Emotionale Pressekonferenz
„Kein Wille, keine Würde“: Enttäuschter Hawks-Trainer Bares rechnet mit seinem Team ab

27.02.2023 | Stand 17.09.2023, 2:00 Uhr

Petr Bares gab auf der Pressekonferenz ein sehr emotionales Statement ab. −Foto: Screenshot PNP

4:9 am Freitag, 1:8 am Sonntag – die Passau Black Hawks haben in der Eishockey-Oberliga erneut ein rabenschwarzes Wochenende erlebt. Nach der Pleite am Sonntag beim SC Riessersee, es war die zehnte am Stück, ist die Laune im Lager der Dreiflüssestädter ganz tief im Keller, der Frust über das schwache Saisonfinale riesengroß.

Wie groß, das konnte man am Sonntagabend beobachten, als der scheidende Coach Petr Bares auf der Pressekonferenz zum Mikrofon griff. Man müsse sich „klares Glas“ einschenken, sagte der Coach zu Beginn und meinte damit wohl, dass es an der Zeit sei, Klartext zu reden. Und das tat Bares dann auch.

Mit teils zitternder Stimme sprach er über die schwierige Situation der letzten Wochen und seine Enttäuschung über die schwachen Auftritte seiner Mannschaft. „Wir haben keine Qualität mehr, es ist immer das selbe“, begann Bares und stockte dann: „Es ist einfach sehr schwer.“ Nur drei Leute hätten im ersten Drittel gekämpft, „die anderen waren nur ein bisschen dabei“, urteilte er über das Match am Sonntag in Riessersee. Im zweiten Drittel sei es besser geworden, die Mannschaft habe angefangen, „ein bisschen zu beißen“. Den Schlussabschnitt habe man dann wieder völlig hergeschenkt, sich aufgegeben. „Ich verstehe das einfach nicht“, klagte Bares. „Als ich Eishockey gespielt habe, habe ich immer gespielt, von Anfang bis zum Ende, egal was war. Ich verstehe es nicht, warum die Jungs nicht spielen wollen“, sagte der Coach mit Blick auf die Horrorphase in Riessersee. In neun Minuten schlug der Puck gleich fünfmal im Black-Hawks-Tor ein. Keeper Luca Mayer wurde bei allen Gegentoren sträflich im Stich gelassen.

Petr Bares sichtlich mitgenommen und den Tränen nahe



„Wir sind in einer schwierigen Phase. Wir haben keine neuen Spieler, die Qualität ist weg, die erste Reihe ist weg“, sagte Bares und warf seiner Truppe vor, Vorgaben aus Training und Videoanalyse nicht umzusetzen. „Ich sage, wie wir spielen sollen, aber die machen das einfach nicht“, befand der erfahrene Coach und stellte auch die Charakterfrage: „Ich sehe da keinen Einsatz. Wo ist der Wille, die Würde? Ich bin ein Spieler, ich möchte kämpfen, ich möchte gewinnen. Ich sehe das nicht“, sagte Bares sichtlich mitgenommen und den Tränen nahe.

Immer wieder schüttelte der Coach den Kopf und stellte dann konsterniert fest: „Die Jungs haben eine super Saison gespielt, bis Anfang Januar standen wir auf dem achten Platz. Wir hatten eine super, super Position für die Preplayoffs, alles war vorbereitet, alles sehr gut gemacht. Und dann? Sowas! Ich finde das nicht in Ordnung. Wenn wir es geschafft hätten, wäre das eine schöne Sache gewesen, für die Mannschaft, aber auch für die Stadt Passau, für den Verein, für alle wären die Playoffs eine Bereicherung gewesen. Jetzt ist es anders. Und das finde ich scheiße, ich muss es leider so sagen.“

Nachholspiel am Dienstag gegen Riessersee



Wie die Hawks auf die emotionalen Worte ihres Trainers reagieren, wird sich schon am Dienstag zeigen. Im Nachholspiel gegen erneut Riessersee müssen die Passauer in eigener Halle auch ihre Fans versöhnen (19.30 Uhr). Denn auch im Lager der Anhänger ist der Frust groß. „Man kann schon verlieren, nur es kommt auch auf die Art und Weise an. Und in den letzten Spielen haben einfach Kampf und Einsatz komplett gefehlt“, so die Meinung vieler Zuschauer.

Rein rechnerisch sind für die Hawks sogar die Pre-Playoffs noch möglich, da man ein Spiel weniger auf dem Konto hat als Tölz. Aber daran glaubt bei den Passauern nach den jüngsten Leistungen niemand mehr. Nicht einmal der Trainer.