Der ERC Ingolstadt hat nach dem 5:2 bei Angstgegner Straubing Tigers auch die ultimative Reifeprüfung bestanden und ist das heißeste Team der Deutschen Eishockey-Liga (DEL): Am Freitagabend gewannen die Panther das Top-Spiel beim Deutschen Meister Eisbären Berlin mit 4:0 (1:0, 1:0, 2:0).
Damit feierten sie den fünften Sieg in Serie und jagten den Berlinern dank des besseren Torverhältnisses sogar die Tabellenführung ab. Hinter einer konzentrierten Abwehr brillierte Torhüter Devin Williams mit 24 Paraden und seinem zweiten Shut-out der Saison, vorne trafen Philipp Krauß, Alex Breton sowie Myles Powell im Doppelpack. „In erster Linie eine tolle Teamleistung“, hatte Williams bei Magenta Sport gesehen. „Aber klar bin ich froh, etwas beitragen zu können, wenn ich im Tor stehe.“
Berlin drückt zum Start
Die Hauptstadtpresse hatte sich mit dem Höhenflug der Panther und der Heimat des Klubs offenbar noch nicht im Detail beschäftigt: In seinem Vorbericht zum Spitzenspiel verortete der „Tagesspiegel“ Ingolstadt in Nieder- statt in Oberbayern. Die Eisbären nahmen es mit der Spielvorbereitung genauer, denn zu Beginn der temporeichen Partie zwangen sie den ERC in die Defensive.
Ex-Panther Ty Ronning (2.) und Gabriel Fontaine, der das Torgestänge traf (6.), vergaben Top-Chancen. Später im Drittel rettete Gäste-Goalie Williams exzellent gegen Liam Kirk (12.) und Manuel Wiederer (18.). Doch auch die Ingolstädter versteckten sich nicht: Mat Bodie setzte den Puck an die Latte (8.), Daniel Schmölz fand seinen Meister in Eisbären-Torwart Jake Hildebrand (15.).
Keating jagt Taticek-Serie
Nach einem Puckverlust Kai Wissmanns fiel dann die Panther-Führung: Austen Keating bediente per Querpass Philipp Krauß, und der versenkte die Scheibe zum 1:0 im Netz (16.). Damit bereitete Keating im siebten Spiel in Folge mindestens einen Treffer vor – nun jagt der junge Kanadier den Klubrekord von Petr Taticek, dem das 2016/17 in elf aufeinanderfolgenden Partien gelungen war. Allerdings hatte der ERC durchaus Glück, dass die Schiedsrichter vor dem 1:0 ein Ingolstädter Beinstellen ungeahndet ließen.
„Berlin hatte viele gute Chancen, aber ,Willy’ hat einen überragenden Job gemacht. Austen und ich legen uns gerade gegenseitig die Tore auf, das macht Spaß“, fasste der Torschütze das Auftaktdrittel zusammen. Und an dessen Ende hätte es auch 2:0 heißen können, doch Ronning warf sich gerade noch in Powells Schuss aufs leere Tor (20.).
Williams hält alles, Powell versenkt Penalty
Der Mittelabschnitt begann mit wütenden Eisbären – und einem eiskalten Williams, der unter anderem Yannick Veilleux (21.) und Leonhard Pföderl (25.) aus kurzer Distanz herausragend stoppte.
Die Panther hielten der Angriffswucht in der Folge zunehmend besser stand, eroberten sukzessive wieder mehr Pucks und bereiteten den Eisbären mit schnellen Gegenstößen Probleme. Als Wissmann den davongeeilten Powell zur Hälfte des Spiels nur regelwidrig am Torabschluss hindern konnte, gab es Penalty für den ERC. Der Gefoulte verlud Hildebrand nervenstark und traf nach toller Bewegung mit der Rückhand zum 2:0 (32.). Der Treffer verlieh dem ERC weiteren Auftrieb, die Gäste kombinierten teils traumhaft – vergaßen darüber jedoch mitunter den Abschluss.
Breton und Powell erhöhen im Schlussdrittel
„Gute Teams verlieren nicht zweimal in Folge“, hatte der Berliner Angreifer Zach Boychuk mit Blick auf das jüngste 1:2 in Bremerhaven zu Protokoll gegeben. Doch weil Williams auch gegen Kirk die Oberhand behielt (46.) und auf der anderen Seite Alex Breton den Puck auf Zuspiel von Charles Bertrand völlig humorlos zu seinem zehnten Saisontor ins Netz donnerte (48.), nahm die zweite Eisbären-Pleite in Folge Formen an.
Keating verpasste nach Krauß’ Vorlage sogar das 4:0 (52.), während die Eisbären ein Stück weit resigniert zu haben schienen. Powell zeigte sich in der Schlussminute treffsicherer – mit dem 4:0 hatte der ERC sogar die Tabellenführung erobert. Um 21.39 Uhr war es amtlich: Oberbayern obenauf in Berlin!
Am Sonntag (16.30 Uhr) geht es für den ERC von der Tabellenspitze in den Tabellenkeller: Die Düsseldorfer EG, die dank des 6:1-Erfolgs gegen die Iserlohn Roosters die „Rote Laterne“ loswurde, ist in der Saturn-Arena zu Gast.
Eisbären Berlin: Hildebrand – Niemeläinen, Reinke; Müller, Wissmann; Geibel, Mik; Kaiser – Tiffels, Byron, Veilleux; Ronning, Boychuk, Pföderl; Noebels, Fontaine, Kirk; Schäfer, Wiederer, Bergmann.
ERC Ingolstadt: Williams – Breton, Ellis; Bodie, Hüttl; Preto, Wagner; Hübner – Agostino, Powell, Simpson; J. Krauß, Bertrand, Dunham; Keating, Pietta, P. Krauß; Sheen, Stachowiak, Schmölz.
Schiedsrichter: Hinterdobler/Gofman. – Tore: 0:1 P. Krauß (16.), 0:2 Powell (32./Penalty), 0:3 Breton (48.), 0:4 Powell (60.). – Strafminuten: 4/6. – Zuschauer: 14 200 (ausverkauft).