Die Gefühle von Stefan Liebergesell fahren dieser Tage Achterbahn. In einem Moment sieht der Prokurist des Deggendorfer SC einen Berg an Kosten auf den Eishockey-Oberligisten zurollen. Im nächsten hört er eines der vielen Hilfsangebote, die den DSC seit Bekanntwerden des Defekts der Kälteanlage im Eisstadion an der Trat erreichen. Die Solidarität mit dem Klub sei groß, betont Liebergesell, Entwarnung geben kann er jedoch nicht im Kampf gegen das Finanzloch.
Liebergesell feiert an diesem Freitag seinen 31. Geburtstag, doch ruhige Stunden gibt es gerade kaum. Der DSC-Prokurist eilt von Telefonat zu Video-Konferenz, von Termin zum Arbeitsplatz. Während die Reparaturarbeiten im Eisstadion, die die Eisaufbereitung um rund einen Monat verzögern, angelaufen sind, kämpft der DSC gegen die dadurch entstehenden Kosten für Trainings- und Spielbetrieb sowie Zusatzplanungen an. 15.000 Euro sind seit dem Wochenende auf dem Spendenkonto eingegangen, dazu erhielten die DSC-Mitarbeiter unzählige Nachrichten und Angebote von Fans, Sponsoren und Unterstützern aus der Region und Eishockey-Deutschland. „Da sind Gegner aus der Oberliga Nord dabei, die uns anbieten, ein Testspiel bei ihnen zu machen und sie übernehmen unsere Kosten“, bestätigt Liebergesell.
Das Vorbereitungsturnier des DSC, der Niemeier-Haustechnik-Cup, kann doch stattfinden – im oberfränkischen Selb. Der dortige Zweitligist will das zweitägige Turnier (31. August/1. September) ausrichten, die Einnahmen gehen nach Deggendorf, erzählt ein etwas erleichterter Prokurist. Gestern hat der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) übrigens den Spielplan für die Saison 24/25 in der Oberliga Süd veröffentlicht. Das erste Heimspiel des DSC, der zunächst zum DEL2-Absteiger Bietigheim Steelers reist (20. September), findet am 22. September gegen die Tölzer Löwen statt.
Klubführung sieht sich mit Vorwürfen konfrontiert
Bis dahin müssen Liebergesell und die DSC-Führung ein Finanzloch schließen, dass er ersten Schätzungen zufolge mit rund 200000 Euro bezifferte. Darum schlug der Klub vergangene Woche Alarm, Liebergesell sprach über drohende Liquiditätsprobleme. Auch, weil Anfang des Jahres unerwartet eine Zahlung des damaligen Hauptsponsors ausgeblieben war.
Mehrere Hilfsaktionen laufen nun an, die zusätzliche Kosten und fehlende Einnahmen auffangen sollen, aber „es wird ein Loch bleiben“, prophezeit der DSC-Prokurist. Seine Aufgabe sei es, „dieses so klein wie möglich zu halten“. Inzwischen gebe es „eine gewisse Perspektive“ und die Botschaft, der DSC werde die Saison „in jedem Fall spielen, aufgeben ist keine Option“. Aber positive Zeichen wechseln sich regelmäßig ab mit neuen Hochrechnungen. Oder Vorwürfen, die dem Klub gemacht würden. Da werde der DSC in Kommentaren im Internet des Spendenbetrugs bezichtigt oder negativ angemerkt, dass man Kinder vor die Kamera zerre, um die Spendenbereitschaft zu erhöhen. All diesen Kritikern hält Stefan Liebergesell, der seit 2019 an der Trat arbeitet, entgegen: „Das jetzt ist die schlimmste Situation meiner Laufbahn.“
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