DEL-Topfavorit meldet sich zurück
„Unglaubliche Ansprache“: Münchens Trainerfuchs Jackson greift tief in die Trickkiste – mit Erfolg

20.03.2023 | Stand 17.09.2023, 0:42 Uhr

Der erfahrenste Trainer in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL): Don Jackson. −Foto: Preiss, dpa

Nach dem Fehlstart des Topfavoriten in die Play-offs zog Don Jackson alle Register. Der Rekordtrainer der Deutschen Eishockey Liga (DEL) zeigte Videoclips der größten Erfolge, schickte einen WM-Helden auf die Tribüne - und fand die richtigen Worte.

„Wir hatten eine unglaubliche Ansprache“, berichtete Matchwinner Filip Varejcka nach dem 7:1-Kantersieg des Hauptrundensiegers Red Bull München im dritten Viertelfinale gegen die Fischtown Pinguins Bremerhaven, „der Trainer hat Highlights reingetan, alles gemacht, um uns noch mal zu pushen.“

Mit Erfolg, denn nach den beiden Niederlagen zum Start der Serie „best of seven“ wurden die Münchner endlich ihrer Favoritenrolle gerecht. „Wenn du 2:0 hinten bist, ist jeder sauer“, sagte Varejcka, der mit zwei Toren und zwei Vorlagen maßgeblich zum ersten Sieg beitrug, „jeder hat dem anderen den Rücken gedeckt.“

Während der gebürtige Münchner, in der Red-Bull-Akademie ausgebildet, dabei eine Hauptrolle spielte, musste Frederik Tiffels zuschauen. Der Nationalspieler, bei der WM 2017 in seiner Heimatstadt Köln als Penalty-Held gefeiert, fiel Jacksons Umstellungen zum Opfer. Der beste Kumpel von NHL-Superstar Leon Draisaitl, mit großen Vorschusslorbeeren 2021 von den Haien nach München gewechselt, enttäuschte in dieser Saison mit nur sechs Toren in der Hauptrunde.

Vor dem Play-off-Start hatte Tiffels den Mund noch besonders voll genommen. „Wen willst du bei uns ausschalten? Ich weiß nicht, wie ein gegnerischer Trainer das machen will. Wir haben eine Tiefe wie keine andere Mannschaft, und gesund sind wir noch dazu“, tönte der 27-Jährige. Dann gingen die ersten beiden Spiele gegen den Tabellenachten Bremerhaven mit 1:3 und 2:3 verloren - und plötzlich stand der Topfavorit mit dem Rücken zur Wand.

„Wir hatten eine Veränderung nötig“, meinte Varejcka, mit fünf Punkten in drei Spielen bisher effektivster Scorer in den Play-offs, „das war gut.“ Vor allem hielt München auch körperlich dagegen, bei insgesamt 50 Strafminuten flogen am Ende auch die Fäuste. „Das erste Drittel war das härteste, das ich jemals gespielt habe“, gab Varejcka zu.

„Mit dem gleichen Einsatz“ soll es am Mittwoch (19.00 Uhr/MagentaSport) in Bremerhaven weitergehen - denn schließlich will der Hauptrundensieger nach fünf Jahren „endlich“ wieder Meister werden. Für Erfolgscoach Jackson wäre es der neunte Titel - und womöglich der krönende Abschluss. Der ehemalige Bundestrainer Toni Söderholm, beim Schweizer Großklub SC Bern nicht auf Anhieb erfolgreich, wurde schon als Nachfolger gehandelt. „Das ist jetzt kein Thema“, sagte der 66-jährige Jackson, der nach der Saison über seine Zukunft entscheiden will.

Für Sportchef Christian Winkler agiert der Amerikaner immer noch wie „ein junges Reh“. Zumindest weiß er genau, wie er Spieler, die seine Enkel sein könnten, motivieren kann.

− sid