Wenn der Funke überspringt
Der neue Neuburger Schiri-Obmann Fabian Hegener zieht eine erste Bilanz seiner Arbeit

02.01.2025 |

Schiedsrichter-Obmann Fabian Hegener demonstriert die Anwendung des „Mecker-Paragrafen“: Wenn ein Unparteiischer diese Haltung einnimmt, haben sich alle Spieler von ihm zurückzuziehen und nur der Kapitän darf nun mit ihm kommunizieren. Foto: Uwe Ziegler

Schon früh, als 14-Jähriger, hatte Fabian Hegener, die Schiedsrichter-Prüfung abgelegt. Doch pfiff der Neuburger anfangs nur selten. So richtig spannend fand der Jugendliche die Sache mit der Durchsetzung der Regeln auf dem Rasen nicht. Das sollte sich nach einiger Zeit ändern: „2015, vier Jahre nach meinem ersten Lehrgang, ist der Funke übergesprungen“, erinnert sich Hegener. „Ich habe erste Spiele als Linienrichter bestritten, war im Team unterwegs und da hat es angefangen, Spaß zu machen.“ Seit Beginn dieser Saison ist der Spätzünder Obmann der Schiedsrichtergruppe Neuburg und hat somit die Nachfolge von Jürgen Roth angetreten, der die Schiri-Gruppe für Jahrzehnte geprägt und sehr erfolgreich geführt hat.

„Es lief auf mich zu“

„Jürgen hat immer mal wieder mit dem Gedanken gespielt, diese Aufgabe in jüngere Hände zu legen und schließlich bekannt gegeben, er wolle seinen 75. Geburtstag nicht mehr als Obmann feiern“, erinnert sich Hegener. „Wir sind dann im Team die möglichen Konstellationen durchgegangen und die Wahl ist auf mich gefallen.“ Er sei schon tief in der Materie drin gewesen, sagt der 27-Jährige weiter: „Es lief auf mich zu.“

Viel mit Administration beschäftigt

Sein Tagesgeschäft sei von Administrationsaufgaben geprägt, berichtet der bei Audi tätige Jurist: Anfragen von Schiedsrichtern beantworten, Informationen des Bezirks und Verbands weitergeben, mit Presseanfragen umgehen, Koordination innerhalb der Gruppe, Weiterbildung oder die Planung von Veranstaltungen, wie Kameradschaftsabende oder vor Kurzem die Verabschiedung von Jürgen Roth. „Es sind viele kleine Sachen, die aber ein breites Spektrum abdecken“, sagt er. Auch das Hallenturnier, das am Wochenende wieder stattfindet, will organisiert sein (siehe eigener Bericht ). Und natürlich darf die Einteilung der Schiris zu den Spielen nicht vergessen werden. Dabei kann Hegener auf ein kompetentes Team bauen. Schiri-Kollege Manfred Häckel kümmert sich um die Besetzung bei den Männern und Sebastian Steigerwald ist für die Frauenteams und die Jugendmannschaften zuständig.

Gruppe umfasst etwa 200 Schiedsrichter

Sie können auf einen breiten Pool an Unparteiischen zurückgreifen: Knapp 200 Schiedsrichter umfasst die Neuburger Gruppe. „Mit dem Nachwuchs sieht es deutlich besser aus“, freut sich der Obmann. „Bei den vergangenen zwei Lehrgängen hatten wir über 20 Teilnehmer. Davon konnten wir die Jahre zuvor nur träumen.“ Das gestiegene Interesse habe mit der deutlichen Spesenerhöhung zu tun, merkt Hegener an. Aber nicht nur: Viele kommen auf Empfehlung ihrer Freunde oder Mannschaftskollegen, die schwärmen, wie toll es als Schiedsrichter sei. „Die Motivation ist hoch und die meisten sind unter 18 Jahre alt“, konstatiert Hegener.

Kein Fall von Gewaltanwendung in Neuburg

Ein großes landesweite Thema stellt Gewalt am Fußballplatz und auch gegen Schiedsrichter dar – Neuburg ist davon verschont geblieben. „Wir hatten hier keinen einzigen Fall von Gewaltanwendung oder -androhung“, sagt Hegener, der auch Koordinator für Gewaltvorfälle im Bezirk Schwaben ist. Was er beobachtet: „Je urbaner das Milieu ist, desto größer sind die Zahlen von Gewaltvorfällen.“ Im ländlichen Bereich sei die soziale Kontrolle höher und den Leuten ihr Ruf wichtig.

Allerdings merkt Hegener auch für Neuburg an: „Der Ton ist rau und viele geben ihr gutes Benehmen an der Eintrittskasse ab.“ Die Schiri-Gruppe tue viel, um dem gegenzusteuern. Einmal im Jahr gibt es eine Veranstaltung, bei der sich die Unparteiischen mit den Vereinen zusammensetzen. „Der kurze Draht zu den Vereinen ist wichtig, dann eskaliert das auch nicht“, ist der Obmann überzeugt, der übrigens für den FC Zell/Bruck pfeift.

Missverständnisse zum „Mecker-Paragrafen“

Seit dieser Saison gilt auf dem Spielfeld der sogenannte „Mecker-Paragraf“. Jetzt zur Winterpause lässt sich ein erstes Fazit ziehen. Hegener findet diese Regel sinnvoll, möchte aber mit zwei Missverständnissen aufräumen. Viele sind der Meinung, dass während des gesamten Spiels lediglich der Kapitän mit dem Schiedsrichter kommunizieren darf. „Das ist aber nicht so“, stellt Fabian Hegener fest. „Natürlich dürfen die Spieler mit dem Schiedsrichter reden – in angemessenem Ton.“

Wenn der Unparteiische allerdings die Arme weit ausbreitet und seine Handflächen abwehrend nach vorne weisen, haben sich alle, bis auf den Kapitän, zurückzuziehen. Denn das sagt die Regel aus: In hitzigen Situationen Abstand herstellen.

Auf seine eigene Wahrnehmung verlassen

„Es macht keinen Sinn, mit sieben Spielern gleichzeitig zu diskutieren“, verdeutlicht Hegener. Der Spielführer kann dann seine Argumente vorbringen. Beeinflussen dadurch lasse sich ein Unparteiischer selten, so der 27-Jährige. „Der Schiedsrichter muss sich auf seine eigene Wahrnehmung verlassen.“ Und im Zweifelsfall auf seine Linienrichter. Der zweite Irrtum um den „Mecker-Paragrafen“, den Hegener nennt, betrifft die Befugnis des Spielführers: „Mancher Kapitän glaubt, dass er nun alles darf. Und das stimmt natürlich nicht.“

Zur Zehn-Minuten-Zeitstrafe hat der Obmann eine eigene Meinung: „Ich persönlich würde mir die zehn Minuten Platzverweis als Einstiegsstrafe wünschen.“ Oft jedoch werde zunächst die Gelbe Karte gezogen, dann die Zeitstrafe verhängt und im dritten Schritt die Gelb-Rote oder Rote Karte. Das gebe einem Spieler im Extremfall die Möglichkeit zu gleich drei Fouls. Deshalb würde Hegeners Devise lauten: „Die zehn Minuten nur für Spieler, die noch keine Karte haben.“

Jürgen-Roth-Cup am Wochenende

Das traditionelle Schiedsrichter-Turnier in Neuburg steht am Wochenende wieder an. Zu Ehren des langjährigen und verdienstvollen Obmanns der Schiri-Gruppe Neuburg wurde die Veranstaltung umbenannt in Jürgen-Roth-Cup. Ausgetragen wird der Cup am Samstag, 4., und Sonntag, 5. Januar in der Ostendhalle (Berliner Straße 162). Beginn an beiden Tagen ist um 9 Uhr; das Finale ist am Sonntag gegen 17.30 Uhr vorgesehen. 16 Mannschaften beteiligen sich an dem Turnier, wobei der VfR Neuburg  sogar zwei Teams stellt.

Festhalten am klassischen Hallenfußball

„Wir sind so ein bisschen das ,Gallische Dorf’“, scherzt Fabian Hegener, der Nachfolger von Jürgen Roth. „Wir halten am klassischen Hallenfußball fest. Das bietet mehr für die breite Masse.“ Futsal, die Alternative, sei schneller und technisch anspruchsvoller, so Hegener weiter. „Kaum ein Verein bei uns spielt Futsal oder macht bei der Schwäbischen Meisterschaft in dieser Disziplin mit.“

baj