DNL-Saison beginnt
Keine Zeit zum Aufwärmen: ERC Ingolstadt muss sich in 14 Partien für Top-Division qualifizieren

29.08.2024 | Stand 29.08.2024, 21:52 Uhr |
Martin Wimösterer

Sind schon an diesem Wochenende gefordert: Cheftrainer Artur Grass und die DNL-Mannschaft des ERC Ingolstadt. Foto: Traub

Am Samstag, 17 Uhr, fällt für den ERC Ingolstadt bei den Schwenninger Wild Wings der erste Puck zur neuen DNL-Saison – und damit geht es sofort hinein in den knallharten Modus von Deutschlands höchster U20-Liga. Die ersten 14 Spiele der Saison definieren schon weitgehend das Abschneiden eines Klubs. „Das ist wie direkt Playoffs spielen“, sagt ERC-Trainer Artur Grass. „Da zählt jedes Spiel.“



Der ERC trifft in der ersten Saisonphase neben Schwenningen auf die Düsseldorfer EG, die Eisbären Juniors Berlin, den ESV Kaufbeuren, die Starbulls Rosenheim, Grass' Ex-Team Iserlohner EC und den ESC Dresden.

Eigener Leistungsstand noch nahezu offen



Die ERC-U20 hat sich „kurzfristige Ziele“ für die Saison gesteckt, wie Grass durchblicken lässt. Das erste Ziel ist die Qualifikation für die Top-Division. Doch nur die besten Vier aus der Gruppe qualifizieren sich dafür. Wer diese verpasst, erreicht nur noch sehr schwer (über die neue Qualifikationsrunde und neu eingeführte Pre-Play-offs) und nur unter Umständen noch die Play-offs um die Deutsche Meisterschaft.

Die Panther müssen also direkt auf Betriebstemperatur kommen und ihr höchstmögliches Niveau abrufen, um an den Vorjahreserfolg anknüpfen zu können. Doch wie gut der eigene Leistungsstand tatsächlich ist, das kann derzeit nicht einmal Trainer Grass fundiert einschätzen, wie er erklärt. Für dieses Fragezeichen gibt es mehrere Gründe.

Zum einen hat es nach dem Erreichen der Play-offs zuletzt einen größeren Umbruch im Ingolstädter Kader gegeben. „60 Prozent des Kaders sind geblieben, 40 Prozent sind dazugekommen“, erläutert der Coach. Die Neuen wurden zum Teil von Grass und Nachwuchskoordinator Billy Trew gescoutet, zum Teil auch nach eigener Bewerbung für gut befunden. Die Mannschaft sieht allerdings auf den ersten Blick recht jung aus – und im Nachwuchsbereich kann ein Jahr einiges ausmachen. Spieler des Endjahrgangs 2005 wie etwa der neue Kapitän und Torjäger Sebastian Laßmann finden sich nur wenige in der Kaderliste.

Rückgrat des Teams bildet der mittlere Jahrgang 2006



Das Rückgrat des Teams bildet der mittlere Jahrgang 2006, der einige heimische Hoffnungsträger umfasst. Interessante Talente sind im Sommer gerade im Jahrgang 2007 nach Ingolstadt gekommen. Dieser Jahrgang gilt als der hoffnungsvollste in Deutschland seit einigen Jahren. „Einige der besten Jungs werden bereits jetzt in den Seniorenbereich hochgezogen“, erläutert Grass, der natürlich perspektivisch denkt. Doch Erfolg und Durchsetzungsstärke müssen sich auch bei den Talenten des Super-Jahrgangs erst noch zeigen. Grass setzt darauf: Der hinzugeholte Andreas Grin (2007) bildete in den Testspielen mit Laßmann und dem Ingolstädter Florian Reinwald (2007) die nominelle erste Reihe.

Internationale Konkurrenz zeigt Grenzen auf



Die Vorbereitung – ein anderer Faktor, der noch keinen genauen Rückschluss auf den eigenen Leistungsstand zulässt. Die Testspiele gegen die DNL-Konkurrenz gewann der ERC zwar alle – doch Rivalen wie die Eisbären Regensburg spielen in Phase eins erst einmal in der Parallelgruppe. Die internationalen Testspiele endeten „deutlich“, sagt Grass – zugunsten der Gegner. Der ERC-Coach findet solche Vergleiche aber wichtig: „Wer kann mit Drucksituationen umgehen, wer ist handlungsschnell auf dem Eis? Da kannst du dir als Trainer ein Bild machen – das sind lehrreiche Spiele.“

Die tschechischen Teams der Altersklasse, sagt Grass, „sind läuferisch und technisch besser“. Er sieht solche Duelle als „Appell an das deutsche Eishockey“ – es gibt noch viel zu tun. Denn im Seniorenbereich, argumentiert der Panther-Coach, „schließt Deutschland gut ab. Aber wenn ich mir die Ergebnisse der U20- und der U18-Nationalteams zuletzt anschaue...“ Stark ausbaufähig.

Terminchaos



Erschwerend kommt für Grass in seinen Vorbereitungen auf das Start-Wochenende in Schwenningen zudem hinzu, dass die Ingolstädter immer wieder vom Verletzungspech eingeholt worden sind. „Wir waren nie wirklich vollzählig“, sagt er. Und dass auch die Konkurrenz in der Fremde aktiv war, machte dem Panther-Coach ebenso die Standortbestimmung schwer: „Schwenningen zum Beispiel war größtenteils in der Schweiz unterwegs. Deshalb ist kein Videomaterial vorhanden, mit dem man sich den Gegner schon mal anschauen könnte.“

Zu guter Letzt gab es auch noch das Terminchaos: Ein guter Teil der Mannschaften sei bis Anfang August davon ausgegangen, dass die DNL-Saison erst eine Woche später beginnen wird, sagt Grass. Unter anderem auch der ERC, der sogar schon mit dem EV Landshut Testspiele für das erste September-Wochenende besprochen hatte. Der ligabetreibende Deutsche Eishockey-Bund sorgte dann für die große Überraschung und der ERC muss nun früher seinen Zenit erreichen – denn die DNL-Saison beginnt ja, wie Grass sagt, quasi „direkt mit Play-offs“.

DK

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