Auf Rekordjagd
ERC Ingolstadt kann mit Sieg gegen Pinguins Bremerhaven eine neue Klub-Bestmarke erreichen

11.12.2024 | Stand 11.12.2024, 20:24 Uhr |

Sattelfest: Mit den Pinguins Bremerhaven empfängt der ERC Ingolstadt die beste Defensive der Liga. Doch auch die Panther-Verteidigung um Philipp Preto (vorne) hat in den vergangenen acht Spielen nur zwölf Gegentore kassiert. Foto: Imago Images

Wird die beste Offensive der Liga auch die stärkste Defensive bezwingen? Spitzenreiter ERC Ingolstadt erwartet an diesem Donnerstag (19.30 Uhr) im Duell gegen den Tabellendritten Pinguins Bremerhaven die nächste schwere Aufgabe in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL). Die Panther hoffen darauf, Geschichte zu schreiben.

  

Selbstverständlich wurde das Thema am Tag vor dem Spiel klein gehalten. „Wir denken darüber nicht viel nach, um ehrlich zu sein“, sagte Trainer Mark French erwartungsgemäß. Viel wichtiger sei es, zu Hause einen guten Start hinzulegen. „Ich glaube, es gibt auch einige Teamkollegen, die das nicht auf dem Schirm haben“, meinte Verteidiger Philipp Preto. Und überhaupt: Man dürfe das gar nicht so an sich ranlassen, „denn am Ende ist es nur eine Zahl. Natürlich ist es schön, wenn wir jetzt Rekorde brechen – aber das große Ziel ist, am Ende der Saison oben zu stehen.“

Zum zweiten Mal in dieser Saison stehen die Panther bei acht Siegen in Folge – und zum zweiten Mal haben sie die Chance, mit Erfolg Nummer neun eine neue Vereinsbestmarke aufzustellen. Aktuell scheint den ERC nichts aufhalten zu können, doch die gar nicht mal so kleine Hürde heißt Bremerhaven – es wird das spannende Duell der besten Offensive der Liga gegen das defensivstärkste Team.

Die Ingolstädter glänzen mit 94 Treffern, haben 17 Tore mehr auf dem Konto als der kommende Gegner und ließen jüngst den EHC München mit 4:0 chancenlos zurück. Das exzellente Umschaltspiel sucht in der Liga seinesgleichen, beeindruckend ist aber auch die Effizienz: Während die Panther in der vergangenen Saison sehr häufig an ihrer schlechten Chancenverwertung verzweifelten und mit einer Schusseffizienzquote von 8,71 Prozent das Schlusslicht der Liga bildeten, ist aktuell kein Team gnadenloser vor dem gegnerischen Tor als der ERC (12,21).

38 Gegentore in 24 Spielen



Bremerhaven prunkt dagegen mit einer unglaublichen Defensive: In den bisherigen 24 Saisonspielen haben die Pinguins erst 38 Gegentore kassiert, das sind 20 weniger als die Adler Mannheim auf Rang zwei in dieser Statistik und 22 weniger als der ERC. Einen wesentlichen Anteil daran haben die beiden Torhüter sowie die Special Teams des Vizemeisters. Kristers Gudlevskis, mit einer Fangquote von 95,18 Prozent ohnehin der stärkste Goalie der DEL, musste in seinen acht Spielen im November und Dezember bei 199 Schüssen auf sein Tor nur sechsmal hinter sich greifen (96,98 Prozent Fangquote). Beim jüngsten 3:0 der Norddeutschen gegen die Schwenninger Wild Wings feierte der Lette seinen vierten Shutout in dieser Saison.

Das beste Unterzahl-Team der Liga (92,19 Prozent) hat in den jüngsten neun Spielen nur ein Gegentor kassiert. Dass die Mannschaft von Trainer Alexander Sulzer bisher überhaupt nur 64 Unterzahlsituationen zugelassen hat, zeugt zudem von ihrer Disziplin. Auch das Powerplay kann sich mit der zweitbesten Quote der Liga (27,78) sehen lassen. „Ich erwarte ein enges Spiel. Sie sind defensiv äußerst stark und können einem offensiv wehtun“, sagt French. „Wir werden versuchen, das Tempo zu diktieren. Das ist leichter gesagt als getan, denn sie sind ein gutes Team und haben eine sehr disziplinierte Struktur.“

Vom Underdog zum Mitfavoriten



Schon in der vergangenen Saison hatten die Norddeutschen, die zu Beginn kaum jemand auf dem Zettel hatte, mit dem Finaleinzug überrascht. Preto hatte die wundersame Reise als Spieler der Pinguins miterlebt – und erkennt nun ein Jahr später als Panther deutliche Parallelen zur aktuellen Spielzeit des ERC. „Wenn man am Anfang der Saison eher als Underdog gesehen wird und sich dann im Laufe der Zeit den Respekt von den großen Teams erarbeitet und von Spiel zu Spiel zeigt, dass man nicht umsonst da oben ist, da merkt man schon, dass man einige Dinge richtig macht“, sagt der Verteidiger. „Genauso war es auch in Bremerhaven.“

In Ingolstadt hat sich Preto zu einem konstanten Verteidiger weiterentwickelt, seine Eiszeit hat er in seinen 15 Partien (eine Vorlage) für den ERC im Vergleich zu Bremerhaven um mehr als sechs Minuten gesteigert, im Schnitt ist er 15:38 Minuten im Einsatz. „Er ist eine wichtige Bereicherung für uns“, lobt French. „Was mir besonders an ihm gefällt, ist, dass er im Training alles aufsaugt. Das ist ein guter Indikator dafür, dass er sich noch weiter verbessern wird.“

Pretos Vertrag läuft nur bis zum Ende der Saison, doch der 23-Jährige will länger bleiben. Ingolstadt, sagt der Pfälzer, sei schon „eine kleine zweite Heimat“ für ihn. Der Nationalspieler ist prädestiniert dafür, eines Tages in die Fußstapfen von Kapitän Fabio Wagner zu treten, der im Sommer nach München wechselt. Wagners Vita sei außergewöhnlich, sagt Preto. „Es wäre eine Ehre, ansatzweise das zu erreichen, was er hat.“

ERC Ingolstadt in Kürze



Ingolstadt: Enrico Henriquez ist weiter der einzige Spieler, der dem ERC verletzt fehlt. Trainer Mark French baut auf die Heimstärke seiner Mannschaft – bisher haben die Panther neun von elf Spielen in der Saturn-Arena gewonnen. Auch im ersten Saisonduell gegen Bremerhaven feierte der ERC zu Hause einen 4:2-Sieg. Nach den Erfolgen gegen Berlin, Mannheim, Köln und München will Ingolstadt mit Bremerhaven auch das letzte Top-Sechs-Team in der zweiten Runde der DEL schlagen.

Bremerhaven: Der Tabellendritte, der vier der vergangenen fünf DEL-Spiele gewonnen und sechs Punkte Rückstand auf den ERC hat, prunkt mit der mit Abstand besten Defensive der Liga (68 Gegentore). Doch auch offensiv kann das Team von Trainer Alexander Sulzer glänzen: Topscorer des Vorjahresfinalisten ist Meisterpanther Ziga Jeglic (7 Tore/17 Vorlagen), bester Torjäger Jan Urbas (9 Tore), der allerdings seit sieben Spielen nicht mehr getroffen hat.

Ex-Panther: David Warsofsky hat nach mehreren Gehirnerschütterungen sein Karriereende bekanntgegeben. In der Saison 2021/22 absolvierte der Verteidiger 45 Partien für den ERC, ehe er nach Augsburg wechselte. Dort erlitt der US-Amerikaner im Oktober vergangenen Jahres im Derby gegen den ERC eine weitere schwere Kopfverletzung nach einem heftigen Check von Travis St. Denis. Seitdem hatte Warsofsky kein Spiel mehr absolviert. „Da ich mich auf den Ruhestand und den Beginn eines neuen Kapitels freue, schließe ich das letzte mit Dankbarkeit, Liebe und Wertschätzung ab“, schrieb der 34-Jährige auf Instagram. Der ehemalige NHL-Spieler und Olympia-Teilnehmer 2022 wolle künftig Trainer bei der Karriereentwicklung unterstützen.