Der Countdown läuft für ein ganz besonderes Turnier, das diesmal noch besonderer ist, weil ein Jubiläum ansteht. Traditionell kurz nach der Jahreswende konzentriert sich in Regensburg fünf Tage lang bis Dreikönig das sportliche Geschehen auf Nachwuchs-Eishockey.
Der inzwischen im beschaulichen Tännesberg lebende Turniergründer Hans Schuster, der die ersten 25 Ausrichtungen organisierte, erinnert sich, wie 1974 alles begann. Denn in 50 Tagen ab diesem Montag startet am 2. Januar das 50. internationale Bambini-Turnier.
Ursprünglich war der im Obst- und Gemüseverkauf unternehmerisch tätige Hans Schuster eher mit dem Fußball verbandelt. „Ich war Jahn-Fan“, schaut Hans Schuster zurück. „Mit Eishockey hatte ich mich nie auseinandergesetzt.“ Sportwart Josch Kabas lockte ihn und fragte, ob er sich als Abteilungsleiter würde aufstellen lassen. „Und so ist es gekommen“, berichtet der heute 81-Jährige, der den Tod vieler seiner Wegbegleiter, auch Kabas, schon betrauern musste.
Start mit Bayern-Quintett
„1971 kam ich zum EVR“, sagt Schuster. Schnell wurde auch beim Bayerischen Eissportverband Spielgruppenleiter für die Knaben, die damals noch kaum Möglichkeiten hatten, Spiele zu bestreiten. So entstand an Weihnachten 1973 die Idee, ein Turnier zu veranstalten, das mit „fünf Mannschaften aus Bayern“ – neben dem EVR noch Landshut, Reichersbeuren, Augsburg und Selb – über die Bühne ging. Schon das dritte Turnier wurde international. „Geleen und Cortina waren noch Geschäftsfreunde, die für Eishockey verantwortlich waren. Dann kam mit den Baden Reps schon eine Mannschaft aus Kanada, über die Kontakte zum Deutschen Eishockey Bund, bei dem ich inzwischen auch vertreten war.“ Das Bambiniturnier wuchs und gedieh. Schuster war ständig auf der Suche nach neuen Teilnehmern. „Ich habe Gott und die Welt angeschrieben.“ Das Turnier war beliebt, auch weil die Teams dank der Sponsoren nur die Anreise zahlen mussten.
Als Lettland noch unter Sowjet-Einfluss stand, reiste Riga 1989 an. „Das war das erste Mal, das eine Mannschaft im Westen spielen durfte“, erzählt Hans Schuster. „Durch Sport zu Freunden“ war das immer noch gültige Motto. „Der Grundstock stand oft schon im März/April vorher. Und wenn sich welche zu spät gemeldet haben und das Turnier voll war, habe ich sie eben vertröstet und es waren im nächsten Jahr die Ersten, die angeschrieben habe.“
Als Attraktion in Japan
1994 kam mit Japan der nächste Kontinent dazu. „Das war eine Sensation“, sagt Schuster und erinnert sich noch, als die auf die Schiedsrichter zustürmenden Asiaten für Verwunderung sorgten. „Wir dachten schon, die wollen sie hauen, dabei haben sie sich nur verbeugt.“Derlei Besuche brachten Gegenbesuche mit sich. In Sapparo sorgte die EVR-Delegation in bayerischem Gewand mit Lederhosen und Charivari für Aufsehen. „Die dachten, wir kommen von einem anderen Stern“, sagt Hans Schuster über eine der witzigen Anekdoten. „Wir wurden von allen fotografiert.“ Auch trinkfest musste man sein. „In Riga gab’s die ersten drei Tage schon zum Frühstück Wodka – und danach dann Bier.“
Zu Hans Schusters Abschied 1998, als er mit der Ehrenmedaille des bayerischen Staatsministeriums ausgezeichnet wurde, kam mit Kapstadt auch noch ein Team aus Afrika. „Ich blicke gerne zurück – und Negatives fällt mir zum Bambiniturnier rein gar nichts ein. Ich bin stolz und danke allen Nachfolgern, die das Turnier bis heute erhalten haben“, sagt Schuster und sieht einen Rekord: „Es ist das am längsten währende Turnier der Welt für diese Altersklasse – und darauf bin ich recht stolz.“ Noch immer verfolgt er das Turnier im Internet mit. Dass er zum Jubiläum vor Ort sein kann, verhindert wohl eine Atemwegskrankheit. „Aber vielleicht wird‘s ja noch besser bis dahin.“