Trostberg
Schussgewaltige Schnauzbärte: Chiefs-Heimstart im „Movember“ wird zum Eishockeyfest

11.11.2022 | Stand 11.11.2022, 23:11 Uhr

Michal Zak und Wayne Grapentine bejubeln das 1:0. −Fotos: Butzhammer

Von Thomas Thois

Das lange Warten auf den Heimauftakt hat sich gelohnt. Die Fans der Trostberg Chiefs – stolze 500 an der Zahl – erlebten am Freitag ein echtes Eishockeyfest: Optimales Wetter, ein rasantes, hochklassiges Landesliga-Spitzenspiel und ein verdienter 7:4-Sieg ihrer Mannschaft gegen den bis dato ungeschlagenen Tabellenführer ERC Sonthofen.

„Wirklich tolle Freiluftatmosphäre“, zeigte sich selbst Gästecoach Helmut Wahl angetan von der perfekten Kulisse. „Ich kenne das ja aus eigener Erfahrung und weiß, wie heimstark Trostberg ist“, so der frühere Spieler und Trainer des ESC Kempten, der die erste Saisonniederlage seiner Bulls auf die „zu vielen individuellen Fehler“ zurückführte.

Wirklich zufrieden sein konnte Wahl nur mit dem Überzahlspiel seines Teams, das alle vier Treffer im Powerplay erzielte. Mit einem Mann mehr klappte das Kombinationsspiel des Tschechen-Quartett Havlicek, Kames, Spican und Stransky wie am Schnürchen.

Bei numerischer Gleichzahl jedoch zeigten die Trostberg Chiefs, wie druckvoll und stabil das System von Trainer Petr Zachar mittlerweile ist. Der Trainingsrückstand wegen des späten Saisonstarts im Rainer-Roßmanith-Eisstadion fiel kaum ins Gewicht. Torwart Max Kruck war wieder ein starker Rückhalt, und im Sturm zeigte einmal mehr Hattrick-Schütze Wayne Grapentine seine Extraklasse.

1:0, 1:1, 2:1, 2:2, 3:2, 3:3, 4:3, 4:4 – das Spiel stand lange auf des Messers Schneide, weil Sonthofen immer wieder eine Antwort auf die Führungstreffer der Chiefs fand, und zwar ausnahmslos in Überzahl. Die zum Teil sehr unnötigen, weil im gegnerischen Drittel verursachten Trostberger Strafzeiten wurden gnadenlos bestraft.

Doch die Gastgeber ließen sich nicht aus dem Konzept bringen und konnten sich auf die Abschlussqualitäten ihrer Torjäger verlassen. Etwa Jakub Poricky, der beim 4:3 seine immense Schusskraft mit einem Kreuzeckkracher unter Beweis stellte. Und natürlich Wayne Grapentine, der sein Team im Schlussdrittel mit dem 5:4 und 6:4 auf die Siegerstraße schoss und nun in sechs Saisonspielen schon zwölfmal getroffen hat.

Für den TSV entpuppte sich das fehlende Dach ausnahmsweise mal als Wettbewerbsvorteil: Als Gästestürmer Spican in der 50. Minute allein auf das Chiefs-Tor zusteuerte und den Puck zum vermeintlichen 5:5 versenkte, war der Jubel der Allgäuer nur von kurzer Dauer. Denn Sekunden vor dem Torschuss war die Sirene ertönt – das nur unter freiem Himmel übliche Signal für den Seitenwechsel nach der Hälfte des Schlussdrittels.



Oberlippenbärte behalten die Oberhand


Und dennoch hatten die Fans des ERC Sonthofen sichtlich Spaß am urigen Outdoor-Feeling. So bekamen die Chiefs-Cracks auf ihrer Ehrenrunde sogar Applaus von der Schlachtenbummler-Tribüne. Und natürlich frenetische Ovationen des eigenen Anhangs, der sich nun auf einen Heimspiel-Doppelpack am kommenden Wochenende (Freitag gegen Burgau, Sonntag gegen Forst) freuen kann. Und überhaupt auf einen bewegten November – passend zum sogenannten „Movember“, der weltweiten Aufklärungsaktion für mehr Sensibilität und Vorsorgeverantwortung bei Männergesundheitsthemen wie Prostata- und Hodenkrebs oder auch Depressionen. Sprießende Bärte sind das Symbol der Kampagne – und fast alle Chiefs-Spieler machen mit und lassen sich im Moustache-Monat einen Schnauzbart stehen.

Die Statistik: Trostberg Chiefs – ERC Sonthofen 7:4 (2:2, 2:1, 3:1); 1:0 (4.) Zak (Dvorak, Grapentine), 1:1 (8.) Kames, 2:1 (19.) Schwabl, 2:2 (20.) Kames, 3:2 (25.) Grapentine (Roßmanith, Kimpel), 3:3 (28.) Spican, 4:3 (30.) Poricky (Dvorak, Zak), 4:4 (44.) Engler, 5:4 (50.) Grapentine (Zak, Dvorak), 6:4 (56.) Grapentine (L. Feldner, Schwabl), 7:4 (57..) Dvorak (L. Felder, Zak); Strafminuten: TSV 18, ERC 10; Zuschauer: 500.