Im Interview vor dem 500. DEL-Spiel
Musterprofi, Trainer, Hobbykicker: Marcel Brandt erklärt Marcel Brandt

15.02.2023 | Stand 17.09.2023, 3:02 Uhr

Niederbayerischer Nationalspieler: Der gebürtige Dingolfinger Marcel Brandt ist aus der Mannschaft der Straubing Tigers längst nicht mehr wegzudenken. Kein anderer Spieler hat einen ähnlich langfristigen Vertrag wie der 30-Jährige (bis 2026). −Foto: Stefan Ritzinger

Marcel Brandt (30) spielt so effektiv wie nie zuvor und steht
vor einem besonderen Moment: Am Donnerstag im Heimspiel gegen die Bietigheim Steelers (Bully 16.30 Uhr) bestreitet der Profi der Straubing Tigers sein 500. Spiel in der DEL.




Die PNP hat sich vorab mit dem 30-jährigen, gebürtigen Dingolfinger über seine Karriere, tägliches Training und seinen Job als Trainer und Einsätze als Amateurfußballer unterhalten.

Herr Brandt, Sie stehen vor Ihrem 500. Spiel in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL). Bedeutet einem Leistungssportler ein Jubiläum wie dieses überhaupt etwas?
Marcel Brandt: Natürlich ist das ein Meilenstein, auf den man stolz ist. Schließlich hat man viel dafür investiert, um so lange in der höchsten Liga zu spielen und es zeigt einem, dass man nicht so viel falsch gemacht hat.

Bleibt denn Zeit für eine kleine Feier?
Brandt: Ein Essen mit der Familie wird sich schon ausgehen. Das ist natürlich eine gute Gelegenheit, um wieder einmal danke zu sagen. Ohne eine Familie, die dich unterstützt, wäre das alles nämlich nicht möglich.

Wenn Sie auf die 499. Spiele zurückblicken – welcher Moment oder welche Szene ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
Brandt: Das erste Spiel für Straubing. Das war in Mannheim. Ich werde den Moment nie vergessen, als ich damals als junger Kerl auf das Eis gekommen bin. Ich glaube, es waren 8000 Menschen im Stadion und plötzlich stehst in der DEL auf dem Spielfeld. Das war gigantisch.

„Alle, die mich kennen, wissen, dass ich immer vorangehe“



Jetzt stehen Sie in Ihrer elften Saison in der DEL, zählen zu den besten Verteidigern der Liga, sind Nationalspieler – und ein Führungsspieler in Straubing. Wann ergreifen Sie in der Kabine bzw. intern mal das Wort?
Brandt: Wenn ich das Gefühl habe, dass es mal nicht so klappt wie wir uns das vorstellen, dann spreche das an. Alle, die mich kennen, wissen, dass ich immer vorangehe. Ich will ein Führungsspieler sein, bin im Spiel aber in erster Linie total konzentriert.

Sieben Tore, 27 Assists, die beste Plusminus-Statistik der Tigers – von außen betrachtet könnte man meinen: Marcel Brandt ist in der Form seines Lebens.
Brandt: Statistisch gesehen ist das so, ja. Aber ich betreibe Mannschaftssport und es ist auch der Verdienst des Teams.

Kein Spieler der Liga gibt mehr Torschüsse ab als Sie. Liegt das eigentlich an Ihrer Vergangenheit als Stürmer oder ist es Ihr Auftrag, so oft wie möglich auf das Tor zu schießen?
Brandt: Beides. Ich soll ausdrücklich aus jeder Lage schießen.

Acht bis zehn Stunden zusätzliches Training



Ihrem Körper sieht man, dass viel Trainingsarbeit dahinter steckt. Wie viele Wochenstunden absolviert der Eishockeyprofi im Kraftraum oder anderweitig zusätzlich?
Brandt: Das kommt auf die Phase der Saison an. So acht bis zehn Stunden werden es schon sein.

Was gönnt sich Marcel Brandt mal zwischendurch?
Brandt: (überlegt) Eigentlich muss ich mir nichts gönnen. Alkohol beispielsweise gibt es bei mir nicht. Das tägliche Training brauche ich dagegen schon, auch wenn ich mich hin und wieder dazu überwinden muss.

Man bekommt den Eindruck, von Eishockey haben Sie nie genug. Neben ihrer Profikarriere sind Sie seit dieser Saison Trainer der Bezirksliga-Mannschaft des EHC Straubing. Warum tun Sie sich das eigentlich an?
Brandt: Weil es mir mega viel Spaß macht. Ich habe letzte Saison schon die U17 und U20 trainiert, heuer die Bezirksliga-Truppe. Wir stehen vor der zweiten Playoff-Teilnahme. Ich versuche, jedes Training zu halten und das Team zu Spielen zu begleiten, wenn es der Spielplan der Tigers zulässt.

„Der EV Dingolfing packt den Aufstieg heuer“



Und nebenbei senden Sie noch eine Videobotschaft an ihren Heimatverein EV Dingolfing, der in der Landesliga auf Aufstiegskurs ist.
Brandt: Das ist mein Heimatverein, für den ich während der Corona-Zwangspause der DEL auch das ein oder andere Spiel gemacht habe und den ich natürlich immer verfolge. Heuer packen sie den Aufstieg in die Bayernliga.

Blicken wir nochmal eine Etage tiefer und auf eine andere Sportart, die Sie schon in die Schlagzeilen brachte: Fußball. Seit vielen Jahren spielen Sie nach der Eishockeysaison für den Kreisligisten SV Motzing, mit dem Sie 2022 den Abstieg gerade noch verhindern konnten. Die Lage ist heuer ähnlich bedrohlich.
Brandt: In der Tabelle ist hinten aber alles eng beieinander. Wenn es möglich ist, werde ich wieder aushelfen im Frühjahr. Ich bin aber sicher, dass es die Jungs auch ohne mich packen.

Vermutlich wäre es Ihnen lieber, bis Ende April auf dem Eis zu stehen. Das würde bedeuten, dass Sie und die Tigers in den DEL-Playoffs erstmals in der Vereinsgeschichte im Finale stehen würden.
Brandt: (lacht) Jetzt spielen wir erst einmal die Hauptrunde fertig. Bislang können wir eigentlich zufrieden sein, aber es ist alles sehr eng. Wir wollen unbedingt Vierter werden, um im Viertelfinale Heimrecht zu haben.