Keeper im Porträt
Mehr als nur Torwart: Timo Pielmeier – für den DSC lehnt er sogar ein Top-Angebot aus der DEL ab

14.02.2023 | Stand 17.09.2023, 3:07 Uhr
Roland Rappel

„Hier passt einfach alles“: Timo Pielmeier fühlt sich sehr wohl in Deggendorf. −Foto: Roland Rappel

Genau fünf Jahre ist es her, da verabschiedete sich Timo Pielmeier (33) im Gespräch mit der Heimatzeitung mit den Worten: „Irgendwann spielen wir alle wieder in Deggendorf.“

Danach stieg er in den Flieger. Ziel: Olympia in Pyeongchang. Das Zitat war für die Verantwortlichen in Deggendorf so einprägend, dass sie es nach der Rückkehr des Silbermedaillen-Gewinners aus Korea mit einem Foto unterlegt und einem Autogramm signiert im VIP-Raum des heimischen Eisstadions an prominenter Stelle platziert haben. Im Jahr 2023 ist das, was Pielmeier damals ausgesprochen hat, längst eingetroffen: Er spielt wieder beim DSC, ebenso sein Bruder Thomas (35, beide seit 2021) und natürlich Thomas Greilinger (41, seit 2019).

Der Torhüter läuft gerne in seiner Heimat auf, wie er immer wieder betont. „Es ist einfach etwas anderes, vor Freunden und der Familie da zu spielen, wo man das Eishockeyspielen gelernt hat.“ Während es in seiner ersten Saison in der Oberliga etwas gedauert hat, bis sich Pielmeier an die dritte Liga gewöhnte, läuft es im zweiten Jahr so wie es soll. „Man muss am Anfang natürlich alles kennen lernen und sich erst anpassen“, so der Torhüter, der ein Jahr vor seinem Wechsel nach Niederbayern überhaupt nicht gespielt hat. „Da war ich nur joggen, um den Kopf freizubekommen. Das war auch mental nicht so einfach“, blickt Pielmeier auf das Corona-Jahr zurück. Jetzt steht er aber wieder voll im Saft und bildet den großen Rückhalt für das Team, das in der Tabelle auf Rang 3 steht. „Thomas Greilinger und Jiri Ehrenberger (67) haben eine gute Mannschaft zusammengestellt, die unter den Top fünf der Liga mitspielen kann. In der sehr schweren Phase mit den vielen verletzten Spielern haben wir großen Teamgeist bewiesen und viele Punkte gesammelt“, blickt Pielmeier zurück. „Diesen dritten Platz wollen wir jetzt auch verteidigen. Das ist unser Ziel.“

Im DSC-Team stimmt es



In der angesprochenen Zeit, gerade Ende Oktober, Anfang November, konnten die Niederbayern mit Ach und Krach drei Reihen aufbieten, viele Spieler fehlten mit Verletzungen oder krankheitsbedingt. „Aber da war genau der Kampfgeist vorhanden, genau so wie man ihn in den Playoffs braucht. Spieler, auch die, die eher fürs Tore schießen zuständig sind, haben sich in Schlagschüsse geworfen, Schüsse geblockt, sich fürs Team geopfert“, blickt der mehrfache deutsche Nationalspieler zurück: „Das ist ein gutes Zeichen an die Mannschaft, aber auch an die Fans. Und das löst dann eine Kettenreaktion aus, das überträgt sich auch positiv auf die Mitspieler.“

Angesichts der Situation gibt es nicht viele Spieler im DSC-Kader, die bislang alle 41 Spiele absolviert haben. Das sind lediglich Petr Stloukal und Paul Pfenninger. Pielmeier-Bruder Thomas war bislang zwar auch jede Partie dabei, schied am Sonntag aber im ersten Drittel mit einer Verletzung aus. Und dann ist da noch Timo Pielmeier. In 43 von 43 Spielen stand der Torhüter auf dem Eis.

Keine Pause: Pielmeier stand bisher immer auf dem Eis

Nicht wenige würden dem Vielspieler gerne eine Pause gönnen, doch sowohl Jiri Ehrenberger als auch der Goalie wiegeln ab. „Das ist nicht die erste Saison, in der der Torwart, der bei mir als Nummer eins gesetzt ist, sehr viel Verantwortung tragen muss“, sagt Ehrenberger. Pielmeier selbst sieht sich als Goalie, der schon immer viel gespielt hat. „Ich hatte schon eine Saison mit 50, 60 Partien, in Ingolstadt waren es mal 70. Ich bin keiner, der zum Trainer geht und sagt: Ich will nicht spielen. Wenn der Torhüter hinter mir auch mal ein Spiel bekommt, dann hätte ich nichts dagegen und würde mich sogar für ihn freuen“, urteilt Pielmeier, weiß aber auch: „Bei uns ist die Tabelle so eng, dass jedes Spiel wichtig ist. Wir sind als Mannschaft erst spät ins Rollen gekommen und es waren immer knappe Matches. Das zeigt, dass wir jeden Punkt brauchen.“

Seinen eigenen Stil beschreibt Pielmeier als „Butterfly mit ein bisschen Verteidiger. Das Spiel lesen zu können ist schon eine Stärke von mir“. Und vor allem das Mitspielen. Immer wieder verlässt er seinen Kasten, fängt Pässe ab. „Wenn ich aus dem Tor gehe, ist das Ziel, dass der Aufbau des Gegners unterbrochen wird. Mir ist auch wichtig mitzuspielen, damit man in Bewegung und konzentriert bleibt. Gerade wenn es wenige Schüsse aufs Tor gibt“, sagt er.

Manchmal versucht er sogar, den Puck selbst ins gegnerische Netz zu befördern. So wie zuletzt gegen Peiting: Kurz vor Schluss chippte Pielmeier die Scheibe geistesgegenwärtig aus dem eigenen Drittel in Richtung leeres Tor. Nur wenige Zentimeter fehlten am Ende. Auch beim EHC Klostersee hätte es fast mit einem eigenen Treffer geklappt. „Ich habe das schon bewusst versucht“, verrät er: „Natürlich ist es eine Glückssache. Aber Stefan Liebergesell meinte, er möchte gerne mal ein Tor von mir sehen und dann habe ich mir gedacht, das versuche ich“, erklärt Pielmeier und lacht.

Im Herbst lehnte er ein Top-Angebot aus der DEL ab



Bei einem Gegentreffer kann es für den 33-Jährigen aber auch schon mal mit der guten Laune vorbei sein. Die Fans können dann beobachten, wie Pielmeier das Tor auf der Videowand analysiert oder den Verteidiger zur Rede stellt. „Mir geht es da gar nicht um das Gegentor an sich oder um meine Statistik“, erklärt der deutsche Meister von 2014: „Aber Leichtsinnsfehler dürfen einfach nicht passieren. Das ist nicht für mich ärgerlich, sondern für die ganze Mannschaft. Gerade in den Playoffs können Kleinigkeiten entscheiden. Auch wenn wir 8:3 führen, sollte man genau so weitermachen wie am Anfang des Spiels.“ So wie gegen Peiting, als für den Keeper am Ende der vierte Shutout, also ein Zu-Null-Spiel zu Buche stand. „Für den Torwart ist das natürlich schön, aber zum Shutout gehört auch immer die Defensivleistung. Es bildet am Ende die Mannschaftsleistung ab, und nicht nur die des Torwarts.“

Pilemeiers starke Auftritte wecken natürlich Begehrlichkeiten. So bekam er im November einen gut dotierten Vertrag über zweieinhalb Jahre bei einem Top-DEL-Club angeboten. „Aber ich habe das abgelehnt“, sagt er. Warum? Erstens, weil ich mich hier sehr wohl fühle und wir mit Jiri einen Trainer haben, der das Team professionell führt. Zweitens habe ich gesagt, dass ich mich für Deggendorf entschieden habe, für die Heimat und den Vertrag erfüllen werde. Hier passt einfach alles.“