Eishockeyspieler als Gastronom
Ex-ERC-Profi Marko Friedrich aus Göggelsbuch macht nun Karriere mit Lokalen – Wie es ihm geht

13.09.2024 | Stand 16.09.2024, 9:05 Uhr |
Martin Wimösterer

Ex-ERC-Profi Marko Friedrich (links) mit Geschäftspartner Thomas Fischer. Foto: privat

Ex-ERC-Profi Marko Friedrich aus Göggelsbuch (Allersberg, Landkreis Roth) ist als Franchisenehmer in die Schnellküchenbranche eingestiegen.

  

In den vergangenen beiden Spielzeiten ist Marko Friedrich von seinem Wohnsitz Nürnberg aus an seinen Arbeitsort Saturn-Arena zu Arbeitgeber ERC Ingolstadt gependelt. Der Eishockeyprofi passierte auf der rund einstündigen Fahrt zum einen seine Vergangenheit: Er ist in Göggelsbuch, zwischen Allersberg und Hilpoltstein (Landkreis Roth) gelegen, aufgewachsen. Zum anderen fuhr er auf dem Weg nach Ingolstadt gewissermaßen auch an seiner Zukunft vorbei.

Weitere Berichte zum ERC Ingolstadt finden Sie hier auf unserer Sonderseite.

An der Raststätte Greding betreibt der Ex-Eishockeystar Uli Hiemer eine seiner inzwischen sechs McDonald’s-Filialen. Sie gilt als eine der Umsatzgaranten der Fast-Food-Kette in Deutschland. Auch Friedrich ist nun mit seinem Geschäftspartner Thomas Fischer, Sohn der Biathlon-Legende Fritz Fischer aus Kelheim und selbst Olympiateilnehmer 2014 im Skicross, als Franchisenehmer in die Schnellküchenbranche eingestiegen, wenn auch mit anderem Konzept: „Fitness-Fast-Food“, erläutert der Ex-Panther den Ansatz. Er setzt auf Speisen mit „natürlichen Stoffen, ohne Zusatzstoffe“.

Friedrich plant noch keine Eishockeyrente



Friedrich ist 33 Jahre alt. Die Zahl bedeutet den Karriereherbst für einen Eishockeyspieler wie ihn, aber längst noch nicht den Winter. Deutlich mehr als ein Drittel der Spieler, die in der neuen Saison bei Teams der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) unter Vertrag stehen, hat den 30. Geburtstag bereits gefeiert. Mehr als jeder zehnte DEL-Spieler ist sogar über 35 Jahre alt. Und der legendäre Jaromir Jagr spielt mit über 50 noch in der ersten tschechischen Liga, der Extraliga...

Der frühere Weltklasse-Stürmer Jagr strich allein in den NHL-Jahren rund 128 Millionen US-Dollar garantierte Gehälter ein. Friedrich war, keine Frage, von Jagr sportlich meilenweit entfernt, auch finanziell. Das DEL-Durchschnittsgehalt ist zwar, vom Corona-Einschnitt mal abgesehen, in den vergangenen Jahren stetig gestiegen auf zuletzt 175 000 Euro. Dazu kommt, dass die Klubs einem Spieler Wohnung und Wagen grundsätzlich stellen. Die Spieler sind indirekt an der Umsatzsteigerung der DEL auf mittlerweile 173,6 Millionen Euro beteiligt worden. DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke bestätigt grundsätzlich diese aus Spielersicht sehr positive Lohnentwicklung, meint aber: „Wir sind aber immer noch nicht in den Dimensionen der Eishockey-Bundesliga von vor 35 Jahren.“

Ex-ERC-Profi Friedrich ist kein Träumer



Ausgesorgt hat Friedrich nach zehn Spielzeiten in Diensten der Iserlohn Roosters, der Nürnberg Ice Tigers und des ERC sowie nach fünf Jahren bei Zweitligist Ravensburg Towerstars nicht. Unter den Erstligisten gehören gerade die ersten beiden Klubs zu den Teams mit kleinerem Spielerbudget. Friedrich war aber – nie verführt durchs schnelle Geld – kein Träumer, was seine Zukunft betrifft. Er weiß, er hat noch rund 30 Jahre Arbeit vor sich. Darüber hat er sich früh Gedanken gemacht, längst erste Schritte unternommen. Er berichtet: „Die vergangenen drei Jahre habe ich neben der Spielerkarriere schon als Unternehmensberater gearbeitet.“

Nun macht er also in Franchise-Restaurants, auf Hiemers Spuren quasi, mit eigener Note. Immer schon habe er in die Gastronomie gewollt, sagt er. Das Heidelberger Start-up, mit dem er nun zusammenarbeitet, „hatte ich auf einem Franchise-Portal gesehen, das hat mich total angesprochen“. Weil er sich selbst in der Karriere schon mit dem Thema auseinandersetzte („Mein Stoffwechsel ist nicht der beste“) und weil er in Nürnberg eine Marktlücke im Bereich Fitness-Fast-Food gesehen hat.

Die Gastronomie ist auch nicht mehr gerade der leichteste Geschäftssektor – Wirte und Restaurantbetreiber stöhnen unter Kostensteigerung und der Rückkehr zur alten Mehrwertsteuer. Nischen versprechen Erfolg. In den vergangenen Monaten haben sich Fischer und Friedrich ins Zeug gehängt, damit ihre Läden in Nürnberg und Fürth gut anlaufen.

Kehrt Ex-ERC-Profi Friedrich aufs Eis zurück?



Ob er noch mal aufs Eis als Profi zurückkehrt, lässt er offen. Als er in den Sozialen Medien sah, wie die Ex-Kollegen vor sechs Wochen wieder ihre Schlittschuhe schnürten und in die neue Eiszeit aufbrachen, „das hat mir schon wehgetan“, räumt er ein. Andererseits sieht er sich inzwischen „in einer anderen Lebenssituation. Ich bin nicht zwanghaft auf der Suche nach einem neuen Klub.“

Er habe Angebote für die anlaufende Spielzeit gehabt, sagt er, das schon – „ich will aber meine Heimat nicht mehr verlassen“. Er lebt mit seiner Frau zusammen, die in Nürnberg beruflich gefestigt ist. Das noch mal für die paar verbleibenden Karrierejahre aufzubrechen, lehnte Friedrich ab.

Pendeln ginge. Oder vielleicht wird’s unter der Saison was mit einem Comeback bei den Nürnberg Ice Tigers – deren Sportdirektor Stefan Ustorf hatte sich im Sommer mit Friedrich auf einen Kaffee getroffen, man sprach Klartext. Der Fachzeitschrift „Eishockey News“ sagte Ustorf Ende Juli: Sollte sich im Nürnberger Kader, etwa wegen einer Verletzung, eine Lücke auftun, „dann wäre Marko sicherlich eine Alternative. Wir kennen uns und wissen beide, was wir voneinander erwarten könnten. Aber wie gesagt: Zum jetzigen Zeitpunkt habe ich diese Option nicht.“ Friedrich ist der Fortsetzung der Karriere grundsätzlich nicht abgeneigt. Er schränkt aber ein, es sei „echt schwer, in der Materie drin zu bleiben“, er hat gerade ja viel mit seinen Restaurants um die Ohren. Aber klar, der Stürmer lässt das Trainieren und das Puckjagen nicht.

Friedrich, wegen seiner bodenständigen Art und seines Herzens auf dem Eis bei seinen Klubs stets beliebt, ist mit Anfang/Mitte 30 in einem flüssigen Übergang begriffen, vom Spieler zum Gastronom, seinem zweiten Standbein. „Ich bin finanziell nicht darauf angewiesen“, bloß schnell irgendwo zu unterschreiben, sagt er.

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