Es geht wieder los beim ERC Ingolstadt: An diesem Wochenende starten die Panther mit den Fitnesstests und einem Showtraining für die Dauerkarteninhaber in die Vorbereitung auf die neue Saison in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL).
Trainer Mark French hat die über weite Strecken enttäuschende vergangene Spielzeit abgehakt und blickt „enthusiastisch“ auf die kommenden Monate. Mit forschen Zielen hält sich der 53-jährige Kanadier im Gespräch mit unserer Zeitung allerdings zurück.
Herr French, verfolgen Sie die Olympischen Spiele?
Mark French: Na klar! Das kanadische Schwimmteam ist gut, vor allem Summer McIntosh hat mich beeindruckt (die 17-Jährige gewann bereits zwei Goldmedaillen, d. Red.). Es ist einfach schön, sich auch mal von Sportarten fesseln zu lassen, die man außerhalb der Olympischen Spiele nicht verfolgt. Ich schalte jeden Abend ein und freue mich auf die Wettbewerbe.
In welchen Disziplinen sind die Kanadier noch erfolgreich?
French: Neben dem Schwimmen haben wir Gold im Judo gewonnen und eine Bronzemedaille im Fechten, was überraschend war, denn das ist nicht ganz so populär bei uns. Und natürlich das Frauen-Team im Fußball, dass nach dem Punktabzug (wegen Drohnenspionage, d. Red.) trotzdem die K.-o.-Runde erreicht hat und nun auf Deutschland trifft.
Haben Sie Ihr eigenes Team schon getroffen und mit jedem Spieler gesprochen?
French: Während des Sommers habe ich mit allen gesprochen, die persönlichen Treffen finden gerade noch statt.
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Die Vorbereitung ist in diesem Jahr ein bisschen länger als üblich, sie dauert sieben Wochen. Wie strukturieren Sie diesen Zeitraum? Zuerst liegt der Schwerpunkt sicher auf Konditionstraining.
French: Ja, in den ersten beiden Wochen legt man darauf ein besonderes Augenmerk. Wenn es dann in Richtung unseres Trainingslagers in Latsch geht, fokussieren wir uns stärker auf das Teambuilding und andere Dinge. Wir wollen sicherstellen, dass wir in den ersten beiden Wochen eine gute körperliche Grundlage legen.
Auf diese Wochen freuen sich die Spieler sicher nur bedingt.
French: Stimmt, aber das ist ja nichts Neues. Inzwischen kommen die Jungs in guter Verfassung aus der Sommerpause. Vor zehn Jahren haben manche die Vorbereitung noch dazu genutzt, um fit zu werden.
Der Klub veröffentlichte jüngst ein Foto von Neuzugang Riley Sheen nach dessen Ankunft in Ingolstadt, das unter den Fans eine kleine Diskussion über dessen Fitnesszustand ausgelöst hat. War das nur ein schlechter Winkel bei der Aufnahme?
French: Ich kenne das Bild nicht. Für uns gibt es keinerlei Anlass für etwaige Diskussionen.
Die neuen Panther sind jünger, hungriger, aber auch unerfahrener. Statt Spielern im Herbst ihrer Karriere wie Andrew Rowe oder Brandon Kozun kamen diesmal entwicklungsfähige Leute wie Alex Breton, Sam Ruopp oder Austen Keating teils aus schwächeren Ligen. Worin besteht der Vorteil, mit jungen Spielern zu arbeiten?
French: Sportdirektor Tim Regan und wir als Trainerteam haben bei der Kaderplanung eng zusammengearbeitet. Es war ein spannender Prozess, Spieler zu identifizieren, die dem ERC unserer Meinung nach weiterhelfen können. Es war interessant, diese Jungs spielen zu sehen, mit ihren früheren Trainern oder Mitspielern zu sprechen und sich ein Bild zu machen. Es gibt aber niemanden, der herausragt, auf den ich mich speziell freue. Man braucht immer einen Mix aus Erfahrung und Jugend – und ich finde, dass wir eine gute Balance gefunden haben.
Sie mögen es, Talente zu entwickeln. Sie haben ja in Ihrer Karriere mehrfach im Jugendbereich gearbeitet.
French: Ich mag das, ja. Bei Talenten ist es wichtig, die Dinge einfach zu halten, um eine Basis zu bilden. Die Profis haben die Grundlagen verinnerlicht, da geht es mehr um Management.
Ihr Trainerteam für 2024/25 sieht ein wenig anders aus: Fitnesscoach Maritta Becker und Torwarttrainer Varian Kirst haben den ERC verlassen, dafür kamen Max Schmierl und Ilpo Kauhanen. Kannten Sie die beiden vorher? Und wie ist Ihr Eindruck von den Neuen?
French: Nein, ich kannte sie nicht. Brad (Co-Trainer Tapper, d. Red.) hat schon mit Max gearbeitet. Mein Eindruck von Max und auch das Feedback der Spieler, die seit Juli mit ihm arbeiten, sind sehr positiv. Er bringt eine ähnliche Philosophie mit wie Maritta, die exzellent war. Aber natürlich auch etwas Neues, was hoffentlich frische Energie erzeugt. Ilpo ist eine Persönlichkeit, er bringt viel Erfahrung aus Finnland mit. Wir werden die Tage in Latsch auch dazu nutzen, uns als Coaches besser kennenzulernen.
Kevin Maginot und Travis St. Denis haben den Klub trotz laufender Verträge verlassen. Muss man am Ende sagen, dass es für beide in Ingolstadt einfach nicht gepasst hat?
French: Auch das waren gemeinsame Diskussionen von sportlicher Leitung, Trainerteam und den Spielern. Wir haben uns entschieden, in unterschiedliche Richtungen zu gehen. Beide sind gute Menschen, die andere Möglichkeiten gefunden haben, in der Liga zu spielen. Wir wünschen ihnen nur das Beste.
In der vergangenen Saison hatten die Panther zwar häufig gute Statistiken, aber keine Konstanz. Sie gaben bei der Analyse kurz nach dem Play-off-Aus Ihren Frust und Fehler zu, etwa die enormen Eiszeiten für manche Spieler, zu wenig harte Einheiten in der Vorbereitung oder eine zu starke Fokussierung auf Puckbesitz. Sind Sie in den paar Monaten Abstand zu weiteren Erkenntnissen gelangt?
French: Natürlich macht man sich Gedanken und hinterfragt sich, aber es tat auch gut, Abstand zu gewinnen. Gab es große neue Erkenntnisse oder Zweifel? Nein. Man muss die Dinge auch abhaken können. Im Gegenteil: Es ging im Sommer mehr darum, die Leidenschaft neu zu entfachen. Ich bin unheimlich gerne Trainer und enthusiastisch mit Blick auf die kommende Saison.
Vor einem guten Jahr, kurz nach der Finalniederlage gegen München, sagten Sie im Sommerinterview mit unserer Zeitung, dass Sie einen neuen Anlauf auf den Titel nehmen möchten. Wie lautet diesmal das Ziel?
French: Aktuell geht es erst mal um Entwicklung. Wir wollen am Montagmorgen gut trainieren, dann am Montagabend, und so weiter. Wir wollen die richtigen Dinge tun und gemeinsam wachsen.
• Showtraining am Sonntag: Mit einem 45-minütigen Showtraining für seine Dauerkartenbesitzer eröffnet der ERC Ingolstadt die Saisonvorbereitung. Die Saturn-Arena öffnet an diesem Sonntag um 10 Uhr, die Einheit beginnt um 10.30 Uhr. An deren Ende soll es ein gemeinsames Foto von Mannschaft und Fans geben. Im Anschluss an das Showtraining übergeben die Panther-Profis die Gutscheinhefte sowie ein Geschenk an alle Dauerkartenbesitzer, die eine Begleitperson oder ihr(e) Kind(er) mitbringen können. Am Montag sollen dann die neuen Heim- und Auswärtstrikots der Ingolstädter präsentiert werden. Die offizielle Saisoneröffnungsfeier für alle ERC-Fans findet in zwei Wochen statt − am Sonntag, 18. August. In deren Rahmen steigt das erste Testspiel der Panther gegen Zweitligist Dresdner Eislöwen um die ERC-Meisterpanther Niklas Sundblad und Travis Turnbull (14 Uhr/Saturn-Arena).
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