Schlappe beim Schlusslicht
1:4 bei Düsseldorfer EG: Tabellenführer ERC Ingolstadt stolpert ins neue Jahr

02.01.2025 |

Mit einem eiskalt durch die Beine von ERC-Goalie Devin Williams verwandelten Konter erzielte Tyler Gaudet das zwischenzeitliche 2:1 für die DEG. Foto: Imago Images

Der ERC Ingolstadt möchte Deutscher Meister werden – das sagte Stürmer Kenny Agostino am Donnerstag vor der Partie bei der Düsseldorfer EG offen bei Magenta Sport. Die 1:4 (1:1, 0:1, 0:2)-Niederlage des Spitzenreiters beim Tabellenschlusslicht der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) zeigte jedoch, dass die Panther bis dahin noch einen weiten Weg vor sich haben.

  

Nach tollem Start und der 1:0-Führung ließen sich die zu wenig wehrhaften Ingolstädter von ihrem Tempospiel abbringen, den Schneid abkaufen und leisteten Aufbauhilfe West für den abstiegsbedrohten Traditionsklub, der die Rote Laterne vorerst an die Augsburger Panther weiterreichte.

„So wie wir heute aufgetreten sind, ist es schwer in dieser Liga – gegen egal wen. Der Wille der Düsseldorfer war heute ein bisschen größer als bei uns“, gab Daniel Pietta nach dem Fehlstart ins Jahr 2025 zu.

Starker Auftakt reicht ERC nicht

Dass es nach den ersten 20 Minuten 1:1 stand, war angesichts des Spielverlaufs kaum zu glauben – denn die Ingolstädter dominierten das Auftaktdrittel nach Belieben. Nach einer Konter-Schrecksekunde mit einem Fehlpass Alexander Ehls spielte nur noch der ERC: Daniel Pietta setzte den Puck an den Pfosten (2.), dann besorgte der zuletzt zum Torjäger mutierte Morgan Ellis das 1:0: Der Abwehrmann zimmerte ein herrliches Zuspiel Wayne Simpsons am starken DEG-Torwart Henrik Haukeland vorbei ins Netz (4.). Es war Simpsons 250. DEL-Punkt und Ellis’ dritter Saisontreffer.

Für die Düsseldorfer ging das meiste viel zu schnell, sie schwammen weiter: Philipp Krauß (4./7.), Noah Dunham (9.), zweimal Simpson im Powerplay (9./11.), Charles Bertrand (12.), Alex Breton und Myles Powell (beide 13.) vergaben Chancen im Minutentakt. Effizienter war die DEG, die einen ihrer wenigen Vorstöße nutzte: Tyler Angle überwand zu passive Ingolstädter und schließlich ERC-Schlussmann Devin Williams zum 1:1 (19.).

Panther plötzlich von der Rolle

Der Ausgleich und ein anschließendes Powerplay verschafften den Rheinländern ein wenig Oberwasser, die Panther agierten zu kompliziert. Deshalb sahen die 6474 Zuschauer ausgeglichenere Minuten zu Beginn des Mitteldrittels, in denen Justin Richards nach einem Fehlpass Mat Bodies beinahe die DEG-Führung erzielt hätte (25.). Bei der Aktion hatte der ERC Glück, dass die Schiedsrichter einen Stockschlag von Ellis nicht ahndeten.

Die raffiniertere Spielanlage zeigte weiterhin der ERC: Haukeland rettete gegen Sam Ruopp, der aus zentraler Position frei zum Schuss gekommen war (26.), und gegen Daniel Schmölz (27.). Kenny Agostinos Versuch fälschte Dunham einen Tick zu hoch ab (28.). Mehr als doppelt so oft wie der Gegner hatte Ingolstadt zu diesem Zeitpunkt aufs Tor geschossen – doch den nächsten Treffer erzielte Düsseldorf: Tyler Gaudet profitierte von einem Abstimmungsproblem in der Panther-Defensive, nahm einen Steilpass auf und tunnelte Williams zum 2:1 (29.).

Philipp Krauß: DEG arbeitet härter

Der ERC war nun unerklärlicherweise komplett von der Rolle, die schon verstummte Halle wieder wach. Kyle Cumiskey und Luis Üffing verpassten gar das 3:1 (32.). Zwar kreuzten auch die Panther regelmäßig vor Haukeland auf, doch der Auftritt blieb wackelig. Williams musste Sekunden vor der zweiten Pause noch mal gegen Sinan Akdag eingreifen (40.).

„Wir spielen zu viel außen rum und bringen den Puck zu wenig aufs Tor“, meckerte Philipp Krauß nach 40 Minuten. „Aber das Schlimmste ist, dass die anderen härter arbeiten.“ Man habe den Tabellenletzten vielleicht doch etwas „auf die leichte Schulter genommen“, bekannte Krauß: „Wir müssen einfach mehr zeigen.“

Taten sie allerdings nicht − vielmehr schafften die Düsseldorfer bei angezeigter Strafe gegen Ingolstadt durch Drake Rymshas Schlittschuh das 3:1 (45.). Die Panther fanden nicht mehr ins Spiel zurück, ihre Körpersprache wurde zunehmend emotionsloser. Die DEG verteidigte dagegen leidenschaftlich und hielt die anfälligste Abwehr der Liga dicht – auch als Williams sein Tor früh verlassen hatte. Rymsha machte ins leere Tor alles klar (57.). Am Sonntag (16.30 Uhr) erwartet die Ingolstädter in Iserlohn ein weiteres kampfstarkes Kellerkind.

Düsseldorfer EG: Haukeland – Cumiskey, Postma; Wirth, McCrea; Akdag, Balinson; Ebner – O’Donnell, Gaudet, Ehl; Borzecki, Angle, Richards; Gogulla, Rymsha, Blank; Üffing, Braun, Roßmy.
ERC Ingolstadt: Williams – Bodie, Hüttl; Ruopp, Wagner; Breton, Ellis – Agostino, Powell, Simpson; Dunham, Bertrand, J. Krauß; Sheen, Stachowiak, Schmölz; Keating, Pietta, P. Krauß.
Schiedsrichter: Anderson/Schrader. – Tore: 0:1 Ellis (4.), 1:1 Angle (19.), 2:1 Gaudet (29.), 3:1 Rymsha (45.), 4:1 Rymsha (57/EN.). – Strafminuten: 4/4. – Zuschauer: 6474.