„Uns erwartet ein Hexenkessel“
Eishockey-Deutschland schaut zu: ERC Ingolstadt eröffnet DEL-Spielzeit mit Panther-Derby in Augsburg

19.09.2024 | Stand 19.09.2024, 13:21 Uhr |

Wo geht’s hin, was ist drin in der neuen Saison? ERC-Trainer Mark French hofft auf eine bessere Platzierung seiner Mannschaft um Kapitän Fabio Wagner als in der vergangenen Spielzeit. Foto: Traub

Die neue Saison der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) beginnt – und der ERC Ingolstadt steht gleich im Rampenlicht: Die Panther eröffnen die Spielzeit an diesem Donnerstag (19.30 Uhr/kostenlos bei Magenta Sport) mit dem Derby in Augsburg. Ein Zahlen-Potpourri zum Auftakt.

  

5 Die DEL startet in ihre 31. Saison, doch erst zum fünften Mal wird diese mit einem Spiel am Donnerstag eröffnet. Bisher setzte sich dabei zweimal die Heimmannschaft durch und zweimal das Gastteam. Dem ERC wird diese Ehre zum ersten Mal zuteil. „Es ist ein geiles Gefühl, die Saison zu starten“, sagt Stürmer Wojciech Stachowiak. „Alle Augen in Eishockey-Deutschland werden darauf gerichtet sein.“ Allerdings waren die Panther selten gleich on fire: In ihren 22 Spielzeiten in der DEL konnten sie nur sechsmal das Auftaktspiel gewinnen, zuletzt mit einem 10:4 gegen die Schwenninger Wild Wings in der Saison 2019/20. Auch die beiden Eröffnungsspiele gegen Augsburg in den Spielzeiten 2005/06 und 2007/08 gingen verloren.

88 180 Tage Spielpause für die ERC-Fans enden mit einem Eishockey-Spektakel – dem 88. Panther-Derby. „Das erste Saisonspiel in Augsburg – etwas Besseres gibt es nicht“, findet Stürmer Philipp Krauß. Das Curt-Frenzel-Stadion ist ausverkauft. Die Statistik spricht in dem Fall für den ERC: 52 Derbys konnte Ingolstadt für sich entscheiden, in Augsburg gab es 23 Siege bei 21 Niederlagen. In den vergangenen sieben Duellen konnten die Ingolstädter in Augsburg immer punkten. „Uns erwartet ein Hexenkessel. Augsburg wird euphorisiert sein, nachdem sie in der vergangenen Saison gerade noch den Klassenerhalt geschafft haben“, meint Daniel Pietta.

6 Einer freut sich besonders auf das Derby: Schon sein erster Treffer im ERC-Trikot gelang Stachowiak Ende 2020 gegen Augsburg, in den vergangenen beiden Jahren steuerte der Nationalspieler sechs Tore und zwei Vorlagen bei. „Hoffentlich läuft es weiter so“, sagt der 25-Jährige. „Man kann schon ein bisschen in die Richtung gehen, dass das mein Lieblingsgegner ist.“

7 Siege aus sieben Spielen – der ERC siegte sich durch die Vorbereitung und triumphierte dabei beim Vinschgau-Cup und beim Gäuboden-Cup. Mit 27 Treffern zeigten sich die Panther in Torlaune, 13 der 16 Stürmer fanden den Weg ins Tor. „Wir können schon Selbstvertrauen daraus ziehen, gerade dass wir enge Spiele gewonnen, auch teilweise gedreht haben, dass wir nach Verlängerung gewonnen haben, nach Penaltyschießen gewonnen haben“, sagt Pietta. Am erfolgreichsten war Neuzugang Abbott Girduckis mit vier Treffern; Charles Bertrand und Wayne Simpson trafen je dreimal. Doch was sind all die Erfolge wert? „Wie stark wir sind, stellt sich dann heraus, wenn es mal nicht so gut läuft – und das wird irgendwann passieren. Wie wir auf diese Widrigkeiten reagieren, ist entscheidend“, sagt Trainer Mark French.

12 neue Spieler hat ERC-Sportdirektor Tim Regan verpflichtet und damit den Konkurrenzkampf innerhalb der Mannschaft geschürt, denn der 26 Spieler umfassende Kader zwingt in jeder Partie fünf Profis zum Zuschauen. Trotz des großen Umbruchs scheint das Team in den sieben Wochen der Vorbereitung zusammengewachsen zu sein. „Die Mannschaft ist top, hält gut zusammen“, sagt Johannes Krauß. „Ich wüsste keinen, den ich nicht cool finde.“

14 Noch stärker umgekrempelt haben die Augsburger ihren Kader. Der neue Sportdirektor Larry Mitchell holte 14 Neuzugänge und ein neues Trainerteam um Chefcoach Ted Dent. Die Schwaben hoffen, dass es endlich besser läuft als in den vergangenen beiden Jahren, als sie zweimal auf dem letzten Tabellenplatz landeten und nur mit viel Glück den Abstieg noch abwenden konnten. Die Vorbereitung macht den AEV-Fans allerdings noch wenig Hoffnung, denn die Mannschaft um Kapitän Denis Reul konnte nur zwei von acht Testspielen gewinnen.

8 In der vergangenen Saison erreichte Pietta den Meilenstein von 1000 DEL-Partien, in der neuen Spielzeit – seiner 22. DEL-Saison und der fünften in Ingolstadt – könnte sich der Routinier zum Vorlagenkönig der DEL krönen: Nur acht Assists fehlen Pietta (530) noch, um Robert Hock (537) zu übertreffen. Mit 37 Jahren ist Pietta der älteste Spieler im Kader des ERC, dessen Durchschnittsalter 27,2 Jahre beträgt und damit im Vergleich zur vergangenen Saison um 0,5 Jahre gesunken ist. Doch dass Pietta noch lange nicht zum alten Eisen zählt, bewies er in der vergangenen Hauptrunde, als er mit 35 Punkten zum besten Scorer des ERC avancierte. „Ich will auch in der neuen Saison, dass die Mannschaft mir vertrauen kann, wenn ich auf dem Eis stehe“, sagt Pietta. „Damit es nicht heißt: ,Wieso ist der jetzt auf dem Eis, der alte Sack.’“

505 Der große Lautsprecher wird er wohl nie, und doch ist Fabio Wagners Standing im Klub immens: Auch in der neuen Saison führt der 29-Jährige die Panther als Kapitän aufs Eis, die Binde hatte er im Sommer 2020 von Dustin Friesen übernommen. Als Assistenzkapitäne fungieren immer Morgan Ellis sowie Pietta bei Heimspielen und Mat Bodie bei Auswärtsspielen. Wagner, der 2014 nach Ingolstadt wechselte, ist mit 505 Partien dienstältester Spieler im ERC-Kader.

46 Meter ist die neue LED-Bande in der Saturn-Arena lang. Auch der VIP-Bereich ist in der Sommerpause umgebaut worden und bietet nun 50 Plätze mehr. Ihr erstes Heimspiel tragen die Panther an diesem Sonntag (19.15 Uhr) gegen die Straubing Tigers aus.

18 Die größte Neuerung in der DEL betrifft die Schiedsrichter: Die 18 Referees sind künftig mit Funktechnik und einem Mikrofon ausgerüstet, um ihre Entscheidungen über die Hallenanlage verkünden zu können. „Für die Fans in der Arena und die TV-Zuschauer ist das sicher ein Vorteil“, meint Trainer French.

52 Was unverändert bleibt, sind die 52 Hauptrundenspiele, die es zu bestreiten gilt. Um eine höhere Platzierung als in der vergangenen Saison zu erreichen, als es nur zu Rang neun reichte, muss der ERC vor allem seine Chancenverwertung verbessern, als nur 8,71 Prozent der Schüsse den Weg in das Tor fanden – die ligaweit schwächste Quote, obwohl die Panther am häufigsten in Puckbesitz waren. Also was ist drin für die Ingolstädter in der neuen Saison? „Wir haben gute Jungs dazugekriegt. Wir haben vielleicht nicht die ganz großen Namen, aber alle stellen sich hinter die Mannschaft“, sagt Pietta. „Wenn es so bleibt, haben wir gute Chancen, die Top Vier zu erreichen.“ Etwas bedeckter hält sich der Trainer, und doch lässt er durchblicken, was er von seinen Panthern erwartet. „Ich bin ein großer Träumer“, sagt French. „Und ich hoffe, die Spieler sind es auch.“