Nur noch ein einziger Sieg fehlt dem SV Waidhofen, um nach acht Jahren in die Kreisklasse zurückzukehren. Doch so sehr der hart erkämpfte 2:1 (0:0)-Derbytriumph in Weilach den SVW jubeln lässt, so tragisch ist er auf der anderen Seite für den TSV. Zum sechsten Mal in elf Jahren werden die Grün-Weißen wohl am Ende einer A-Klassen-Saison „nur“ Tabellendritter.
In gewisser Weise hatte dieses Topspiel ja schon etwas von einem alles entscheidenden Relegationsmatch. Nicht nur wegen der Kulisse – offiziell 550 Zuschauer, was gefühlt noch zu niedrig gerechnet war – sondern auch wegen der Szenen danach: Eine Mannschaft feierte ausgelassen mit ihren Fans, die andere sank enttäuscht auf dem Boden zusammen und musste von ihrem Anhang getröstet werden. Die theoretische Möglichkeit, dass beide Klubs aus dem Schrobenhausener Land – der SV Waidhofen und der TSV Weilach – aufsteigen, besteht zwar immer noch. „Aber wer auf die Tabelle schaut und rechnen kann, der weiß, dass das sehr unwahrscheinlich ist“, erklärt Lukas Koppold. Das sei zunächst einmal „niederschmetternd“, gibt der enttäuschte Weilacher Spielertrainer zu.
In dieser von Koppold angesprochenen Tabelle steht vor dem letzten Spieltag nun der SV Waidhofen (52 Punkte) ganz oben – gefolgt vom SV Obergriesbach (51). Jener bekam – was auch einen extrem schalen Beigeschmack im Aufstiegskampf hinterlässt – die Punkte vom nicht angetretenen SV Echsheim-Reicherstein II quasi geschenkt. Zwei Zähler dahinter lauert zwar immer noch der TSV Weilach (49) – doch darauf zu hoffen, dass die Klingsmooser/Pöttmeser Reserve ausgerechnet gegen den SV Obergriesbach am letzten Spieltag ihr erstes Saisonspiel gewinnt oder zumindest ein Remis erreicht, wäre wohl schon arg optimistisch.
Beide Teams wussten aufgrund dieser speziellen Konstellation, dass eigentlich nur ein Derbysieg zählt – für Weilach (wegen des verlorenen direkten Vergleichs gegen den SVW) noch etwas mehr als für Waidhofen. Auf dem schmalen Grat zwischen Risiko und Fehlervermeidung gingen beide also an diese Aufgabe heran – was im ersten Durchgang zwar zu einem umkämpften, aber offensiv doch eher zaghaften Topspiel führte. Die ersten 45 Minuten zusammengefasst lesen sich etwa so: Meist stabile Abwehrreihen, souveräne Torhüter und zu ungenaue Abschlüsse – etwa bei Philipp Geuthers (SVW) Kopfball an die Latte (23.) oder Neil Zornekes (TSV) knapp am Tor vorbeigezogenen Schuss (44.).
„Ich finde, dass wir im zweiten Durchgang dann schon gedrückt haben“, sagt Koppold. Und tatsächlich waren die Gastgeber – Stichwort Risiko − jetzt bei einigen Gelegenheiten dem ersten Treffer näher, machten dann aber auf der anderen Seite – Stichwort Fehlervermeidung – auch einen entscheidenden Abwehrschnitzer. Routinier Severin Kugler nutzte diesen abgezockt und stürzte die Waidhofener damit in einen kollektiven Freudentaumel (80.).
Alles vorbei also für den TSV, alles klar für den SVW? Noch längst nicht. Das dachte sich auch Cosmin Jarcalete, der nach einer Standardsituation hellwach war und den Ball zum Ausgleich ins Tor jagte (89.). 1:1 also. Oder anders ausgedrückt: Der Sieger wäre nun vor allem der SV Obergriesbach gewesen. „Wir mussten dann ja alles nach vorne werfen, weil uns selbst ein Unentschieden nicht geholfen hätte“, weiß Koppold. Und um ein Haar hätte Alexander Tyroller bei einer Riesenchance sogar das 2:1 für die Weilacher nachgelegt (90.). Stattdessen schalteten die Gäste nach einer Einwurfsituation am schnellsten, Kugler bediente Patrick Feichtinger – und der sorgte mit seinem Treffer für SVW-Jubeltraube Nummer zwei in dieser höchst spektakulären Schlussphase (90.).
Als das Spiel nach fast 100 Minuten zu Ende war, hatte das schon ein bisschen was von Meisterparty. „Langsam, langsam!“, betonen jedoch Jürgen Filp und Kevin Hauke unisono. „Wir müssen die Kirche im Dorf lassen“, sagt SVW-Trainer Filp – und SVW-Spielertrainer Hauke fügt an: „Das war ein extrem wichtiger Schritt, aber das Schwierigste kommt oft zum Schluss.“ Auch Torschütze Kugler mahnt: „Wir müssen das Ganze jetzt erst noch veredeln.“ Mit einem Heimsieg gegen die Wanderfreunde Klingen am Samstag (15.30 Uhr) wäre die Rückkehr in die Kreisklasse dann endgültig perfekt.
SZ