Mit dem 5:4 (2:2, 1:2, 1:0, 1:0)-Erfolg nach Verlängerung bei den Schwenninger Wild Wings im Rücken tritt der ERC Ingolstadt an diesem Sonntag (16.30 Uhr/Magenta Sport) als Tabellenführer beim EHC München an. Im SAP-Garden hoffen die Panther unterstützt von 650 Fans im Sonderzug nach dem 1:5 im ersten Saisonduell auf eine Revanche – und auf den achten Sieg in Folge.
Noch ist es ein wilder Mix aus Deutsch und Englisch, aber Sam Ruopp paukt – eher ungewöhnlich für einen Eishockeyspieler – fleißig die neue Sprache, und seit Donnerstagabend ist auch „Torjubel“ ein fester Bestandteil des Vokabulars des gebürtigen Kanadiers. Im zwölften Spiel für die Panther erzielte Ruopp in Schwenningen seinen ersten Treffer und feierte freudestrahlend in der Helios-Arena. „Ich habe es oft probiert, nun hatte ich das Glück, dass einer reinging. Das fühlt sich großartig an. Es ist ein sehr besonderer Moment für mich und etwas, an das ich mich immer erinnern werde“, sagt der 28-Jährige.
Mit dem Treffer Ruopps hatten die Panther die Partie nach einer frühen Führung der Wild Wings per Shorthander und dem Ausgleichstreffer Daniel Piettas gedreht. Doch dass die Schwenninger nur 14 Sekunden später durch Zach Senyshyn, den derzeit besten Torjäger der Liga, zurückschlugen, stand sinnbildlich für das Spiel: Der ERC war zwar im Fünf-gegen-Fünf das bessere Team, gegen die hartnäckigen Neckarstädter in einer umkämpften Partie dennoch enorm gefordert.
Mit Selbstvertrauen zum Sieg
Es hatte am Ende zwei entscheidende Gründe, weshalb die Ingolstädter das enge Duell doch noch für sich entschieden und sich erstmals in dieser Saison in der Verlängerung durchsetzten: Erstens agierte der ERC mit dem Selbstbewusstsein eines Spitzenreiters und verließ sich auf seine Stärken. „Wir haben uns als Mannschaft etabliert, die vor allem im dritten Drittel ganz stark spielt. Wir gehen immer mit Selbstvertrauen in den Schlussabschnitt, egal ob wir zurückliegen oder in Führung sind“, sagt Ruopp. „Wir glauben stets daran, dass wir noch ein Tor schießen, das Spiel drehen, den Sieg holen können.“
Und zweitens: Daniel Schmölz drehte auf. Nachdem der 32-Jährige schon die Konterchance zu Piettas Treffer eingeleitet hatte, brachte er den ERC im zweiten Drittel erneut in Führung. Und obwohl die Wild Wings noch zweimal im Powerplay trafen und die Ingolstädter zugleich ihre Überzahlsituationen nicht nutzen konnten, rettete Schmölz seine Mannschaft mit dem 4:4 gut zwei Minuten vor Spielende nicht nur in die Verlängerung, sondern sicherte ihr dort mit dem 5:4 auch noch den Zusatzpunkt. Es war bereits sein sechstes Siegtor in dieser Saison – mehr als jeder andere Spieler der Liga.
Sonderlob des Trainers für Daniel Schmölz
„Daniel hat einfach unglaubliche Qualitäten und Präsenz im Bereich vor dem Tor“, lobt Trainer Mark French, der selten einen einzelnen Spieler herauspickt. „Er stand in der Verlängerung mal wieder goldrichtig und hat den Sieg gegen einen harten Gegner in einer schwierigen Arena für uns geholt.“
Schmölz glänzte nicht nur mit seinem Gespür, er steigerte sich von Treffer zu Treffer auch in Sachen Ästhetik: Bei seinem ersten Tor wurde er am rechten Pfosten lauernd von Riley Sheen angeschossen, ein „Glückstreffer“, wie Schmölz selbst anmerkte. Das Zuspiel von Morgan Ellis fälschte er ab, und 52 Sekunden vor Ablauf der Verlängerung nutzte er eine tolle Vorlage Wayne Simpsons mit einem satten Schuss in den Winkel des Wild-Wings-Tors zum Siegtreffer. „Man kann schon sagen, dass es von Tor zu Tor schöner geworden ist“, meinte der Stürmer.
Hoffnung auf Revanche gegen EHC München
Dank Schmölz setzten die Panther ihre Siegesserie mit dem siebten Erfolg fort und holten in der zehnten Partie in Folge Punkte. Mit dem achten Streich könnte der Spitzenreiter am Sonntag gegen den EHC München zum zweiten Mal in dieser Saison seine Bestmarke einstellen. Das Derby verspricht Brisanz, denn die Ingolstädter wollen ihre Rechnung aus der 1:5-Niederlage im ersten Saisonduell im SAP-Garden, eine der schwächsten Partien des ERC in dieser Saison, begleichen. „Wir fühlen uns gut, wir wollen unseren Lauf fortsetzen“, sagt Ruopp. „Unsere Fähigkeit, unser Spiel flexibel anzupassen, während wir unserer Struktur treu bleiben, unterscheidet uns in der Liga von anderen Mannschaften.“
Mit dem nächsten Erfolg könnten sich die Panther auf Kurs für ihren Siegrekord in der DEL bringen. Eine weitere Vokabel, die sich gut in Ruopps Wortschatz fügen würde.
ERC Ingolstadt in Kürze
• Ingolstadt: Begleitet von 650 Panther-Fans tritt der ERC am Sonntag in München an – allerdings ohne Stürmer Enrico Henriquez, der aufgrund einer schweren Unterkörperverletzung mehrere Wochen ausfallen wird.
• München: Das Spiel des EHC erinnert in dieser Saison an das des ERC in der vergangenen: Die Mannschaft von Trainer Max Kaltenhauser verzeichnet häufig viele Tormöglichkeiten, hadert aber mit ihrer Chancenverwertung. Eine konstante Erfolgsserie ist dem viermaligen Meister so nicht möglich.