Die Augen von Semen Lesechko, den alle Sem nennen, blitzen. Bis gerade eben war ihm gar nicht bewusst gewesen, dass das 51. Bambiniturnier, sein erster internationalen Auftritt, dieses eine, ganz besondere Spiel für ihn bereithält. Am Samstag ab 11.30 Uhr spielt der Youngster aus der Ukraine, der seit kurzem ein Jung-Eisbär ist, mit seinem neuen Team gegen seine alte Mannschaft aus Bohuslav.
Die Lesechkos sind zwar keine Eishockey-Familie, aber als Papa ihn mal zu einem seiner hobbymäßigen Auftritte mitnahm war es um den kleinen Sem geschehen. Heute sagt er: „Eishockey ist mein Leben.“ Auch Mama Nataliia weiß: „Bei Sem ist Eishockey auf Platz eins.“ Mit fünf begann er, und Papa betrieb Aufwand: Er kutschierte seinen Spross vom Wohnort Tscherkassy ins 130 Kilometer entfernte von Shershni Bohuslav zum Training.
Jetzt Eisbär statt Hornisse
Shershni – das sind Hornissen, ein untypischer Beiname für ein Eishockeyteam. „Wahrscheinlich, weil sie so wild sind, passt das gut als Beiname“, sagt Nataliia Lesechko, Sems Mutter. „Aber das ist nur meine Vermutung, dass sie deswegen so heißen.“ Sem, der linke Verteidiger, spielt auf dem Eis eher ruhig und unaufgeregt. Das Leben in der Ukraine ist das ganz und gar nicht. „Die Sicherheit unserer zwei Kinder war der wichtigste Grund, warum wir gegangen sind. Außerdem hatten wir Freunde hier und kannten diese wundervolle Stadt. Ohne die Freunde wären wir aber nicht gegangen“, erzählt Nataliia Lesechko.
Dazu war der Faktor Eishockey nicht zu vernachlässigen. „Hier gibt es einen großartigen Verein. Sem mag die Trainer und das Team hier. Das gibt ihm Sicherheit in einem Leben, in dem auch bei uns Eltern gerade alles anders ist. Du kannst ihn um fünf Uhr morgens wecken und er geht motiviert ins Training. Jetzt will er auch unbedingt ganz schnell Deutsch lernen, damit er seine Teamkameraden besser versteht.“
Auch Ivan Pidhurskyi (29) weiß, was von einer Stiftung gesponserte Aufenthalt in Regensburg für seine Mannschaft bedeutet. Der Trainer aus Bohuslav, dessen Vater ein bekannter Name im ukrainischen Eishockey ist, der selbst die Ausbildung an einer der bekanntesten russischen Eishockeyschulen genoss und fünf Jahre als Profi spielte, bis ihn mit 23 Verletzungen zum Karriereende zwangen, misst den Ergebnissen seines Teams, das sich am Freitag zum Beispiel gegen Turnierfavorit Kladno aus Tschechien 20 Gegentore einfing, nicht die große Bedeutung bei.
„Alle sind glücklich“
„Für die Kinder ist es hier einmalig. Alle sind glücklich. Es gibt keine Sirenen.Sie gehen in der Nacht ganz normal schlafen und am Morgen ist immer noch alles gut“, übersetzt Vitali Stähle, ein ehemaliger EVR-Spieler, dessen Sohn Rafael im Bambiniturnier-Team der Jung-Eisbären steht, die Aussage von Ivan Pidhurskyi. „Wir trainieren dreimal die Woche. Eine Meisterschaft gibt es nicht, aber Turniere bestreiten wir. Man muss mit den Kindern ja etwas machen. Und ich kann auch nicht ohne Eishockey sein.“
Das Turnier gefiel dem kleinen Sem, der diese so besondere Verknüpfung zum Team aus der Ukraine herstellt, sportlich bisher nicht immer. „Wenn wir verlieren, rege ich mich auf. Wenn wir gewinnen, ist das ein gutes Gefühl.“ Mal sehen, wie das Gefühl nach dem Duell gegen die alten Teamkameraden aussieht