Trostberg
Nach 3:10-Klatsche: Chiefs wieder unter Druck

18.12.2022 | Stand 17.09.2023, 8:07 Uhr

Trostberg Chiefs – ESV Burgau 3:10. Metty Wolfgruber (rechts), Johannes Käsmaier und Co. standen im Angriffswirbel des ESV Burgau auf verlorenem Posten. −Foto: Christian Butzhammer

Von Thomas Thois

Rund 300 Chiefs-Fans hatten es vorgezogen, bei frostigen Temperaturen ihrem Team im Vorrunden-Endspurt der Eishockey-Landesliga den Rücken zu stärken, statt im warmen Wohnzimmer den Superstar-Showdown zwischen Messi und Mbappe zu verfolgen. Das spannendere Sonntagabendprogramm wäre zweifellos der WM-Finalthriller im Fernsehen gewesen, denn die Angelegenheit im Rainer-Roßmanith-Eisstadion war höchst einseitig. Trostberg kassierte beim 3:10 gegen den ESV Burgau die höchste Saisonniederlage und muss nun wieder um den Einzug in die Aufstiegsrunde bangen.

In der entscheidenden Phase der Saison plagen die Chiefs akute Personalsorgen. Krankheits- und verletzungsbedingt standen Trainer Petr Zachar nur sieben Stürmer zur Verfügung. Und zu allem Überfluss zog sich Torwart Max Kruck auch noch eine Rippenblessur zu und musste beim Stand von 0:2 durch Johannes Käsmaier ersetzt werden.

Voll besetzt war diesmal die Holztribüne am Stadioneingang. Dort hatten die rund 40 Schlachtenbummler des ESV Burgau Stellung bezogen – „bewacht“ von rund einem halben Dutzend Polizisten. Eine bei Auswärtsspielen der Eisbären übliche Vorsichtsmaßnahme. Der heißblütige Fanblock, der in der Vergangenheit auch schon des öfteren über die Stränge geschlagen hatte, beschränkte sich diesmal aber auf das laustarke Anfeuern der eigenen Mannschaft. Und die machte dem Kampfnamen ihres stürmischen Anhangs alle Ehre. „Hurricanes“ stand auf dem Banner, das die ESV-Fans aufgehängt hatten, und wie ein Wirbelsturm legten die Burgauer auch los. Mit dem ersten Schuss nach nur 16 Sekunden traf der überragende Tscheche David Ballner zum 0:1. In Unterzahl ließ sein Landmann Petr Ceslik schnell das 0:2 folgen.

Als Wayne Grapentine im Fünf-gegen-Drei-Powerplay der Anschlusstreffer gelang, keimte Hoffnung auf im Lager der TSV-Fans. Auf den vielfach aktivierten Handy-Livestreams aus Katar lief gerade Mbappes Doppelschlag zum 2:2 – und fast wäre Grapentine dasselbe Kunststück gelungen, doch freistehend scheiterte er am starken ESV-Keeper Roman Jourkov.

Und so war es erneut der pfeilschnelle David Ballner, der von der Strafbank kommend einen Befreiungsschlag aufnahm und technisch brillant zum 1:3 vollendete.

Trostberg erspielte sich viele Torchancen, lief den Burgauern aber ins offene Messer. Denn im Eishockey-Lehrbuch schlugen die Gäste ein ums andere Mal das Kapitel „Konter“ auf – so auch David Zachar, der Sohn von Trostbergs Trainer Petr Zachar, der in der 18. Minute eiskalt zum schon vorentscheidenden 1:4 traf. Der Rest war ein Schützenfest der bärenstarken Burgauer, die durch den Auswärtsdreier neuer Gruppe-B-Spitzenreiter sind.

Trostbergs Tabellenführung nach dem 5:1-Sieg am Samstag in Sonthofen hat also nur 24 Stunden gehalten. Und es könnte noch schlimmer kommen. Um die Aufstiegsrunde, sprich einen Platz unter den ersten Vier zu erreichen, darf man sich im letzten Vorrundenspiel am Freitag beim ERC Lechbruck keinen Ausrutscher leisten. Mindestens ein Punkt ist Pflicht, um aus eigener Kraft ans große Ziel zu kommen.

Die direkten Konkurrenten haben allesamt noch vermeintlich einfache Gegner vor der Brust. Der ERC Sonthofen, mit 29 Zählern punktgleich mit den Chiefs, hat gegen Schlusslicht Forst und beim EHC Bad Aibling noch zwei Mal die Chance zu punkten. Der SC Reichersbeuern (28 Punkte) ist am 30. Dezember im letzten Spiel bei der SG Schliersee/Miesbach 1b klarer Favorit. Auf den aktuellen Tabellenfünften EV Pfronten beträgt Trostbergs Vorsprung zwar sechs Punkte, doch die in Topform befindlichen Falcons dürften sich in den beiden Heimspielen gegen den Vorletzten Schliersee/Miesbach und den Letzten SC Forst kaum eine Blöße geben und am 30. Dezember ebenfalls 29 Punkte auf dem Konto. Im Duell mit Trostberg wären sie dann abgesichert durch das bessere Torverhältnis (derzeit: Chiefs plus 11, Pfronten plus 10).

Für Trostberg heißt es also: Die dezimierten Reihen schließen, volle Konzentration auf das letzte Vorrundenspiel und sich in Lechbruck für die 4:8-Hinspielpleite revanchieren, um nicht – wie in der Vorsaison – als Tabellenfünfter hauchdünn die Playoffs zu verpassen.

Trostberg Chiefs – ESV Burgau 3:10 (1:4, 1:3, 1:3); 0:1 (1.) Ballner, 0:2 (7.) Ceslik, 1:2 (12.) Grapentine (Dvorak, Roßmanith), 1:3 (13.) Ballner, 1:4 (18.) Zachar, 1:5 (24.) Ballner, 1:6 (25.) Hermann, 2:6 (26.) Poricky (Schwabl, Roßmanith), 2:7 (29.) Seifert, 2:8 (44.) Bayer, 2:9 (47.) Dörrich, 2:10 (53.) Zachar, 3:10 (58.) Poricky (Schwabl); Strafminuten: TSV 14, ESC 18; Zuschauer: 325.