Wie Haie im Blutrausch
Vor viertem Duell mit DEG: Tapper und Pietta fordern kompromisslosere Offensive des ERC Ingolstadt

20.03.2023 | Stand 17.09.2023, 0:44 Uhr

Mehr Verkehr vors Tor bringen und DEG-Goalie Henrik Haukeland die Sicht nehmen: So wie Daniel Pietta in dieser Szene will der ERC Ingolstadt die Düsseldorfer Abwehr an diesem Dienstag stärker unter Druck setzen – und als Konsequenz häufiger treffen als in den Duellen zwei und drei. Foto: Bösl

3:1-Führung und Matchball zum Einzug ins Halbfinale für den ERC Ingolstadt – oder der 2:2-Ausgleich in der „Best-of-Seven“-Serie? Das ist die Frage vor dem vierten Play-off-Viertelfinale zwischen den Panthern und der Düsseldorfer EG an diesem Dienstag (19 Uhr/Magenta Sport) im PSD Bank Dome.

Nach dem wilden 5:4-Sieg nach Verlängerung zum Serienauftakt zeigten sich die Ingolstädter zweimal defensiv solide und dürfen in Spiel vier den am Sonntag gesperrten Mat Bodie wieder einsetzen – dafür hakt es im Angriff und im Powerplay. Co-Trainer Brad Tapper fordert mehr Lust auf Tore – und findet ein Vorbild im Tierreich.

Fußballtechnisch war es für Daniel Pietta ein gelungenes Wochenende: Borussia Dortmund, der Lieblingsklub des ERC-Stürmers, eroberte mit einem 6:1 gegen den 1. FC Köln die Bundesliga-Tabellenspitze – weil zugleich der FC Bayern beim 1:2 in Leverkusen Federn ließ. Aus Eishockey-Sicht war der 36-Jährige dagegen weniger zufrieden: Zwar hatten sich die Panther am Freitag die 2:0-Führung in der Viertelfinalserie gesichert, doch am Sonntag schlug die DEG mit einem 2:1 nach Verlängerung in der Saturn-Arena zurück und hielt damit ihre Halbfinal-Hoffnungen am Leben. „Unnötig“ nennt Pietta die Niederlage gegen wenig überzeugende Düsseldorfer, zumal der Puck vor Alexander Ehls Siegtreffer (77. Minute) aus Panther-Sicht unglücklich von der Bande absprang. „Über die drei Spiele gesehen würde ich aber sagen, dass wir einen guten Job machen“, meint Routinier Pietta – mit einer Einschränkung: „Das Einzige, das uns fehlt: Wir müssen auch mal das zweite und dritte Tor nachlegen.“

In der Tat: Zwar gingen die Panther bislang in allen drei Partien mit 1:0 in Führung – verpassten es jedoch, aus ihren Vorteilen in Sachen Puckbesitz und Spielkontrolle, ihrer spielerischen Überlegenheit und der Mehrzahl an Torchancen Kapital zu schlagen. Mit nur zehn Prozent Erfolgsquote stellt Ingolstadt das harmloseste Powerplay aller zehn Play-off-Teams. Und, noch problematischer: Seit Tye McGinns 4:4-Ausgleich im ersten Spiel hat der ERC-Angriff in mehr als 150 Minuten nur noch zwei weitere Treffer erzielt: Piettas Siegtor und Justin Fesers Empty-Net-Treffer im zweiten Duell. Mit Leon Hüttl (4 Punkte) und Fabio Wagner (3) führen zwei Verteidiger die Ingolstädter Topscorer-Liste an.

„Der Gegner spielt defensiv gut und hat mit Henrik Haukeland nicht umsonst den Torhüter des Jahres zwischen den Pfosten“, gibt Brad Tapper zu bedenken. Dennoch fehlt auch dem Co-Trainer des ERC die Kompromisslosigkeit der Stürmer beim Torabschluss: „Ich nehme immer das Bild von Haien in blutigem Wasser: Sie fragen nicht, sie beißen einfach zu. Man muss das Tor vor sich sehen und in der Brust fühlen, dass man treffen wird“, fordert der ehemalige NHL-Stürmer. Für Pietta besteht das Rezept für mehr Torgefahr darin, „Verkehr vors Tor“ zu bringen und „Leute vor dem Torhüter“ zu platzieren. „Haukeland ist gut, aber wenn er die Scheibe nicht sieht, kann er sie nicht halten“, lautet seine logische Schlussfolgerung.

Im Powerplay müssten dazu „mehr Schüsse kommen“, ergänzt Pietta: „Man muss Druck machen aufs Tor, damit stresst man den Gegner, er kriegt die Scheibe nicht raus, und so fallen dann die Tore. Nicht unbedingt mit dem ersten Schuss, aber dann im zweiten Versuch.“ Bei Tapper, der für das Überzahlspiel verantwortlich zeichnet, klingt das ähnlich: „Wir attackieren das Tor nicht mit ausreichender Konsequenz und bewegen den Puck nicht knackig und fest genug. Wir haben aber ein paar Umstellungen vorgenommen und hoffen, dass es am Dienstag besser aussieht.“

Dann ist auch Mat Bodie wieder integraler Bestandteil der ERC-Abwehr, nachdem der 33-Jährige am Sonntag wegen des Stockschlags gegen DEG-Stürmer Stephen MacAulay in Spiel zwei gesperrt gefehlt hatte. Die Diskussionen um die Schiedsrichterentscheidungen, von denen sich die Ingolstädter am Sonntag zumindest nicht bevorteilt fühlten, werden eher nicht verstummen: Das dritte Duell leiteten André Schrader und Marc Iwert, nachdem in den ersten beiden Duellen so manches Urteil von Roman Gofman und Lasse Kopitz bzw. Sirko Hunnius vor allem im DEG-Lager auf Kritik gestoßen war. „In den ersten beiden Spielen hat Düsseldorf meines Erachtens so viel diskutiert, dass zum dritten Spiel zwei neue Schiedsrichter kamen“, sagt Pietta. „Aber uns bringt es nichts, über die Schiedsrichter zu diskutieren. Egal wer pfeift, egal wer ausfällt, egal wie viele Zuschauer da sind: Wenn wir unsere Leistung bringen, unserem System treu bleiben und defensiv solide spielen, dann bin ich guter Dinge, dass wir die Serie gewinnen können.“

DK