Rückkehr aus Finnland
Empfang für Vizeweltmeister in Bildern: Jubel für Ingolstadts Eishockey-Helden

29.05.2023 | Stand 16.09.2023, 21:17 Uhr

Vizemeister und Vizeweltmeister: Leon Hüttl, Wojciech Stachowiak und ERC-Kapitän Fabio Wagner (von links) feierten mit den Panther-Fans am Montagvormittag an der Saturn-Arena. Foto: Pickl

Ingolstadts Eishockey-Helden sind zurück in der Schanz: Rund 100 ERC-Fans haben am Pfingstmontag die drei frischgebackenen Vizeweltmeister Fabio Wagner, Wojciech Stachowiak und Leon Hüttl an der Saturn-Arena empfangen und für deren Leistung bei der Weltmeisterschaft in Finnland und Lettland gefeiert.



Mit schwarz-rot-goldenen Fahnen und einem „Wir sind stolz auf euch“-Plakat standen die Anhänger bereit, als das Panther-Trio gerade einmal zwölf Stunden nach dem WM-Finale und mit nur ganz wenig Schlaf im Gepäck vorbeikam und sich, hin- und hergerissen zwischen Stolz und Enttäuschung nach dem verlorenen, aber mitreißenden Finale gegen Kanada, mit ihren WM-Silbermedaillen um den Hals geduldig Zeit für Fotos und Autogramme mit den Fans nahm.

Dass der erste WM-Titel in der deutschen Eishockey-Geschichte ein Traum blieb, obwohl die Nationalmannschaft sensationell ins Finale stürmte und dort gegen keinesfalls bessere Kanadier die Gold-Sensation vor Augen hatte, konnte die Euphorie in der Schanz nicht trüben. Und auch den Spielern wurde allmählich die Dimension dessen bewusst, was sie in den vergangenen zwei Wochen in Tampere und Riga erreicht hatten. „Natürlich ist Enttäuschung da“, sagte Hüttl, „aber auch wenn wir das gestern verloren haben und wir knapp dran waren – 20 Minuten später haben wir realisiert: Wir können stolz auf uns sein. Wir haben gerade Geschichte geschrieben.“

Als verschworene Einheit zum Erfolg



Das Panther-Trio war Teil einer Mannschaft, der vor dem Turnier kaum einer etwas zugetraut hatte. Das DEB-Team ging mit dem neuen Bundestrainer Harold Kreis in die WM, 15 Leistungsträger und einige NHL-Stars wie Leon Draisaitl, Tim Stützle und Philipp Grubauer hatten abgesagt. Doch Kreis formte eine verschworene Einheit. „Wir haben jedes Spiel zusammen mit Herz gespielt, jeder füreinander“, sagte Stachowiak. „Die Mannschaft hat einfach perfekt zusammengepasst, vom Charakter, vom Willen, vom Glauben her.“

Dieser felsenfeste Glaube, etwas erreichen zu können, war von Beginn an im DEB-Team verankert und hielt auch dem Druck nach den drei bitteren Auftaktniederlagen stand. „Wir wussten seit Spiel eins, dass wir eine Chance haben“, sagte Stachowiak. „Vielleicht haben wir in den ersten drei Spielen keine Punkte geholt, aber wir haben da gesehen, dass wir mit den Mannschaften mitspielen können. Seit diesem Moment hat jeder daran geglaubt, dass es dieses Jahr etwas Besonderes werden könnte. Wir haben diesen Traum nie aufgegeben, bis zum Schluss.“

Erste WM-Medaille seit 70 Jahren



Die deutsche Mannschaft gewann sechs Spiele in Folge, warf die beiden besten Teams der Vorrunde aus dem Turnier, begeisterte mit Wille und Leidenschaft, aber auch mit spielerischer Klasse, und krönte sich mit der ersten WM-Medaille seit 70 Jahren. „Als ich das zum ersten Mal gelesen habe, dachte ich: ,Was haben wir die letzten 70 Jahre gemacht, ey?’“, sagte Hüttl und lachte. „Aber natürlich ist das eine absolute Riesenehre, da dabei gewesen zu sein.“

Vor einem Jahr war der Verteidiger nach der Vorbereitung noch kurz vor WM-Start aus dem Kader gestrichen worden, nun stieß der 22-Jährige nach dem Play-off-Finale verspätet zur Nationalmannschaft und absolvierte drei WM-Partien. Noch spektakulärer verlief das Debüt auf internationalem Parkett für Stachowiak, der erst drei Tage vor Turnierbeginn sein erstes Nationalspiel absolvierte – und dann zum deutschen Senkrechtstarter der WM avancierte. Der 23-Jährige setzte seinen kometenhaften Aufstieg in dieser Saison beim ERC auch in Finnland nahtlos fort, stach aus der überragenden vierten Sturmreihe mit Justin Schütz und Parker Tuomie sogar noch heraus und belohnte damit das Vertrauen des Bundestrainers. Mit seinem Spielwitz und seiner Übersicht absolvierte der Stürmer alle zehn Partien, erzielte dabei zwei Tore und vier Vorlagen und entzückte die Experten, die ihn als große deutsche WM-Entdeckung feierten.

Emotionaler Turnierabschluss



„Manchmal bekommt man eine Chance, um etwas zu erreichen, dann muss man diese Chance auch nutzen“, sagte „Wojo“. „Das ist mir dieses Jahr gelungen.“ Auch Hüttl freute sich mit seinem Zimmergenossen. „Ich hab ihn absolut auf dem Zimmer abgefeiert, hab’ ihm immer gesagt, er soll so weitermachen“, erzählt der 22-Jährige. „Vor den Spielen haben wir uns aufgehypt, wir haben uns fast geküsst.“

Emotional wurde es auch nach dem Finale, als die Panther zunächst mit ihren Familien im Stadion feierten und später mit den Teamkollegen in eine Bar im Zentrum Tamperes weiterzogen. Von dort ging es um 4.30 Uhr direkt in den Flieger, der um 6 Uhr in Richtung München abhob.

Für die drei ERC-Spieler endete dort eine spektakuläre Reise über 56 DEL-Hauptrunden- und 16 Play-off-Spielen sowie zehn WM-Partien zu zwei Vizetiteln, mit denen kaum einer gerechnet hatte. „Mit beiden Mannschaften waren das zwei Errungenschaften, die ein Leben lang in Erinnerung bleiben“, sagte Wagner. „Wir haben die Tanks jeweils geleert und bis zum Schluss alles gegeben. Auch wenn es nur zweimal Zweiter ist, ist es etwas Besonderes.“

Während sich der ERC-Kapitän vor Erschöpfung und Müdigkeit kaum auf den Beinen halten konnte, war Hüttl noch immer vollgepumpt mit Adrenalin. „Am liebsten würde ich jetzt gar nicht aufhören zu spielen und gleich weitermachen“, meinte der Verteidiger mit Blick auf die Arena. „Ich würde jetzt am liebsten sofort aufs Eis gehen, ohne Witz.“