Nach tödlichem Unfall
Ab sofort sollen alle Eishockey-Spieler Halsschutz tragen – aber es gibt aktuell kaum welche

16.11.2023 | Stand 17.11.2023, 10:26 Uhr |

− Foto: Imago Images

Schritt für Schritt wird weltweit im Eishockey das Tragen eines Halsschutzes nach dem tragischen Unfall von Adam Johnson eingeführt. Während die Straubinger Profis den Schutz bereits tragen, muss man sich in Passau und Deggendorf noch gedulden. Ebenso beim ERC in Ingolstadt, wo man auf die Lieferung vom Ausrüster warten muss.



Am Mittwoch haben der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) und der Bayerische Eissportverband (BEV) informiert, dass sie allen Eishockeyspielern hierzulande empfehlen, einen Halsschutz zu tragen. Ab der Saison 2024/2025 wird es Pflicht.

Der Tod des Eishockeyprofis Adam Johnson (29) hat die Szene wachgerüttelt. Umgehend besorgten sich Spieler selbst einen Halsschutz, der im Nachwuchsbereich in allen Altersklassen ohnehin obligatorisch ist. Profiklubs kümmerten sich schnell um Schutz für ihre Angestellten, ehe ganze Ligen wie Deutschlands Eliteklasse DEL den Halsschutz verpflichtend einführten. Nun hat der DEB nachgezogen und der BEV sich dessen Empfehlung angeschlossen. Eine sofortige Verpflichtung gibt es nur deshalb nicht, um Lieferengpässe zu vermeiden.

In Passau und Deggendorf kein Halsschutz: Profis werden bevorzugt



Dabei gibt es diese bereits, wie Thomas Greilinger, Sportlicher Leiter beim Deggendorfer SC, und Thomas Vogl, Trainer des Oberligisten EHF Passau Black Hawks auf Anfrage berichten: „Im Moment kriegen wir als Verein keine, erst im neuen Jahr, weil die Profiligen bevorzugt werden“, weiß der 46-Jährige. Greilinger habe sogar von Lieferzeiten bis August 2024 gehört. Dennoch steht bereits der ein oder andere Oberliga-Spieler mit Halsschutz auf dem Eis.

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„Manche haben sich selbst umgeschaut, einer hat beispielsweise einen von einem Nationalspieler bekommen“, erzählt Thomas Vogl, der trotz der schnellen Reaktion der Verbände und Ligen noch Gesprächsbedarf sieht: „Es muss klar definiert werden, was die Spieler tragen müssen und was ausreichend Schutz bietet.“ Hierzu steht der DEB eigenen Angaben zufolge „im stetigen Austausch“. Derzeit würden alle Fragen zur Beschaffung und flächendeckenden Ausstattung, als auch die erforderlichen technischen Spezifikationen (wie z.B. ISO-Zertifizierungen, schnittfestes Modell für Hals und Nacken gefertigt aus Kevlar Fasern) geklärt, die eine nachhaltige Einführung mit sich bringen muss, heißt es in der Verbandsmitteilung.

Vollausrüstung in Straubing, keine Nachfragen in Waldkirchen



Beim niederbayerischen DEL-Klub Straubing Tigers tragen die Profis den Halsschutz bereits, mit Lieferengpässen musste sich Manager Jason Dunham nicht beschäftigen: „Wir hatten einen Bestand in unserer Kabine und schon im ersten Spiel nach dem Unfall haben 17 Spieler einen Halsschutz getragen.“

In Waldkirchen (Landesliga) ist die Situation ganz anders. „Aus der Mannschaft gab es zu dem Thema noch keine Nachfragen“, berichtet Matthias Worlitschek, Vorstand des ESV, auf Nachfrage. Den früheren Schiedsrichter beschäftigt das Thema dagegen schon lange. „Man wird Verletzungen im Eishockey nie ganz verhindern können. Aber es wären sehr viele Gesichtsverletzungen vermeidbar, im Nachwuchs spielen doch auch alle mit Gitter oder Vollvisier“, betont der Chef „Crocodiles“. Da denkt er wie der langjährige Profi Thomas Greilinger, der kritisch anmerkt: „Schade, dass erst ein tödlicher Unfall passieren musste, damit wir uns intensiv mit diesen Themen auseinandersetzen. Vorher hat es kaum jemanden interessiert.“