Vorschau 2024/25
Was sich beim ERC Ingolstadt und den anderen Klubs der Deutschen Eishockey-Liga getan hat

07.07.2024 | Stand 10.07.2024, 9:41 Uhr |

Im Frühjahr 2024 jubelten wieder die Eisbären: Berlin wurde dreimal in den vergangenen vier Jahren Deutscher Eishockey-Meister. Foto: Jaspersen, dpa

In einem Monat beginnt die Vorbereitung auf die 31. Saison der Deutschen Eishockey-Liga (DEL). Ein komplett sanierter Fast-Absteiger, fünf DEL-Trainer-Novizen und eine neue Super-Arena: Was sich bei den 14 Klubs um Titelverteidiger Eisbären Berlin in diesem Sommer getan hat.

Augsburger Panther



Nach zwei Beinahe-Abstiegen in die DEL2 herrscht in Augsburg wieder Aufbruchstimmung: Der neue Sportdirektor Larry Mitchell (Kloten/SUI) holte mit Ted Dent (Flint/OHL) einen DEL-Novizen als Trainer, dazu krempelte er den Kader mächtig um. Statt Dennis Endras (Karriereende) steht nun Strauss Mann (Laval/AHL) im Tor, auch die Verteidigung hat mit unter anderem Thomas Schemitsch (Berlin), Nolan Zajac (Wolfsburg) und Denis Reul (Mannheim) ein komplett neues Gesicht. Im Angriff bringen Jason Bast (Köln), Mark Zengerle (Straubing) und Cody Kunyk (Frankfurt) viel DEL-Erfahrung mit, Top-Torjäger Anrei Hakulinen blieb. Die Panther sollten diesmal deutlich konkurrenzfähiger sein und um die Pre-Play-offs mitspielen.

Eisbären Berlin



Drei Meistertitel in den vergangenen vier Jahren erinnern an die Dominanz der Eisbären unter Trainerlegende Don Jackson. Für den vierten Triumph seit 2021 setzen die Berliner auf Kontinuität: Erfolgscoach Serge Aubin blieb ebenso an Bord wie fast alle Leistungsträger um Play-off-Topscorer Leo Pföderl und den besten Torschützen Ty Ronning. Neu in der Hauptstadt sind die Stürmer Liam Kirk (Litvinov/CZE) und Gabriel Fontaine (Rauma/FIN), dazu kam Verteidiger Olivier Galipeau (Laval/AHL). In der Defensive fehlen nach den Abgängen von Morgan Ellis (wohl nach Ingolstadt), Julian Melchiori (Wolfsburg) und Thomas Schemitsch (Augsburg) noch erfahrene Kräfte. Trotzdem muss Berlin als Titel-Top-Favorit gelten.

Pinguins Bremerhaven



Mit Manager Alfred Prey (Eishockey-Rente) und Trainer Thomas Popiesch (Krefeld) gaben zwei langjährige Macher ihre Jobs bei den Pinguins auf. Die Nachfolger Sebastian Furchner und Alexander Sulzer sind jedoch schon eingearbeitet und können auf einen Großteil der Vizemeister um Goalie Kristers Gudlevskis, die Slowenen-Reihe aus Jan Urbas, Ziga Jeglic und Miha Verlic sowie Abwehrchef Phillip Bruggisser bauen. Die Offensive ist mit Max Görtz (Schwenningen) vollständig, nach Ersatz für Verteidiger Lukas Kälble (Mannheim) fahndet Bremerhaven noch. Ein erneutes Finale ist nicht zu erwarten, eine gute Platzierung schon.

Düsseldorfer EG



Die Play-offs 2024 fanden ohne die DEG statt, dann wurden finanzielle Probleme öffentlich: Der Klub hat schwere Monate hinter und wohl auch vor sich. Aktuell ist das (vorne noch nicht komplette) Team des neuen Trainers Steven Reinprecht (aus der Organisation von Colorado/NHL) auf dem Papier das schwächste der Liga. Die Top-Angreifer Kenny Agostino, Phil Varone und Adam Payerl (alle Ziel unbekannt) sind weg. Ob Lebensversicherung Henrik Haukeland bleibt, ist unklar. Sportdirektor Niki Mondt bediente sich aus dem eigenen Nachwuchs (David Lewandowski, Lenny Boos) und aus der IceHL (Drake Rymsha/Salzburg, Rick Schofield/Pustertal). Der Klassenerhalt wäre ein Erfolg.

Löwen Frankfurt



Der neue Sportdirektor Daniel Heinrizi holte nach den internen Querelen der Vorsaison um Trainer Franz Fritzmeier und dem nur knapp gesicherten Klassenerhalt einen neuen Coach (Tom Rowe aus Nürnberg) und ein Dutzend neue Profis. Darunter ist mit Torwart Jussi Olkinuora (Genf/SUI) ein Hochkaräter, mit Verteidiger Kevin Maginot (Ingolstadt) ein alter Bekannter und mit Angreifer Daniel Pfaffengut (Schwenningen) ein deutscher Hoffnungsträger. Viel wird erneut von der Paradereihe um Dominik Bokk und Carter Rowney sowie Top-Verteidiger Maksim Matushkin abhängen, denn die Kadertiefe ist für die vorderen Plätze noch zu gering.

ERC Ingolstadt



Auch wenn die Saison mit dem Viertelfinale noch versöhnlich endete: Zufrieden war beim Vizemeister von 2023 niemand. Daher fiel der Umbruch größer aus, Sportdirektor Tim Regan löste sogar die Verträge von Kevin Maginot (Frankfurt) und Travis St. Denis (Straubing) auf. Für die Defensive holte er etwa Alex Breton (Kosice/SVK) und Sam Ruopp (Weißwasser/DEL2), für den Sturm Riley Sheen (Davos/SUI), Daniel Schmölz (Nürnberg), Abbott Girduckis (Regensburg/DEL2) und Kenny Agostino (Düsseldorf). Mit Morgan Ellis (Berlin), Myles Powell (Björklöven/SWE2) und Austen Keating (Norfolk/AHL) stehen die letzten Neuen schon fest, sind aber noch nicht offiziell bestätigt. Noch sind die Panther eher ein Pre-Play-off-Team.

Iserlohn Roosters



Nach einem katastrophalen Start schafften die Roosters dank einer Aufholjagd unter Trainer Doug Shedden am Ende der Saison 2023/24 den kaum mehr für möglich gehaltenen Platz 13 und damit die sichere Rettung. Für eine neue Spielzeit ohne Sorgen kam viel neues Personal: Hendrik Hane (Düsseldorf) übernimmt für Ersatztorhüter Kevin Reich (Hannover Scorpions/Oberliga), die löchrigste Abwehr der DEL sollen Colton Jobke (Ingolstadt), Stanislav Dietz (Köln) und Zach Osburn (Mlada Boleslav/CZE) stopfen. Colin Ugbekile blieb doch am Seilersee. Im Angriff sind Jake Virtanen (Bremerhaven), Brayden Burke (Rauma/FIN) und Branden Troock (AIK/SWE2) neu, zwei Zugänge sind noch geplant. Der Klassenerhalt sollte nicht in Gefahr sein.

Kölner Haie



Platz acht und das anschließende Pre-Play-off-Aus kosteten Trainer Uwe Krupp den Job – nun soll der erfahrene Finne Kari Jalonen die Haie zu altem Glanz führen. Es gingen unter anderem Andrej Sustr (Ziel unbekannt) und David McIntyre (Karriereende), der Kader wurde mit Nachwuchskräften verjüngt. Darüber hinaus gab es bislang nur kosmetische Korrekturen in der Offensive: Aus Straubing kam Parker Tuomie, aus Lulea/SWE Juhani Tyrväinen. Allerdings sollen Stürmer Josh Currie (Belleville/AHL) und Abwehrmann Veli-Matti Vittasmäki (Tappara/FIN) unterschrieben haben. Köln peilt als Mindestziel wieder die Top Sechs an.

Adler Mannheim



Nach drei Halbfinal-Pleiten hatten die Adler im Sommer 2023 alles umgekrempelt – und scheiterten 2024 sogar schon im Viertelfinale. Trainer-Manager Dallas Eakins entschied sich nach langer Hängepartie für einen Verbleib, die Klub-Ikonen David Wolf (Ziel unbekannt) und Denis Reul (Augsburg) mussten gehen. Mit den Verteidigern Lukas Kälble (Bremerhaven) und Tobias Fohrler (Ambri/SUI) sowie Stürmer Marc Michaelis (Zug/SUI) kamen drei teure Nationalspieler, dazu Kristian Reichel (Manitoba/AHL) und Luke Esposito (Augsburg). Auch Leon Gawanke gilt fast als Neuzugang, er verbrachte den Großteil der vergangenen Saison in Nordamerika. Die Adler sind ein Titelkandidat.

EHC München



Mit dem Umzug vom alten Olympia-Eisstadion in den hochmodernen SAP Garden mit rund 11000 Plätzen bricht für die Münchner eine neue Ära an – die ähnlich erfolgreich wie die alte mit vier Meistertiteln werden soll. Oder muss, denn die fast doppelt so große Arena will gefüllt werden. Für attraktives Eishockey verantwortlich sind Coach Toni Söderholm und ein punktuell verändertes Team. Ben Street, Ryan McKiernan (beide Ziel unbekannt) und Austin Ortega (Wladiwostok/KHL) sind nicht mehr dabei, dafür kamen Rückkehrer Andreas Eder (Zug/SUI) und Nationalstürmer Tobias Rieder (Växjö/SWE). München ist Titelkandidat, aber nicht der Favorit.

Nürnberg Ice Tigers



Mit wenig Geld einen Kader basteln, der nicht in Abstiegsgefahr gerät und um die Pre-Play-offs mitkämpft – das ist die Aufgabe Stefan Ustorfs. In den vergangenen Spielzeiten gelang dem Sportdirektor das stets. Und heuer? Statt Tom Rowe (Frankfurt) steht mit Mitch O’Keefe ein DEL-Neuling an der Bande, in der Abwehr ersetzen Owen Headrick (Wilkes-Barre/AHL) und Cody Haiskanen (Texas/AHL) den enttäuschenden Ludwig Byström (Ziel unbekannt). Im Angriff gingen mit Daniel Schmölz (Ingolstadt), Tim Fleischer, Elis Hede und Danjo Leonhardt (alle Straubing) vier der sieben Topscorer. Ob Will Graber (Pori/FIN), Josef Eham (Düsseldorf) und Eugen Alanov (Frankfurt) das auffangen können? Ein Stürmer soll noch kommen, doch den Ice Tigers droht eine Zittersaison.

Schwenninger Wild Wings



Die erfolgreiche Saison 2023/24 inklusive Viertelfinaleinzug brachte Kontinuität: Wild-Wings-Sportdirektor Stefan Wagner kam mit wenigen Personalwechseln aus. Bis auf Stürmer Daniel Pfaffengut (Frankfurt) blieben die Leistungsträger um Top-Goalie Joacim Eriksson an Bord, neu im heimstarken Team von Trainer Steve Walker sind Jordan Murray (Mannheim), Matt Puempel (Augsburg), Mirko Höfflin und Daniel Schwaiger (beide Ingolstadt). Schwenningen sollte erneut ein Wort im Kampf ums Viertelfinale mitsprechen.

Straubing Tigers



Es fehlte nicht allzu viel, und die Tigers hätten im vergangenen Frühjahr erstmals ein DEL-Finale gespielt. Top-Verteidiger Nick Mattinen (Toronto/NHL) und Angreifer Parker Tuomie (Köln) hätte Straubing gerne behalten, doch mit den Rückkehrern Taylor Leier (Linköping/SWE) und Travis St. Denis (Ingolstadt) kam starker Ersatz. Ein Nachfolger für Goalie Hunter Miska (Ziel unbekannt) fehlt noch. Die Champions League und der Spengler-Cup werden Kraft kosten – mit den tief besetzten und heimstarken Tigers von Tom Pokel ist dennoch zu rechnen.

Grizzlys Wolfsburg



Ohne große Fluktuation starten die Grizzlys in die neue Spielzeit. Trainer Mike Stewart kann Rückkehrer Julian Melchiori (Berlin) für die Defensive einplanen, ansonsten hielten die Wolfsburger ihre Führungsspieler um Topscorer Andy Miele. Sportdirektor Charly Fliegauf sucht neben Phil Varone (Düsseldorf) noch einen Angreifer zur Abrundung des Kaders, in dem Youngster Timo Ruckdäschel aus Baar-Ebenhausen den nächsten Schritt zur festen DEL-Größe gehen soll. Die direkte Viertelfinal-Qualifikation ist realistisch.