt ein Ofenrohr über euren Arm, bis es an der Achsel ansteht. Alles, was dann verdeckt ist, zählt zur Hand.“ Viele seiner Hinweise belegte Wagner mit passenden Spielszenen, teilweise nutzte er dazu aktuelles Videomaterial des jüngsten Bundesligaspieltages, mitunter griff er auf lustige Anekdoten seiner 18-jährigen Bundesligalaufbahn zurück. Pfaffenhofens Schiris wissen nun übrigens auch, wie er Oliver Kahn zu seinem Freund machte.
Fazit zu den Spielszenen aus dem Profibereich ist jedenfalls eine immense Weiterentwicklung des Fußballs in den vergangenen zehn Jahren, mit der auch die Unparteiischen Schritt halten müssen. Als Beleg nannte Lutz Wagner den Umstand, dass bei der jüngsten EM unter den zehn Spielern mit den meisten Fouls sieben Stürmer waren, Verteidigung gehe heute also bereits weit in der Spielhälfte des Gegners los. Eine Zunahme von Doppeln, Blocken und Anbahnungsvergehen seien weitere Erkenntnisse aus der Europameisterschaft, die sicher auch im Amateurbereich zunähmen.
PK
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