Die Rollen sind klar verteilt vor dem 90. Panther-Derby: Als Heimmacht, absolutes Spitzenteam der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) und Tabellenzweiter hinter den Eisbären Berlin (ein Spiel mehr) empfängt der ERC Ingolstadt an diesem Freitag (19.30 Uhr) in der wohl ausverkauften Saturn-Arena den Abstiegskandidaten Augsburger Panther, der in bislang 18 Auswärtsspielen nur 13 Pünktchen sammeln konnte.
Dass das aber nichts heißen muss, haben die jüngsten Ingolstädter Duelle mit den weiteren Kellerkindern Düsseldorf (1:4) und Iserlohn (5:4 nach Verlängerung) gezeigt. „Diese Teams müssen für jeden Punkt kämpfen, bis sie umfallen“, sagt ERC-Youngster Noah Dunham vor dem Derby gegen den AEV, bei dem seine Kumpels Florian und Moritz Elias sowie Luca Tosto unter Vertrag stehen. In der DEL2 seien alle aufstiegsberechtigten Klubs vorne dabei, daher werde es dieses Jahr einen Absteiger geben, meint Dunham: „Es ist nicht leicht, gegen einen Gegner zu spielen, der so viel zu verlieren hat. Gegen Augsburg wird es ein noch größerer Kampf, weil es das beste Derby ist, das wir haben. Ich freue mich auf eine geile Stimmung.“
Drei Kabinen-DJs, ein Sieger-Hit
Für die richtige Stimmung im Ingolstädter Team ist ein Trio zuständig: Morgan Ellis, Philipp Krauß und Wayne Simpson teilen sich den Job des Kabinen-DJs. Doch egal wer gerade die Musik aussucht: Nach Siegen – so ist es in dieser Saison Brauch – tönt der holländische Fußball-EM-Hit „Links Rechts“ aus den Boxen. Tanzen die Panther dann auch in Formation durch die Katakomben? „Na klar, logisch“, sagt Dunham und lacht.
Die Karriere des 22-Jährigen verlief hingegen bislang ohne Ausschläge „naar links“ oder „naar rechts“ – sondern schrittweise nach oben. Nachwuchs, DEL2, Wechsel zum ERC mit Einsätzen beim Zweitliga-Kooperationspartner Ravensburg, erster DEL-Treffer im Januar 2024 – und seit dieser Spielzeit ist Dunham nun fest bei den Ingolstädtern. Für die Panther kam er als einer von nur sieben Profis in allen 34 Partien zum Einsatz. „Ich bin immer zu einem Verein gekommen und musste mich hochkämpfen“, sagt der Linksschütze über seine Stationen Jung-Eisbären Regensburg, Jungadler Mannheim und Heilbronner Falken. „Letztes Jahr war ich in der vierten Reihe, jetzt habe ich mehr Spielzeit und darf in Unterzahl aufs Eis. Ich hoffe, dass es so weitergeht“, sagt der Sohn des Straubinger Sportdirektors Jason Dunham und klopft auf Holz.
French: Dunham ist „schlauer Spieler“
Laut Mark French spricht nichts dagegen: „Wir haben Noah in dieser Saison eine größere Rolle übertragen, vor allem in Unterzahl, und die Rolle füllt er gut aus“, sagt der Trainer. „Er ist ein schlauer Spieler, wie so viele Unterzahlspezialisten, er läuft gut Schlittschuh und will Schüsse blocken. Er macht leise Schritte, wir sind recht zufrieden mit ihm.“
Vor allem in einem Punkt jedoch sieht Dunham Steigerungspotenzial: Seine Schusseffizienz von 3,85 Prozent ist ausbaufähig, aktuell stehen ein Treffer und fünf Vorlagen zu Buche. „Da könnte ich mich jeden Tag aufregen. Ich könnte zehn Punkte mehr haben“, sagt der gebürtige Amberger selbstkritisch. French sieht das ähnlich: „Er erarbeitet sich die Chancen, was für ihn spricht. Aber sicherlich hätte er die eine oder andere mehr auch verwerten dürfen.“
In U 23-Statistik nicht vorne dabei
Ligaweit heißt der U 23-Spieler mit den meisten Punkten Joshua Samanski (Straubing, 22 Zähler), die meiste Eiszeit erhält der Frankfurter Markus Schweiger (588 Minuten). Dunhams 313 Minuten reichen DEL-weit nur zu Platz 19 unter den 67 eingesetzten U 23-Profis, die gut neun Minuten pro Spiel bedeuten Rang 25. Als zweiter Ingolstädter Youngster folgt Johannes Krauß mit insgesamt 166 Minuten auf Rang 37 (pro Spiel 5:21 Minuten/Platz 51). „Klar will man immer mehr spielen, aber ich kann mich nicht beschweren“, sagt Dunham. „Die Top-Ten-Jungs in dieser Statistik sind einen Schritt weiter und brutale Talente.“
French setzte heuer nicht immer die geforderten drei U 23-Spieler ein, weshalb er in diesen Fällen einen Kaderplatz freilassen musste. „Wenn etwa Niklas Hübner in Ravensburg Eiszeit sammeln kann, haben wir mal auf einen Platz verzichtet“, erklärt der 53-Jährige. Man orientiere sich immer daran, was einem Spieler in der Entwicklung am besten helfe.
Neuer Vertrag beim ERC? Dunham grinst
Die stimmt bei Dunham – weswegen sich der Oberpfälzer Hoffnungen auf eine Verlängerung des auslaufenden Vertrages machen darf. Auch ohne den „Welpenschutz“ der U 23-Regelung, denn unter die fällt Dunham kommende Saison nicht mehr. „Es wird sich schon gut ergeben“, sagt der Angreifer, der „natürlich“ gerne in Ingolstadt bleiben würde. Die Frage, wie weit die Gespräche mit Sportdirektor Tim Regan („Alle haben eine Chance“) schon gediehen sind, beantwortet Dunham mit einem vielsagenden Grinsen. Die Stimmung ist gut beim ERC – mit einer „Links Rechts“-Kabinenparty nach dem Panther-Derby würde sie definitiv noch steigen.
Personal: Torhüter Michael Garteig (Oberkörperverletzung) muss ein weiteres Wochenende passen. Mark French schließt nicht aus, dass der dritte Goalie Nico Pertuch – normal beim Kooperationspartner Ravensburg in der DEL2 im Einsatz – womöglich demnächst für den ERC debütieren könnte: „Wir sind positiv gestimmt, was seine Entwicklung und seine Fortschritte betrifft“, sagt der Trainer mit Blick auch auf die U 20-Weltmeisterschaft in Kanada, bei der der 19-jährige Pertuch zwei Spiele bestritt. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass Devin Williams gegen Augsburg und Köln zwischen den Pfosten steht.
Gegner: Mit zwei teils glücklichen Siegen (4:3 n.P. gegen Nürnberg und 3:2 in Köln) waren die Augsburger von Trainer-Sportdirektor Larry Mitchell in 2025 gestartet – die 2:6-Heimklatsche am Mittwoch gegen Bremerhaven bedeutete wieder einen herben Rückschlag im Abstiegskampf. „Deutscher Meister wird nur der AEV“, verhöhnten die Fans ihr Team nach dem ersten Ehrentreffer zum 1:5. Mitchell wechselte Torwart Strauss Mann nach knapp 30 Minuten aus. Der Tabellenvorletzte hat mit 126 Gegentreffern die meisten aller DEL-Teams kassiert. Immerhin funktionierte zuletzt das Powerplay ganz ordentlich, Nachverpflichtung Nick Baptiste erweist sich als Volltreffer: In seinen acht Partien erzielte der Angreifer fünf Tore. „Augsburg ist eine gute Mannschaft, die wir respektieren müssen“, so French.
Statistik: ERC-Stürmer Philipp Krauß traf in jedem der jüngsten drei Panther-Derbys. Insgesamt ist die Bilanz aus Ingolstädter Sicht positiv: 53 Siegen stehen 36 Niederlagen gegenüber, in der Saturn-Arena sind es 30:14 Erfolge.