Seit der Saison 2023/2024 ist Andreas Gawlik aus Deggendorf als Schiedsrichter in der Eishockey-Oberliga unterwegs, nun hat er den Sprung in die DEL 2 geschafft. Am Sonntag leitete der 35-Jährige das Spiel der Eisbären Regensburg gegen die Lausitzer Füchse – und will nun den Sprung nach ganz oben schaffen.
Gawlik ist in Deggendorf als Eishockey-Spieler groß geworden, dort endete nach Stationen unter anderem in Bad Tölz, bei den Schwenninger Wild Wings und dem EV Landshut im Jahr 2021 auch seine Karriere als aktiver Spieler. „Ich hab mein ganzes Leben lang nichts anderes gemacht als Eishockey“, sagt Andreas Gawlik. Statt als Spieler künftig als Unparteiischer auf dem Eis zu stehen, war für ihn der nächste logische Schritt, wenn auch kein einfacher. „Ich hab das tatsächlich am Anfang total unterschätzt, welche Leistung man als Schiedsrichter auf dem Eis erbringt. Da müssten die Spieler eigentlich viel mehr Verständnis dafür aufbringen. Viele Entscheidungen, die ich als Spieler vielleicht nicht so verstanden habe, sehe ich nun aus einem ganz anderen Blickfeld“, sagt er.
Der Blick aus der Spieler-Vergangenheit
Das will sich Andreas Gawlik nun zu nutze machen: „Mein Ansporn ist es, Dinge, die mich als Spieler früher am Schiedsrichter gestört haben, zu ändern. Anders zu kommunizieren auf meine Art und Weise. Ich war ja selbst schon als Spieler in allen Ligen unterwegs, ich kenne die Spieler, die Manager, die Trainer, stand mit vielen schon am Eis.“ Genau das macht seinen Job als Unparteiischer nicht immer einfach: „Auf der einen Seite freut man sich natürlich, alte Teamkollegen wiederzusehen. Aber das muss ich ausblenden. Ich muss das Spiel ja so fair wie möglich gestalten.“
Das macht Gawlik seit dieser Saison nun in der DEL 2, hat sein Debüt in der Liga am 25. November beim Spiel des EV Landshut gegen den EHC Freiburg gegeben. „Nach meinen Erfahrungen in der Oberliga wusste ich ja ungefähr, was auf mich zukommt. Aber der Sprung in die DEL 2 ist vom Tempo her und auch vom spielerischen Aspekt her nochmal etwas ganz anderes.“ Probleme macht ihm das Ganze aber nicht: „Ja, Eishockey ist ein unglaublich schnelles Spiel, aber ich bin das ja gewohnt. Natürlich hat man als Schiedsrichter jetzt andere Laufwege, aber das Tempo ist für mich kein Problem. Ich fühle mich in der DEL 2 sehr wohl, es ist das Eishockey, das ich gewohnt bin“, blickt er auf seine Zeit als aktiver Spieler zurück.
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Der Übergang vom Aktiven zum Unparteiischen ist dem 35-Jährigen anfangs nicht ganz leicht gefallen: „Im ersten Jahr hab ich mir schon noch gedacht: Mann, mich würde es schon noch ab und zu mal reizen. Aber jetzt bin ich durch und durch Schiedsrichter und bin total darauf konzentriert. Zumal ich hoffe, dass mein Weg noch nicht vorbei ist.“ Gawlik hat den Sprung ins Schiedsrichter-Trainee-Programm des Deutschen Eishockey-Bundes geschafft, ein absoluter Glücksfall für ihn. Mit dem Programm sollen Ex-Profi-Spieler innerhalb von drei Jahren für den professionellen Einsatz auf dem Eis vorbereitet werden. Unter Anleitung erfahrener Profischiedsrichter kann man so an echten Spielen teilnehmen, um Fähigkeiten zu verfeinern und Erfahrungen zu sammeln.
„Super“ Erfahrungen im Trainee-Programm
„Alle zwei bis drei Wochen bin ich so in ganz Deutschland unterwegs. Das ist super, denn dabei macht man enorme Fortschritte. Wir gehen Regeln durch und Situationen, es ist quasi ein Coaching eins-zu-eins. Ich freue mich schon, denn in zwei Wochen in Düsseldorf treffen wir uns wieder.“ Ab Mitte Dezember geht es für den 35-Jährigen dann Schlag auf Schlag, „23 Tage, 14 Spiele, das ist ein enormes Pensum. Da muss ich drauf achten, die Balance zwischen Eishockey und Familie zu halten.“
Das Ziel von Andreas Gawlik ist klar: die DEL. „Ich strebe wie als Spieler das höchstmögliche Ziel an. Ich habe heuer schon ein DEL-Vorbereitungsspiel geleitet, ich möchte den Sprung unbedingt schaffen, gute Arbeit als Schiedsrichter leisten und so auf mich aufmerksam machen“, verrät er. Gute Arbeit, das ist für ihn dann, wenn nicht nur von der Gewinner-Mannschaft ein Lob kommt: „Ein Top-Feedback ist es für mich, wenn auch der Kapitän der Verlierermannschaft sagt: Hey, das habt ihr heute toll gemacht.“ Die Entscheidung, auf dem Eis die Seiten zu wechseln, hat Andreas Gawlik nie bereut: „Ich mag es, in diesem Sport wieder voll dabei zu sein. Und ich hoffe, mein Weg ist in der DEL 2 noch nicht vorbei.“