Er blickt auf eine „unfassbar schöne Zeit mit den Jungs zurück“, wie er sagt, doch der raue Alltag im Liga-Eishockey hat ihn schon wieder: Nach dem erfolgreichen Unternehmen Klassenerhalt bei der U20-WM in Göteborg jagt Nachwuchs-Nationalspieler Michael Reich aus Passau schon wieder beim EV Landshut dem Puck hinterher.
„Gerade der Reisetag vergangenen Freitag war schon ein bisschen stressig“, berichtet Reich, als ihn die Heimatzeitung am Dienstagmorgen am Telefon erreicht. Nach der Landung in München war das Auto in Füssen abzuholen, wo es noch seit den Tagen der WM-Vorbereitung am dortigen Bundesleistungszentrum gestanden hatte. Am Samstagmorgen war schon wieder Training in Landshut. Am Sonntag stand Reich beim Zweitliga-Spiel des EVL in Freiburg auf dem Eis.
„Wir haben gefeiert wie noch nie“
Trotz der Strapazen will Reich keine Minute der zurückliegenden WM-Tage missen. „Die Spiele waren so intensiv. Und dann diese Atmosphäre – da sagt man sich einfach: Ja, da will ich hin“, schildert der Passauer die bestätigende Wirkung der WM-Einsätze in Schweden. Alles freilich wird überstrahlt von der Erinnerung an dieses magische Spiel zum Start gegen Finnland, als erstmals bei einer U20-WM eine deutsche Mannschaft eine finnische bezwang. „Das war unser Highlight – noch vor dem erfolgreichen Spiel um den Klassenerhalt. Wir haben gefeiert wie noch nie“, berichtet Reich von Freudentänzen in der Kabine. Papa Andrey hatte den Erfolg wie alle anderen Spiele auf der Tribüne mitverfolgt. „Das war das Schönste, dass mein Papa da war“, stellt Reich fest. Der Papa musste dann leider auch das bittere 2:6 gegen Lettland mitansehen. „Nach dem Sieg gegen Finnland war da ein extremes Hoch, vielleicht hat der eine oder andere Spieler gedacht, gegen die Letten, die ja zuvor kein einziges Tor geschossen hatten, wird das schon“, sagt Youngster Reich im Rückblick. Es wurde aber nicht. „Die Letten waren extrem intensiv und wir konnten mental nicht richtig dagegenhalten“, stellt der Passauer fest. Mit dem 5:4 nach Verlängerung im Relegationsspiel gegen Norwegen war am Ende aber alles gut für die Truppe von Bundestrainer Tobias Abstreiter.
In Landshut bastelt Reich an seiner beruflichen Laufbahn
Auch mit seiner persönlichen Bilanz ist Reich zufrieden. „Ich habe gar nicht mit so vielen Einsatzzeiten gerechnet“, sagt der Verteidiger. „Und im Verlauf des Turniers sind sie sogar immer mehr geworden, das habe ich schon als Bestätigung aufgefasst“, bemerkt Reich.
Mit dem Ende der U20-WM ist für den Passauer, Jahrgang 2004, auch das Ende in den Nachwuchs-Nationalmannschaften des DEB gekommen. Für Reich und seine Jahrgangskollegen geht es nun darum, sich in ihren Klubs im Profi-Alltag zu behaupten. „Im Prinzip will ich in Landshut bleiben, aber natürlich muss ich mal mit meinem Berater sprechen“, sagt Reich, der in Landshut auch an einer beruflichen Perspektive arbeitet: Er macht bei der dortigen Sparkasse eine Ausbildung zum Bankkaufmann. Das schließt freilich weitere Entwicklungen nicht aus – schließlich könnte der gewiefte Verteidiger mit der Nummer 6 in Göteborg dem einen oder anderen Scout aufgefallen sein. Erstmal aber stellt sich Michael Reich auf einen befruchtenden Konkurrenzkampf in Landshut ein. „Aufgrund unserer vielen Verletzten wird es noch die eine oder andere Neuverpflichtung geben, da muss man sich auch wieder durchsetzen“, stellt Reich fest. Gleichzeitig hat der Passauer nicht vergessen, wo er herkommt. Vom Elternhaus in Kohlbruck sind es nur ein paar Meter hinunter in die Eisarena. Im Kastenbau am Messeplatz hat er seine ersten Schritte auf dem Eis gemacht. Als Förderlizenzspieler ist Reich nach wie vor für die Black Hawks in der Oberliga spielberechtigt. Reich: „Ich würde mich freuen, wenn sich der eine oder andere Einsatz bei den Passau Black Hawks ergibt. Das wär’ schon cool.“
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