Sportdirektor hört am Saisonende auf
Vermächtnis eines Idealisten: Das bleibt von sechs Jahren Christian Zessack bei den Passau Black Hawks

20.01.2023 | Stand 17.09.2023, 5:04 Uhr

Sein Abschied steht fest: Christian Zessack. Aber er will nicht ohne Playoff-Teilnahme seiner Passau Black Hawks gehen. −Foto: Archiv Kaiser

Nach sechs Jahren geht nach der Saison eine Ära zu Ende bei den Passau Black Hawks. Sportchef Christian Zessack hört auf beim Eishockey-Oberligisten. Was bleibt von ihm?

Irgendwann wurde es einfach zu stressig. Morgens um sechs nach Deggendorf zur Arbeit am Bayerischen Energiezentrum, einem Anbieter für Energieanlagen, abends Training oder Spiele mit den Passau Black Hawks. Für Christian Zessack waren und sind in einer laufenden Eishockey-Spielzeit die 14-Stunden-Tage eher die Regel als die Ausnahme. „Und irgendwann“, so sagt der 55-Jährige, „wird es einfach zu viel“.

Christian Zessack hat sich entschieden. Am Saisonende wird er aufhören als sportlicher Leiter beim Passauer Oberligisten. Und die Habichte stehen vor der Aufgabe, einen Nachfolger zu finden für einen Job, dessen Stellenbeschreibung in etwa so lauten müsste: Gesucht wird Idealist, top-vernetzt in der Eishockey-Szene, mit großem Zeitbudget und der Motivation, in familiärem Umfeld mit begrenzten Mitteln maximalen Erfolg zu erzielen.

Die große Herausforderung: Aus wenig viel machen



Sechs Jahre geht Christian Zessack nun diesen Weg mit den Black Hawks, unter seiner Führung schaffte der Klub vor drei Jahren den Wiederaufstieg in die dritte Eishockey-Liga, spielt in dieser Saison erstmals wieder um die Playoffs. „Wir haben schon ein bissl was bewegt“, sagt Zessack mit einer gewissen Zufriedenheit. Denn es ist ja bekannt, dass die real existierenden Passauer Eishockey-Verhältnisse im professionellen Umfeld der Oberliga höchstens Mittelmaß darstellen.

Einen Etat geben die Passauer bis heute nicht bekannt. „Der Etat ist nun mal nicht höher“, sagt Zessack. „Auf der anderen Seite kriegt hier jeder Spieler stets, was ausgemacht ist“, stellt er fest. Er sagt es anerkennend. Aber umso aufreibender ist dann der Job, aus dem vergleichsweise Wenigen möglichst viel zu machen – er fällt dem sportlichen Leiter zu. Achtzig bis 150 Spieler, so berichtet Zessack, sind vor einer Saison zu sichten, damit am Ende 15 Passau-Willige übrigbleiben. Das bedeutet nicht nur Papierarbeit, sondern auch und vor allem Kilometerfressen. Nicht zuletzt deshalb hat Zessack auch die Kooperation mit dem EV Landshut und den Eisbären Regensburg eingefädelt. Das erleichtert den Zugang zu Förderlizenzspielern.

Brett Schäfer nach Bayreuth



So aufgestellt, bietet sich den Black Hawks nun die Playoff-Chance. Kein Wunder, dass der Klub aus dem aktuellen Kader zehn bis zwölf Spieler halten will, wie der Sportchef ankündigt. Stürmer Brett Schäfer gehört seit dieser Woche nicht mehr dazu. Er hat den persönlichen Aufstieg in die DEL 2 geschafft und läuft ab sofort für die Bayreuth Tigers auf, wie die Franken am späten Donnerstagabend bekanntgaben.

Umso dringlicher wird das Anliegen, die bestehende Mannschaft möglichst zusammenzuhalten. Sie funktioniert ja, stellt Zessack fest. Mit Zack Dybowski, Carter Popoff und Jakub Cizek, der seinen Vertrag unlängst verlängert hat, hat das junge Team (Altersschnitt um die 21 Jahre) ein starkes ausländisches Führungstrio, und, so formuliert es Zessack, „die jungen Deutschen sorgen für die Geschwindigkeit“.

Playoffs? „Werden es schaffen“



Ein Konzept, das bislang ganz ordentlich aufgeht. „Manchmal fehlt halt die Erfahrung, dann hat man so Spiele wie gegen Füssen und zuletzt Landsberg“, stellt Zessack fest. Aus diesem Grund werde es auch noch „ganz eng“ mit den Playoffs sagt der sportliche Leiter. „Aber wir werden es schaffen. Und das wäre ja auch ein schöner Abschied.“ Alles Weitere wird dann ein anderer machen müssen.

− aug