Die Play-offs in der höchsten deutschen Eishockey-Juniorenliga DNL ziehen schon am Horizont herauf. Die U 20 des ERC Ingolstadt hat sich nach Ansicht ihres Trainers Artur Grass sehr gut entwickelt und schlüpft in die Rolle des Geheimfavoriten. Am vorletzten Spielwochenende der Top-Division geht es für den ERC zu den Iserlohn Roosters. Die erste Scheibe fällt am Samstag um 19.30 Uhr und am Sonntag um 12 Uhr (kostenpflichtiger Stream bei Red+).
Dass die Panther zuletzt heiß gelaufen sind, liegt auch daran, dass die Spieler ihre Rollen annehmen. Florian Reinwald zum Beispiel, denkt Grass, „kennt seine Stärken“. Der Stürmer sagt im Gespräch mit unserer Zeitung ehrlich: „Mit den Spielmachern kann ich von den Skills her nicht mithalten.“ In Gesprächen mit seinem Trainer hat er aber verstanden, dass er als Power Forward – also als großer, kräftiger Stürmer – Stärken einbringt, die es aktuell in Deutschlands Ligen nicht so oft gibt.
„Der steht vor dem Tor und randaliert“
Die Vorbilder des gebürtigen Schanzers, der mit drei Jahren beim ERC begann und jedes Nachwuchsteam der Panther durchlaufen hat, waren nicht die häufig genannten Puck-Genies wie Thomas Greilinger oder Jared Ross. Es ist, auf die weite Eishockey-Welt bezogen, auch nicht der aktuelle Superstar Connor McDavid. Reinwald nennt Matthew Tkachuk von den Florida Panthers. „Der steht vor dem Tor und randaliert“, schildert Reinwald. Auch er selbst setzt seinen Körper vor dem Tor gut ein, um Unruhe zu stiften, Tore zu schießen, aufzulegen oder dem gegnerischen Torhüter die Sicht zu nehmen.
Ein Knochenjob ist dies im umkämpften Slot (dem Bereich vor dem Tor) und geht mit Schrammen, blauen Flecken und Verletzungen einher, wie er erzählt. Doch Reinwalds Beitrag ist enorm wertvoll für den Mannschaftserfolg. Der Einsatz sorgt für Anerkennung, bei den Mitspielern, aber auch darüber hinaus. Per E-Mail flatterte bei Reinwald vor ein paar Tagen die erfreuliche Botschaft ins Haus: Der 17 Jahre alte Stürmer reist auf Einladung des U 18-Bundestrainers Patrick Reimer in der Ligapause Anfang Februar zu einem Turnier im slowakischen Piestany. Bisher wurde Reinwald lediglich zur bayerischen Auswahl eingeladen, nun ist er erstmals auch für den Deutschen Eishockey-Bund (DEB) im Einsatz. Die Eltern und Freunde sind stolz – und auch der ERC-Trainer Grass: „Für Florian freue ich mich besonders.“
Sechs ERC-Talenten wurden berufen
Insgesamt sechs Jung-Panther aus der U 20 und der U 17 haben für die Februar-Turniere einen Ruf zu Nachwuchsnationalteams erhalten – der ERC hat sich inzwischen einen Namen aus Ausbildungsverein gemacht. Eden Hofverberg stößt zur U 19-Auswahl, Mats Geppert und Liam Trew zum U 17-Team. Mit dabei bei der U 18-Auswahl sind auch Reinwalds Sturmkollege Andreas Grin und Torhüter Bartholomäus Oswald, mit dem er gemeinsam die zwölfte Klasse des Appian-Gymnasiums besucht.
„Schule und Eishockey sind schwer unter einen Hut zu bekommen“, gibt Reinwald Einblick. Der Lebensmittelpunkt liege durchaus stark auf der Saturn Arena: Fünf, teilweise sechsmal in der Woche geht der Stürmer mit der U 20 zum Training aufs Eis, dazu kommen zwei Spiele pro Woche. Da falle es nach den körperlichen Strapazen schon mal schwer, die Kraft fürs Lernen und die Hausaufgaben zu finden. Reinwald zieht es eisern durch. Und: Die Lehrer zeigen Interesse an den Eishockey-Karrieren, schauen auch zu den Spielen vorbei. Reinwald hat festgestellt: „Die Schule kommt uns entgegen.“
Reinwald schielt auf den DNL-Titel
Reinwald will eine gute Abitur-Note erreichen und so allen Eventualitäten vorbauen, die eine Eishockeykarriere mit Verletzungen, Formschwäche und dem komplizierten Übergang für Talente in den Profibereich mit sich bringen könnte. Doch das Ziel sei durchaus eine Profikarriere im Eishockey, sagt Reinwald. Seine Entwicklung im Panther-Trikot nährt die Hoffnung. „Es läuft sehr gut“, meint der Stürmer zur laufenden Saison. „Wir haben ein sehr starkes Team und einen sehr guten Trainer.“
Nun stehen die Spiele in Iserlohn an, dann das Debüt im DEB-Trikot in Piestany. Danach geht es nur ein Hauptrundenwochenende später schon in die Play-offs. Reinwald nennt den DNL-Titel als Ziel.
DK