Von wegen Champions-League-Müdigkeit: Nur 48 Stunden nach dem Ausscheiden aus der europäischen Eishockey-Königsklasse gegen Frölunda HC Göteborg haben die Straubing Tigers Klasse gezeigt – am Donnerstagabend zeigten die Tigers den Frankfurter Löwen die Zähne, gewannen nach Penaltyschießen mit 4:3. Tim Brunnhuber setzte den Schuss ins Netz, Goalie Florian Bugl (20) war hingegen bei drei Versuchen nicht zu bezwingen.
Wer vermutet hatte, die Tigers würden nach der 2:3-Niederlage schwächeln, wurde in der Frankfurter Ballsporthalle schnell eines Besseren belehrt. Zwar brachte Nathan Burns den Aufsteiger in Front (4.); doch die Gäste drehten das Match mit einem Doppelschlag. Zunächst donnerte Parker Tuomie den Puck ins lange Eck (12.), dann veredelte Taylor Leier (14.) eine schöne Kombination über Stephan Daschner und Travis St. Denis (14.). Doch die Freude währte nur eine gute Minute, Dylan Wruck egalisierte (15.) für die Löwen. Bis zur ersten Drittelpause gab’s noch Chancen hüben wie drüben, doch es wollte kein Treffer mehr fallen.
Im 2. Abschnitt erholten sich beide Teams dann offenbar vom 1. Drittel, erst kurz vor der 2. Drittelpause netzte Chad Nehring zur Führung für die Hausherren ein (39.). Im Schlussabschnitt machten die Tigers wieder Alarm, belohnten sich in Überzahl zunächst mit dem Ausgleich zum 3:3 durch Jason Akeson (44.) und hatten dann mehrmals den Sieg auf dem Schläger – von Champions-League-Müdigkeit überhaupt keine Spur. Doch der Siegtreffer wollte dem Team von Tom Pokel nicht gelingen, so ging’s in die Overtime. Und diese bestritten die Straubinger fast in den letzten zwei Minuten in Unterzahl, weil Leier wegen Beinstellens in die Kühlbox musste. Doch seine Kollegen blieben cool auf dem Eis und retten das Ergebnis ins Penaltyschießen.
In diesem war es Tim Brunnerhuber, der gleich den ersten Penalty verwandelte, auf der Gegenseite parierte Tigers-Goalie Bugl dreimal prächtig.
Tore: 1:0 Nathan Burns (4.); 1:1 Parker Tuomie (12.); 1:2 Taylor Leier (14.); 2:2 Dylan Wruck (15.); 3:2 Kevin Maginot (39.); 3:3 Jason Akeson (44./PP); 3:4 Tim Brunnhuber (Penaltyschießen); 4056 Zuschauer.
Am Dienstagabend hatten die Tigers noch als Verlierer das eigene Eis verlassen. Danach hatte Straubings Erfolgscoach Tom Pokel im sechsten Jahr seiner Amtszeit in Niederbayern stolz verkündet: „Wir haben Alles oder Nichts gespielt, hatten nichts zu verlieren – und wir haben einen Fußabdruck hinterlassen im europäischen Eishockey. Ich bin stolz auf den Charakter meiner Jungs.“
Wie aber nach einem solchen emotionalen Highlight den Fokus der Mannschaft auf den Liga-Alltag lenken? Würden Connolly, Leier, Brandt & Co nur 48 Stunden nach diesem Highspeed-Auftritt gegen Frölunda an diesem Donnerstagabend in der DEL beim starken Aufsteiger Löwen Frankfurt kräftemäßig einbrechen? Da habe er schon vorgesorgt, erklärte Pokel im Gespräch mit der Heimatzeitung. „Wir haben die Eiszeit unserer Leistungsträger sehr dosiert, haben zum Beispiel unsere Topscorer-Reihe Leier-Zengerle-St. Denis am Ende im Powerplay auf der Bank gelassen.“
Das einzig Positive am CHL-Aus ist laut Pokel, dass man sich nun voll auf die Liga konzentrieren könne. Und da ist aktuell beim Tabellensiebten im Blick auf die direkte Playoff-Qualifikation (Platz 1 bis 6) durchaus noch Luft nach oben für Kapitän Sandro Schönberger und Kollegen. Pokels klare Ansage: „Da wollen wir jetzt langsam nach oben klettern.“ Und in Frankfurt setzten die Tigers diesen Plan gleich in die Tat um ...
Im Spielplan geht es die nächsten Wochen Schlag auf Schlag mit den sportlichen Herausforderungen: Am Sonntag (16.30 Uhr) geht’s zu den Augsburger Panthern, am Mittwoch (19.30 Uhr) folgt das Heimspiel gegen Playoff-Rivale Pinguins Bremerhaven – und Freitag (19.30) beginnt beim Meister Eisbären Berlin eine Jahresend-Rallye mit zwölf Dezember-Partien binnen 29 Tagen.
− mis/ws