Sahnetag im Trikot der Chicago Blackhawks
Sein Handwerkszeug lernte er bei den Starbulls: Lukas Reichel feiert erstes NHL-Tor

11.01.2023 | Stand 11.01.2023, 13:31 Uhr

Seinen ersten Treffer in der stärksten Eishockey-Liga der Welt, der NHL, durfte Lukas Reichel (20) im Trikot der Chicago Blackhawks bejubeln. −Foto: imago images

Was für ein Spiel für Lukas Reichel! Der 20-Jährige, der im Nachwuchs der Starbulls Rosenheim groß geworden ist, durfte seinen ersten Treffer in der nordamerikanischen National Hockey League (NHL), der stärksten Eishockey-Liga der Welt, bejubeln.

Bei seinem dritten Saisoneinsatz für die Chicago Blackhawks erzielte der 1,83 Meter große Flügelstürmer im Duell gegen die Calgary Flames nach 159 Sekunden die Führung. Doch damit nicht genug: Reichel leistete zum 3:1 und zum Siegtreffer in der Verlängerung jeweils die Vorarbeit und hatte mit insgesamt drei Punkten maßgeblichen Anteil am 4:3-Erfolg seiner Blackhawks.

Nach der Partie sprach Reichel von einem „Traum, der in Erfüllung ging. Der erste Treffer in der NHL ist ein sehr besonderer Moment für mich“. Der 20-Jährige war 2020 von Chicago als Nummer 17 in der ersten Runde gedraftet worden. In der vergangenen Saison bestritt der Nationalspieler elf NHL-Einsätze und kam dabei auf eine Vorlage im Spiel gegen Nashville. „Jetzt ist es Zeit, mein erstes Tor zu schießen“, hatte er im September bei einem Heimatbesuch erklärt.

Verletzung des Top-Stürmer ist Reichels Chance



Die laufende Saison absolvierte Reichel zunächst aber hauptsächlich in Chicagos Farmteam, den Rockford Ice Hogs, in der American Hockey League. Dabei lieferte er mit 14 Toren und 22 Vorlagen bislang stark ab. Und so kam der Ruf der Blackhawks nach der Verletzung von Top-Angreifer Patrick Kane nicht von ungefähr. Sein Saisondebüt gab der Angreifer dann gegen die New Jersey Devils, gegen die Arizona Coyotes gelang dann mit 2:0 gleich ein Sieg, dem Reichels Sahnetag gegen Calgary folgte.

Gegen die Flames ließ sich der junge Stürmer nicht lange bitten: Nach drei Minuten hatte er den Puck erstmals in der NHL über die Linie befördert – im Nachsetzen aus kurzer Distanz. „Das war ein bisschen glücklich“, gab Reichel zu, „aber es spielt keine Rolle, wie das Tor gefallen ist. Ich bin einfach happy, dass ich den reingemacht habe.“ Vater Martin Reichel, der das Spiel daheim in Neubeuern mit seiner Frau, den Schwiegereltern und seiner Tochter live am TV verfolgt hatte, pflichtet ihm bei: „Es gibt keine schlechten Tore.“

Papa Reichel: „Es war ein Befreiung für ihn“



„Er hat lange aufs erste Tor gewartet. Jetzt hat er sich belohnt“, meinte Martin Reichel, der selbst früher in der deutschen Nationalmannschaft gespielt hat und in der Ruhmeshalle des deutschen Eishockeys steht. Beim Frühstück gegen halb sieben hat die Familie ihrem Sohn zum NHL-Premierentreffer gratuliert – in Chicago war es zu diesem Zeitpunkt halb zwölf Uhr am Abend. „Es war schon eine Befreiung für ihn“, hat Papa Martin bemerkt.

Zumindest hat ihn der Treffer derart beflügelt, um noch zwei weitere Tore für die Blackhawks, die in Retro-Trikots aufliefen, aufzulegen. Beim 3:1 servierte Lukas Reichel den Puck dem Schweizer Philipp Kurashev, in der Verlängerung assistierte er Max Domi beim Siegtreffer. „Mein erster Gedanke war, dass ich selbst schieße. Aber dann sah ich, dass es eine kleine Lücke für den Pass gibt. Ich bin froh, dass die Scheibe ankam“, so der Oberbayer.

Mannschaftskameraden küren ihn zum MVP



In dieser Situation noch einmal den Mitspieler zu suchen und auch zu finden, zeugt von der Stärke von Reichel. „Er wirkt sehr reif und verfügt über eine gewisse Ruhe. Er hat viel Vertrauen in seine Fähigkeiten und ich bin mir sicher, dass er seine Chance nutzen wird“, sagt sein Trainer Luke Richardson. Sein Schützling hat dies vor: „Ich will einfach, dass es so weitergeht“, meinte er nach der Begegnung, nachdem er in der Kabine den Puck seines ersten NHL-Treffers und – unter Applaus der Mitstreiter – den mannschaftsinternen Preis für den wertvollsten Spieler, einen Gürtel ähnlich dem eines Box-Weltmeisters, überreicht bekommen hatte.

− tn