Neuling in der Bundesliga
Eishockey: Frauen des ERC Ingolstadt treffen auf ungarischen Top-Klub HK Budapest – Hemmerle verlängert

18.07.2024 |
Martin Wimösterer

Sie bleibt die Nummer eins beim ERC: Nationalspielerin Lisa Hemmerle kann sich mit den Ingolstädterinnen auf Vergleiche mit dem ungarischen Top-Team von HK Budapest freuen. Foto: Traub

Die Frauen des ERC Ingolstadt reisen in der neuen Bundesliga-Saison auch nach Budapest: Der ligabetreibende Deutsche Eishockey-Bund (DEB) hat den ungarischen Spitzenklub HK Budapest (früher KMH) in die höchste deutsche Spielklasse aufgenommen. Das bestätigte der DEB auf seiner Mitgliederversammlung. Die Ungarinnen berichteten auf ihrer Webseite von „einer äußerst positiven und offenen Aufnahme“.

„Sportlich ist das für uns sehr gut“, sagt Christian Sohlmann, Trainer der ERC-Frauen, der den neuen Gegner bereits von direkten Vergleichen kennt. Mit Blick auf die vergangenen Weltmeisterschaften lässt sich feststellen, dass HK stets eine Handvoll Schlüsselspielerinnen der ungarischen Nationalmannschaft stellt, etwa Torjägerin Réka Dabasi. Ungarn spielt nun auch wieder in der WM-Top-Gruppe. Durch den Wechsel in die DFEL erhofft sich der Klub, „zu einer besseren Leistung unserer Nationalmannschaft“ beizutragen. Der deutsche Verband sieht das für seine Farben ähnlich, wie DEB-Präsident Peter Merten darlegte.

Nordamerikanerinnen verstärken HK Budapest



Sohlmann meint mit Blick auf seinen ERC: „Diese vier zusätzlichen Ligaspiele auf hohem Niveau werden uns gut tun. Das ist ein starkes Team, das uns herausfordern wird.“ Da Eishockey in Ungarn stark staatlich bezuschusst wird, sind die Spielerinnen wie Profis aufgestellt. Teil der vergangenen Kader waren – die Einbürgerungen gehen für taugliche Spielerinnen offenbar zügig – auch ein paar gebürtige Nordamerikanerinnen, etwa Hayley Williams. Die zusätzlichen Importspielerinnen waren die Punktbesten der europäischen EWHL in der vorigen Saison.

„HK hat in den vergangenen sechs Jahren fünfmal die EWHL gewonnen und stand zuletzt im Finale“, erklärt Sohlmann, der im Erfolg auch den Grund für den Ligenwechsel sieht. Denn im Supercup unterlag HK dem deutschen Vertreter ECDC Memmingen Indians – und merkte so, dass die deutsche Konkurrenz reizvoll sein kann. Dass in der DFEL auch der ERC Ingolstadt stark aufgestellt ist, die Mad Dogs Mannheim einige Nationalspielerinnen in ihren Reihen haben und die Eisbären Juniors Berlin sich mit den DFEL-Stars Laura Kluge und Franziska Feldmeier verstärkten, machte den Wechsel in die Bundesliga schmackhaft.

Sportlich befürwortet auch der EC Bergkamen die Aufnahme, sieht in den Kosten und den Reisestrapazen aber enorme Belastungen, wie der sportliche Leiter Andreas Hahn gegenüber der „Eishockey News“ anbringt. Er nennt 10000 Euro Kosten pro Budapest-Wochenende und rechnet mit „Knoten in den Beinen“ wegen der rund 18-stündigen Anfahrt.

Budapest-Reise mit Hindernissen



„Wir können nicht viel jammern“, sagt dagegen Sohlmann. „Wir liegen ja auch am nächsten dran.“ Neun Bus-Stunden sind es dennoch. „Dass wir aber am Samstag, im ersten Spiel des Auswärtswochenendes, bereits um 17.10 Uhr in Budapest antreten sollen – das hätte man geschickter lösen können. So brechen wir schon um fünf Uhr morgens auf. Die anderen Mannschaften müssen wohl einen Tag eher anreisen.“

Abzustellende Makel sieht Sohlmann auch bei zwei weiteren organisatorischen Themen: Memmingens Peter Gemsjäger habe aus den Supercup-Erfahrungen berichtet, dass in Budapest noch in einem zeltähnlichen Stadion gespielt wird. Und auch mit dem angebotenen Partnerhotel sieht der ERC-Coach Gesprächsbedarf: „30 Euro pro Spielerin für ein Buffet samt Getränk, das ist schon hart.“

Sohlmanns Fazit: „Sportlich ist HK auf alle Fälle eine Bereicherung, bei den Rahmenbedingungen sollte der DEB dem Klub aber klar machen, dass es im zweiten Jahr besser laufen sollte. Die Aufnahme war, angesichts der Abgänge, schon ein wenig eine Hauruck-Aktion.“

Sohlmann spielt hier auf das Ausscheiden des ESC Planegg und der Amsterdam Tigers an. Die Niederländerinnen starteten zwar wie erhofft auf sportlich ordentlichem Niveau, schnell aber stellten sich Probleme ein: Einerseits sportlich, weil die Tigers teils nur mit der Mindestmannschaftsstärke anreisten, andererseits organisatorisch, was darin gipfelte, dass ein Gastspiel des ERC bei den Tigers ausfiel, weil die Schiedsrichter im falschen Stadion waren. Da gibt es in Budapest weitaus mehr Sicherheit.

DK



Top-Torhüterin Hemmerle bleibt

Der ERC Ingolstadt kann auch in der kommenden Saison auf seine Nummer eins, Lisa Hemmerle, bauen. Die Torhüterin führte die Panther mit außergewöhnlichen Leistungen zur Meisterschaft 2022 und den Triumphen im DEB-Pokal 2023 und 2024. „Seit sie bei uns ist, ist Hemmerle ein absoluter Rückhalt – die Statistiken sprechen für sich“, sagt ERC-Trainer Christian Sohlmann.

In der abgelaufenen Saison war die 28-Jährige ein wichtiger Grund, weshalb der ERC einen Zu-Null-Rekord in der DFEL aufstellte (elfmal). Hemmerle, die zur neuen Saison ein Duo mit dem Ingolstädter Eigengewächs Melina Wolf bilden wird, schwang sich bei den Panthern zur Nationalspielerin auf und stand im Frühjahr erstmals im deutschen WM-Kader. „Das hatte sie sich wirklich verdient“, meint Sohlmann. „Hemmerle ist da, wenn es drauf ankommt. In allen Spielen, in denen wir letztlich einen Titel gewannen, hat sie ihr Tor sauber gehalten. Für mich ist sie mit Abstand die beste Torhüterin der Bundesliga.“

Überdies vermeldet der ERC einen Neuzugang: Antonia Glogger spielte zuletzt für den ESC Planegg, der in der kommenden Saison nicht mehr in der DFEL an den Start geht. Die 24-Jährige ist gelernte Verteidigerin, Trainer Sohlmann plant sie aber für den Sturm ein: „Glogger ist körperlich sehr präsent und verfügt über einen guten Schuss. Sie hat bereits vier Jahre in der Bundesliga gespielt und bringt darum auch einige Erfahrung mit.“

wim