Heldengeschichten
ERC-Kapitän Wagner wird im ersten Viertelfinale gegen die Düsseldorfer EG zum Matchwinner

16.03.2023 | Stand 17.09.2023, 0:53 Uhr

Gefeierter Kapitän: Fabio Wagner (Mitte) schoss den ERC Ingolstadt mit seinem Tor in der 82. Spielminute zum ersten Sieg in der Viertelfinalserie gegen die Düsseldorfer EG. Foto: Traub

Ein wildes Hin und Her in einem hitzigen Duell, fast 22 Minuten Verlängerung und ein umjubelter Siegtreffer des Kapitäns: Der ERC Ingolstadt ist mit einem atemraubenden Eishockey-Spektakel in die Play-offs gestartet. An diesem Freitag (19 Uhr/Magenta Sport) wollen die Panther bei der Düsseldorfer EG nachlegen.

Am Ende war es fast ein bisschen zu einfach: Enrico Henriquez gewann das Bully, der Puck fiel vor die Füße von Fabio Wagner, der an der Blauen Linie durchzog – und die Scheibe landete im Tor. „Ich hatte freie Schussbahn und hab’ einfach draufgehauen“, meinte der Kapitän. „Augen zu und durch.“

Mit diesem „Lucky Schuss“ wie es Düsseldorfs Co-Trainer Daniel Kreutzer nannte, setzte Wagner nach 81:42 spannenden Spielminuten den umjubelten Schlusspunkt zum 5:4 (1:0, 3:1, 2:1, 0:0, 1:0)-Sieg des ERC und entschied damit das erste Viertelfinalduell in der „Best-of-Seven“-Serie gegen die DEG. „Am Ende war Fabio der Held“, sagte ERC-Trainer Mark French.

Dreieinhalbstündiges Eishockey-Spektakel



Ausgerechnet Wagner, der als Defensivspezialist nicht unbedingt für das Toreschießen zuständig ist und in der Hauptrunde nur ein einziges Mal getroffen hatte. „Wenn man sich seine Torbilanz ansieht, hätten wohl nicht viele auf ihn gewettet“, meinte French. „Aber in den Play-offs gibt es immer welche, die hervortreten. Führungsspieler müssen solche Momente erkennen – und er hat ihn genutzt.“

Noch vollgepumpt mit Adrenalin, überfüllt mit Endorphinen und zugleich erschöpft und mit schweren Beinen versuchte Wagner, das dreieinhalbstündige Eishockey-Spektakel zu erklären. Die Panther hatten ihre doppelte Überzahl nach gut zehn Minuten mit Mirko Höfflins Treffer zum 1:0 genutzt. Doch die DEG ließ sich in einer intensiven Partie nicht so leicht abschütteln: Düsseldorfs Hauptrunden-Topscorer Philip Gogulla erwischte die Panther mit seinem Treffer zum 1:1 nach nur 24 Sekunden im zweiten Abschnitt eiskalt. Nach der erneuten Führung von Charles Bertrand (26.) verpassten es die Hausherren nachzulegen. „Da haben wir die Tür für Düsseldorf offen gelassen“, meinte French.

Tye McGinn brachte die Saturn-Arena in Ekstase



Und so konnte Mikko Kousa mit einem Konter im Vier-gegen-Vier nicht nur zum 2:2 ausgleichen (35.), Kapitän Alexander Barta brachte seine Mannschaft im Powerplay sogar mit 3:2 in Führung (37.) – und die Ingolstädter leicht ins Wanken. „Ab diesem Zeitpunkt waren plötzlich wir der Jäger, aber die Jungs haben sich zurückgekämpft und tollen Charakter gezeigt“, konstatierte French. In einer hochspannenden Schlussphase traf Ty Ronning in der 53. Minute per Abfälscher zum 3:3. Mit einem Konter schoss Gogulla den Hauptrundensiebten zwei Minuten später noch einmal in Führung, doch 2:50 Minuten vor dem Ende traf Tye McGinn zum 4:4 und brachte die Saturn-Arena in Ekstase. „Es zeugt von einer starken Moral, dass wir zweimal nach einem Rückstand zurückgekommen sind“, meinte Wagner. „Nichtsdestotrotz müssen wir das ein bisschen cleverer machen, wenn wir in Führung gehen.“

ERC kann sich nur kurz freuen

Die Verlängerung wurde damit in einer brodelnden Halle mit 4026 Zuschauern zur Frage, wer einen kühlen Kopf bewahrt, wer die immer schwerer werdenden Beine besser ignorieren kann – und wer den entscheidenden Fehler macht. „Ich habe nicht viel geredet. In einer solchen Situation vertraut man einfach seinen Spielern“, erzählte French. Ihre Chance in Überzahl ließen die Ingolstädter noch ungenutzt, doch dann wurde Wagner zum Matchwinner. „Das ist ein tolles Gefühl, das ist mein erster Siegtreffer in der Verlängerung. Umso schöner, dass er reingegangen ist“, meinte der Kapitän.

Die Panther feierten damit nicht nur einen erfolgreichen Start in die Play-offs, sie gewannen am Mittwochabend auch das elfte Heimspiel in Folge gegen die Düsseldorfer. „Das war ein sehr wichtiger Sieg, vor allem für die Moral“, meinte Höfflin.

Freuen konnten sie sich allerdings nur kurz: Schon am Donnerstag fuhr die Mannschaft nach Düsseldorf und erwartet dort ein äußerst heimstarkes Team. Um die siebte Niederlage in Folge bei der DEG zu verhindern, müssen die Ingolstädter vor allem die Konter der Rheinländer unterbinden, vor dem Tor konsequenter verteidigen, die Chancenverwertung verbessern und die Puckverluste reduzieren. „Das wird noch eine schwere Serie für uns“, meinte Wagner. „Aber der erste Schritt ist gemacht.“

DK