Flucht in die Kabine
Attacke und Beschimpfungen: 16-jähriger Schiedsrichter bricht C-Klassen-Partie im Kreis Donau/Isar ab

21.10.2024 | Stand 22.10.2024, 12:51 Uhr |

Gleich drei Platzverweise gab es in der Partie zwischen dem TSV Mailing III und dem Türkisch SV Ingolstadt II. Foto: Imago Images

Die Partie in der Fußball-C-Klasse 2 Donau/Isar zwischen dem TSV Mailing III und dem Türkisch SV Ingolstadt II fand am vergangenen Wochenende ein unrühmliches Ende. Der junge Schiedsrichter wurde angegriffen. Er brach die Partie ab.

  

Nach übereinstimmenden Berichten der beteiligten Vereine soll ein nicht gegebener Strafstoß der Auslöser für eine Auseinandersetzung gewesen sein, die schließlich in eine körperliche Attacke gegen den erst 16 Jahre alten Unparteiischen Yanic Schlicker mündete. Dem Nachwuchs-Unparteiischen aus dem Kreisliga-Förderkader der Schiedsrichtergruppe Ingolstadt blieb somit offenbar nur noch die Möglichkeit, die Partie in der 77. Minute abzubrechen.

„Wenn wir Schiedsrichter tätlich angegriffen werden, dann gehen wir. So etwas geht natürlich überhaupt nicht, da haben unsere Unparteiischen eine klare Anweisung. Insofern hat unser junger Schiedsrichter absolut richtig gehandelt“, erfuhr der Nachwuchs-Referee gleich die Rückendeckung von Hans Kroll, Schiedsrichter-Obmann der Schiedsrichtergruppe Ingolstadt.

Nicht gegebener Elfer als Auslöser



Rund eine Viertelstunde vor dem Ende einer Partie, in der es zu diesem Zeitpunkt 2:2 stand und die trotz der bereits sechs Verwarnungen eher keine Auffälligkeiten bot, ließ laut den Beteiligten erst ein Zweikampf die Emotionen hochkochen. Während die Akteure des Türkisch SV einen Elfmeter forderten, sahen der Schiedsrichter und die Gastgeber dies anders. Bei den dann folgenden hitzigen Diskussionen beschimpften Türk-SV-Spieler den Referee, der zunächst zwei Akteure mit der Gelb-Roten Karte des Feldes verwies und kurz darauf auch noch den Spielertrainer der Ingolstädter nach dessen wilden Beschimpfungen („Halt endlich die Fresse“) mit Rot vom Feld stellte. Einer der verwarnten Spieler wollte den Rasen allerdings erst nach erneuter Aufforderung verlassen, rammte bei seinem Abgang laut Bericht dem Schiedsrichter dann allerdings die Schulter gegen die Brust und schob ihn beiseite. Daraufhin brach der Unparteiische die Partie ab und flüchtete, abgeschirmt durch einige Mailinger Spieler, in die Kabine, weil er weitere Attacken fürchtete. Auf dem Weg dorthin – so die weiteren Schilderungen – wurde er noch verfolgt und übel beschimpft („Ich bring dich um“), sodass er sich rund 20 Minuten einschloss.

„Der Spieler wird nie wieder unser Trikot tragen“



Ertugul Topcu, Abteilungsleiter des Türkisch SV Ingolstadt, zeigte im Anschluss kein Verständnis für das Verhalten seiner Spieler und kündigte Konsequenzen an. Die Abläufe schilderte er aufgrund der ihm zugetragenen Informationen zunächst etwas milder („Der Spieler hat gesagt: Bist du dumm?“, „Ich weiß nicht, warum der Schiedsrichter abgebrochen hat“), ließ bei der Bewertung der Attacken aber keinen Zweifel: „So etwas geht gar nicht. Selbst wenn ich mich ungerecht behandelt fühle, muss ich die Entscheidung des Schiedsrichters akzeptieren. Bei uns im Verein geht Disziplin über alles, das ist das A und O. Deshalb wird der Spieler, der den Schiri attackiert hat, auch nie wieder unser Trikot tragen. Außerdem werden wir den Kontakt zu dem jungen Schiedsrichter suchen und uns selbstverständlich im Namen des Vereins bei ihm entschuldigen.“ Ralf Remmers, Abteilungsleiter des TSV Mailing nannte die Vorgänge „völlig überzogen, zumal es sich um ein C-Klassen-Spiel handelte. Bei uns spielen hier AH- und Jugendspieler, die einfach Spaß am Fußball haben und ganz sicher nicht so etwas erleben wollen.“

Über das weitere Vorgehen bezüglich der Spielwertung und der Strafen gegen die drei vom Platz verwiesenen Türk-SV-Spieler wird nun das Sportgericht entscheiden. Sollte die abgebrochene Partie mit dem bis dahin erzielten Ergebnis (2:2) gewertet werden, würde Mailing, das deutete Abteilungsleiter Remmers bereits an, vermutlich Widerspruch einlegen.

In der A-Klasse 1 gibt es nach dem Schlusspfiff Ausschreitungen



Ebenfalls ein Fall für das Sportgericht ist die Partie der A-Klasse 1 zwischen dem TSV Ingolstadt-Nord II und dem FC Irfersdorf (0:5). Hier soll es unmittelbar nach dem Schlusspfiff zu körperlichen Auseinandersetzungen zwischen den Spielern beider Mannschaften und einigen Zuschauern gekommen sein. Im Schiedsrichter-Bericht sind mehrere Namen vermerkt – unter anderem weil ein TSV-Nord-Akteur offenbar zwei Irfersdorfer tätlich angegriffen hat.

DK