Wenn am kommenden Sonntag um 18 Uhr für den traditionsreichen TEV Miesbach mit dem Heimspiel gegen den EC Pfaffenhofen die neue Saison in der Eishockey-Bayernliga beginnt − dann kann es sein, dass an diesem Abend Punktejagd und Endergebnis, dass Torschützen und Strafzeiten plötzlich ganz unwichtig werden. Dass der Sport in den Hintergrund tritt angesichts einer unfassbaren Tragödie. Und die hat einen Namen: Anian Geratsdorfer (31).
Der langjährige TEV-Torhüter, der für Miesbach über 250 Pflichtspiele bestritt, hatte im Januar nach einer ganz normalen Trainingseinheit einen Herzinfarkt erlitten, musste auf dem Weg ins Krankenhaus reanimiert werden. Seine erste Frage an den Arzt, nachdem er wieder bei Bewusstsein war: „Kann ich wieder Eishockey spielen?“ Doch vier Tage später das nächste Drama: erneuter Herzstillstand, wieder Reanimation – leider mit gravierenden Folgen für den Sportler. Der 31-Jährige ist seither nicht mehr ansprechbar, befindet sich seiner Familie zufolge „in einem minimalen Bewusstseinszustand“, muss rund um die Uhr gepflegt werden.
Geschichte wurde lange unter Verschluss gehalten
Auf Wunsch seiner Familie hielt der Verein die dramatischen Vorkommnisse um Anian neun Monate unter Verschluss – bis vor wenigen Tagen. „Nun ist der Zeitpunkt gekommen, die Geschichte Anians zu erzählen“, heißt es in einer TEV-Pressemitteilung – und die Miesbacher Eishockey-Familie bittet um Hilfe. Hilfe für Anian, der die vergangenen Monate auf Intensivstationen und in Reha-Kliniken verbrachte.
„Gemeinsam für Anian“ lautet das Motto. Damit die Familie in dieser schweren Zeit unter der Last der immensen Herausforderungen – z.B. der notwendige Umbau der Wohnung für Anian und einen Pfleger, teuere Therapien etc. – wenigstens finanziell nicht zusammenbricht, wurde mit Unterstützung des TEV ein Spendenkonto eingerichtet:
Und die über die sozialen Medien gestartete Hilfsaktion hat ihre Wirkung nicht verfehlt, machte in den ersten Tagen schon Schlagzeilen in überregionalen Medien und nicht zuletzt im wichtigen Eishockey-TV-Sender MagentaSport, der seit vergangenem Wochenende bei der Live-Übertragung sämtlicher DEL-Partien die Aktion immer wieder bewarb.
„Es gibt eine unglaubliche Resonanz“
Aber nicht nur das: „Es gibt eine unglaubliche Resonanz, wird sind alle hier überwältigt“, erzählt Antonia Fuchs von der Miesbacher TEV-Geschäftsstelle auf Anfrage der Mediengruppe Bayern. „Bei den Spendern ist alles dabei, was man sich vorstellen kann – von Privatpersonen und Unternehmen über Kanzleien bis hin zu vielen Vereinen, die uns dabei unterstützen“, so Antonia Fuchs.
Es scheint, dass das Schicksal des nach einem Sturz in die Bande querschnittsgelähmten Rosenheimer Eishockey-Profis Mike Glemser die Hilfsbereitschaft in der großen deutschen Eishockey-Familie zusätzlich geschärft hat für mögliche Schattenseiten des schnellsten Mannschaftssports der Welt. Der 25-Jährige vom Zweitliga-Aufsteiger aus Oberbayern macht in der Intensiv-Reha Fortschritte, kann mittlerweile wieder Schultern, Bizeps und das linke Handgelenk bewegen.
Bei entsprechender Unterstützung und Hilfsbereitschaft ist zu hoffen, dass auch Anian Geratsdorfer sich ganz langsam zurück ins Leben kämpfen kann. „Selbst in der aktuellen Verfassung reagiert er vor allem auf gewohnte Gerüche und Stimmen aus Familien und Eishockey-Welt“, heißt es auf der TEV-Homepage. Ein Satz, der Hoffnung macht. Vor allem für seine Familie, die weiß: „Eishockey war und ist Anians Leben.“
SpendenkontoAnian Geratsdorfer DE20 7115 2570 0012 5332 87KreissparkasseMiesbach-Tegernsee