„Jeder war immer da“
Relegation: Nach einer durchwachsenen ersten Halbzeit dreht Straß das Spiel und steigt in die Kreisklasse auf

08.06.2024 |

Der Jubel nach dem Sieg kannte kaum Grenzen: Nächste Saison wird Straß in der Kreisklasse kicken. Fotos: Bartenschlager

Kaum war der Schlusspfiff verklungen, lagen sich die Spieler des SV Straß in den Armen. Eben haben sie ihr wohl wichtigstes Spiel der Saison gewonnen und damit den Aufstieg in die Kreisklasse Augsburg in der Tasche. Die Kicker ließen ihren Emotionen freien Lauf. Lange blieben sie nicht unter sich. Von allen Seiten enterten die Fans, viele mit den weiß-grünen Farben ihres Vereins geschminkt, fahnenschwingend und trommelnd den Rasen. Eine Sirene heulte auf. Die Fangemeinde hatte ein Match mit Aufs und Abs erlebt und einem schließlich glücklichen Ausgang für ihr Team.

Straß hat eine sehr ansehnliche Saison bestritten und sich mit dem letzten regulären Spiel gegen Berg im Gau II, das mit 6:0 endete, das Recht auf die Aufstiegs-Relegation erworben.

Personalsorgen von Beginn weg

Ausgetragen wurde dieses entscheidende Spiel auf dem Gelände des TSV Aindling. Gegner war der TSV Steppach, Tabellen-12. der Kreisklasse Augsburg Nord-West. Schon in der Vorbereitung plagten Coach Marco Friedl und seinem Co-Trainer Andreas Hutter Personalsorgen. An einem Training konnten nur acht Spieler teilnehmen. Entsprechend fuhren die Straßer mit einer schmalen Ersatzbank nach Aindling. Die Aufstellung erfolgte wie im Spiel gegen den BSV Neuburg. Diese Begegnung am vorletzten regulären Spieltag hatte Straß mit 5:0 für sich entschieden.

Friedls Taktik für die Relegation lautete: Eine Stunde auf höchstem Niveau spielen und dann wechseln. Das klappte in zweifacher Hinsicht nicht: Verletzungsbedingt musste bereits nach sechs Minuten Stephan Pils den Platz verlassen. Für ihn kam Ibrohim Surobov aufs Feld. Zehn Minuten später gelang Bright Aikhionbare der Führungstreffer für die Grün-Weißen. Dann allerdings übernahm Steppach das Geschehen und dominierte das Spiel. Maximilian Weidt erzielte den Ausgleich (21.) und Maximilian Wild brachte kurz vor dem Pausenpfiff sein Team sogar noch in Front (41.).

Deutliches Kabinengespräch

„Wir waren in der ersten Halbzeit vom Kopf her nicht da, Steppach war da“, kommentierte Friedl die erste Halbzeit. „Keiner hat Verantwortung für den anderen übernommen“, ärgert er sich. Steppach habe zurecht geführt. Das Kabinengespräch muss deutlich und eindringlich gewesen sein. Friedl erinnerte seine Jungs daran, wie sie früher schon Spiele in den zweiten 45 Minuten drehen konnten, beispielsweise gegen Wagenhofen-Ballersdorf. Die Ansprache und die Motivation wirkten. „Die Mannschaft ist einen Ticken enger zusammengerückt. Jeder hat seinen Platz angenommen, auch wenn er auf der Bank saß. Jeder war immer da, keiner neidisch“, freute sich der Trainer. Dieses Zusammenhalt war dringend nötig, denn Steppach wollte natürlich ebenfalls unbedingt gewinnen und den Klassenerhalt schaffen. Aber Straß zeigte, dass sein Sturm durchaus als erste Sahne der A-Klasse Neuburg bezeichnet werden kann: Unter den fünf besten Torjägern der Liga befinden sich drei Grün-Weiße. Trainer Marco Friedl ist mit 31 Treffern sogar Torschützenkönig.

Stepperg mit Pech

Dieses Mal war es Andreas Hutter, der beherzt den Ball in den gegnerischen Kasten drosch – Ausgleich. Und nun hatten die Stepperger auch noch Pech. In einer unübersichtlichen Situation vor ihrem Tor und wohl infolge eines Missverständnisses schoss Michael Däubler ein Eigentor – 3:2 für Straß.

Der TSV warf nun alles nach vorne, was er hatte. Der Straßer Keeper Nicolas Rechner stand wie ein Fels in der Brandung, dirigierte seiner Hintermannschaft und feuerte sie immer wieder an. Das Spiel nahm an Intensität zu und wurde härter. Fast alles spielte sich nun in der Straßer Hälfte ab, doch immer wieder vereitelte die Verteidigung die Spielzüge der Gegner und wenn es doch einmal eng wurde, war Rechner zur Stelle.

Mit schnellem Vorstoß zum Tor

Straß lauerte auf die Gelegenheit zum Konter – und sie kam. Ein schneller Vorstoß, ein konsequenter Schuss und es klingelte im Kasten der Straßer. Torschütze war erneut Andreas Hutter. Die Stimmung auf den Rängen mit der Kulisse von fast 400 Zuschauern war am Überkochen. Noch einmal war Zittern angesagt: Schiedsrichter Abdullah Carman schickte Lukas Friedl mit Gelb-Rot vom Platz, doch die Unterzahl konnten die Stepperg nicht ausnutzen. Die stürmten nach wie vor nach vorne, doch den allerletzten Biss ließen sie vermissen. Sie zollten nun in der Schlussphase auch dem vorangegangen hohen Tempo Tribut.

Partystimmung auf dem Platz

Nach etwa acht Minuten Nachspielzeit setzte der Unparteiische die Pfeife an den Mund und beendete das Match. Noch auf dem fremden Platz entwickelte sich rund um die Grün-Weißen Partystimmung. Und auch der selbstkritische Coach wirkte zufrieden. „Ja, wir haben eine schöne Saison gespielt, aber bei angeblich schwächeren Gegnern zu viel liegen lassen“, sagte er und beschwichtigte gleichzeitig: „Das ist ein Lernprozess, den die Mannschaft durchlaufen muss.“ Und schließlich: Mehr als den Aufstieg kann eine Mannschaft nicht schaffen; da ist es sicherlich verschmerzbar, wenn man nicht auch noch Meister geworden ist.

DK