Wer folgt auf Erfolgstrainer Max Kaltenhauser und wird neuer Trainer der Eisbären Regensburg? Kaum eine Frage hat die Eishockey-Community in Stadt und Region in den letzten Wochen mehr beschäftigt. Nun hat die Frage eine Antwort: Der Finne Ville Hämäläinen (43) wird den amtierenden DEL2-Meister übernehmen und die Eisbären in die Saison als Titelverteidiger führen. Damit ist eine der letzten, wenn nicht die Schlüsselpersonalie, für die neue Saison geklärt.
Das dürfte bei den Eisbären-Fans vor allem einen Reflex ausgelöst haben: Google öffnen, Suchanfrage tippen, einlesen. Denn Ville Hämäläinen ist in Deutschland als Trainer ein unbeschriebenes Blatt. Als Spieler verbrachte er allerdings eine Saison in Deutschland: 2016/2017 in der DEL2 bei den Dresdner Eislöwen.
„Haben ein paar mehr Ansprüche“
Die Verantwortlichen, um Geschäftsführer Christian Sommerer und Vorstand Christian Volkmer, sind sich aber sicher, dass es mit Hämäläinen passt: „Ville war unser absoluter Wunschkandidat und in den Gesprächen war sehr schnell klar, dass wir gemeinsame Werte teilen und er versteht, wie die Eisbären ticken“, sagt Sommerer bei der eigens anberaumten Pressekonferenz in der Rewag-Zentrale. Die menschliche Komponente sei bei der Trainersuche ohnehin mit das wichtigste Kriterium gewesen: „Einen guten Trainer finden, das ist überhaupt kein Thema, aber wir haben halt darüber hinaus noch ein paar mehr Ansprüche“, sagt Christian Volkmer.
Ville Hämäläinen zeigt sich auf der Pressekonferenz entspannt und sehr gut gelaunt: „You can also ask in Finnish“, sagt er den Medienvertretern lachend, die von Rewag-Sprecher Martin Gottschalk darauf hingewiesen wurden, Fragen an ihn am besten auf Englisch zu stellen. Die Fragen, wenn auch keine auf Finnisch, beantwortet er ausführlich – von der klischeehaften wie legendären finnischen Wortkargheit, die etwa sein Landsmann Formel 1-Weltmeister Kimi Räikkönen perfektioniert hat, ist bei ihm keine Spur.
Keine Angst vor den großen Fußstapfen
„Ich bin sehr froh, hier zu sein. Das ist das Gefühl, das ich aktuell Tag für Tag habe“, sagt Hämäläinen.
Dass er die Eisbären auf dem sportlichen Höhepunkt der Vereinsgeschichte übernimmt und in Fußstapfen tritt, die aktuell größer nicht sein könnten, ist nichts, über das er sich den Kopf zerbricht. Im Gegenteil: Er freut sich, dass er seine Aufgabe in einem Verein antreten darf, in dem gut und erfolgreich gearbeitet wird: „Es ist sehr gut, dass hier Leute sind, die seit vielen Jahren hier arbeiten und mir sagen können, was ich wissen muss“, sagt Hämäläinen. Es wäre sinnlos, nun alles umzubauen, sagt er, wenngleich er natürlich nach und nach seine eigenen Ideen einbringen möchte. Dass es da zwischen ihm und den Eisbären passt, daran hat er keine Zweifel: „Ich habe viele Videos gesehen und mag, wie hier letztes Jahr gespielt wurde“, sagt Hämäläinen, der einen aktiven Spielstil bevorzugt: „Wir werden versuchen, mit dem Puck zu spielen und Dinge zu kreieren.“
Hämäläinen will aktiv und kreativ spielen lassen
Ihm ist aber etwas anderes noch wichtiger: „Ich will, dass mein Team mit Herz und Seele spielt. Das ist der einzige Weg, Eishockey zu spielen“, gibt er einen kleinen Ausblick darauf, auf was sich die Eisbären-Fans in der neuen Saison freuen können. Diesen Spielstil habe er auch in der finnischen Liga spielen lassen, in der sonst sehr taktisch und systematisch gespielt wird. Durch seine Zeit in Dresden wisse er allerdings, wie in Deutschland und der DEL 2 gespielt wird, sagt Hämäläinen, der für sich als Trainer noch einen großen Vorteil an Deutschland sieht: „In Finnland geht es oft um die Trainer. In meinen Augen sind die Spieler die Stars der Sportart. Wir versuchen nur, ihnen zu helfen, so gut zu spielen wie sie können“, sagt Hämäläinen.
Für ihn ist der Job in Regensburg auch eine neue Chance, sich zu beweisen. Er war bis Anfang April Trainer beim finnischen Eishockey-Erstligisten Saimaan Pallo, kurz SaiPa, in seiner Heimatstadt Lappeenranta.
Zuletzt stürmische Zeiten in Finnland
Dort wurde er nach Saisonende von seinen Aufgaben entbunden, sollte allerdings in anderen Funktionen im Verein bleiben. „Stürmsiche Zeiten“, sagt Hämäläinen, seien es dort zuletzt gewesen. Allerdings habe er viel gelernt und nehme jede Menge Erfahrung aus dieser Zeit mit, wie er sagt. Von Druck oder Ehrfurcht vor der neuen Aufgabe ist bei ihm keine Spur: „Ich habe meine Qualitäten, für die ich auch ausgewählt wurde. Ich vertraue da ganz auf mich selbst.“
Die Eisbären-Verantwortlichen nehmen ihm außerdem den größten Erfolgsdruck direkt ab: „Wir wollen die Klasse, die Liga wieder halten. Das ist das Ziel. Nichts Anderes“, sagt Vorstand Volkmer deutlich.
Ville Hämäläinen betont, dass es nun für ihn darum geht, die Gegebenheiten vor Ort, die Leute und natürlich die Spieler kennenzulernen. Zeit dafür hat er in den kommenden Wochen.
Erster Test Anfang August
Am 10. August steht für die Eisbären das erste Testspiel gegen den tschechischen Zweitligisten Banik Sokolov an. Ligaauftakt ist am 13. September gegen den EV Landshut. Hämäläinen blickt voller Vorfreude darauf: „Die Geschichte wurde geschrieben, viele tolle Dinge sind passiert. Jetzt beginnen wir unsere neue Geschichte zu schreiben. Ich glaube, es wird gut werden.“