Optimismus beim Eishockey-Oberligisten
Der DSC-Plan für die Zukunft: Kader, Zusammenhalt und ein Trainer-Versprechen

06.07.2022 | Stand 19.09.2023, 3:06 Uhr

Positiv gestimmt: Artur Frank (r.) und Stefan Liebergesell. −Foto: Rappel

Es ist ruhig geworden um den Deggendorfer SC. Und im Grunde hat sich der Klub aus der Eishockey-Oberliga Süd das vor allem selbst zuzuschreiben. Klar, die Sommerpause tut ihr Übriges, auch an den anderen Standorten geht es schlagzeilenarm zu - doch beim DSC war es zuletzt geradezu mucksmäuschenstill. Beim Verein, der gerne mal mehr, mal weniger freiwillig für Gesprächsstoff sorgt, ist das ein ausschließlich gutes Zeichen.

Artur Frank und Stefan Liebergesell sitzen in der Spielerkabine des Deggendorfer SC. Während der Saison ist es hier voll, manchmal eng, jetzt, Anfang Juli können sich die beiden ihren Platz aussuchen. Noch sind es rund sechs Wochen bis zur ersten Einheit auf Eis. Geschäftsführer Frank und Liebergesell, seit dem Sommer als Prokurist mit mehr Entscheidungsgewalt ausgestattet, wirken gelöst, strahlen voller Zuversicht. Sie haben ihren Grund dazu.

"Wir waren eine der ersten Mannschaften im deutschen Eishockey, die ihren Kader fertig hatte", sagt Frank. Am 1. Mai hatte der DSC den Straubinger DEL-Routinier Benedikt Schopper als Neuzugang für die Verteidigung vorgestellt und sich damit in die mediale Sommerpause verabschiedet. Zuvor waren einige prominente Rückkehrer präsentiert worden: Oberliga-Topstürmer Curtis Leinweber (aus Rosenheim), Marcel Pfänder, Paul Pfenninger, Niklas Pill, Sascha Maul (alle Passau) dazu Julian Elsberger (Landshut). Im Nachhinein betrachtet sei das frühe Handeln die einzig richtige Entscheidung gewesen, betont der Geschäftsführer: "Wenn du dir jetzt den Markt anschaust, sind Spieler für die Positionen, auf denen wir uns verstärkt haben, spärlich bis gar nicht vorhanden."

Namen und Zeitpunkte der Verpflichtungen – eine Ansage an die Oberliga-Konkurrenz. "Gerade mit unserer Abwehr plus Torhüter brauchen wir uns vor keinem in der Liga verstecken", betont Frank. Neben den Neuzugängen setzt der DSC auch in der kommenden Saison auf die Mischung aus regionalen Talenten und überregionaler Erfahrung. Die Pielmeier-Brüder Thomas und Timo, Rene Röthke, der spielende Sportdirektor Thomas Greilinger, sie sollen die Mannschaft nach Hauptrundenplatz 5 und dem Playoff-Achtelfinal-Aus gegen die Hannover Indians zum nächsten Schritt führen. "Wir wollen unter die Top 4 und dann so lange wie möglich in den Playoffs dabei sein." Dass der DSC sich langfristig wieder in der DEL2 sieht, daraus machen Frank und Liebergesell keinen Hehl. Doch die Basis dafür müsse stimmen.

"Keiner hier hat Lust, in die DEL2 zu gehen und dann nicht darauf vorbereitet zu sein", sagt Liebergesell auch mit Blick auf die Saison 2018/19, als die Deggendorfer nach dem Aufstieg sofort wieder runtermussten. Doch bereits jetzt seien die Voraussetzungen vielversprechender, was bei den all den Entbehrungen auch ein Ergebnis der Corona-Zeit sei: "Wir haben hier ein Team gefunden, das bereit ist, durch den Sturm zu gehen." Die Pandemie sei keine schöne Zeit gewesen, "aber sie hat uns gezeigt, dass wir zusammenhalten müssen". Auch die Sponsoren hätten dem Verein die Treue gehalten und würden nun wieder stärker investieren, berichtet Geschäftsführer Frank.

Auf die Fans ist in Deggendorf Verlass

Auf die Fans kann sich der DSC ohnehin verlassen. 500 Dauerkarten hat der Klub bereits abgesetzt. "Eishockey ist in Deggendorf nicht nur ein Sport", sagt Frank. "Es ist Wahnsinn, was die Fans in den letzten zwei Jahren ertragen haben müssen. Und doch haben sie uns immer begleitet, das hat uns die Kraft gegeben, weiterzumachen." Umso größer sei nun die Hoffnung, endlich wieder eine "normale" Saison ohne coronabedingte Einschränkungen durchziehen zu können. Die Zukunftssorgen abseits des Eises sind auch so schon groß genug.

"Momentan musst du fast hellseherische Fähigkeiten entwickeln", sagt Liebergesell süffisant. In der vergangenen Saison haben sowohl die GmbH als auch der e.V. eine schwarze Null geschrieben. Das sei nicht zuletzt durch staatliche Corona-Hilfen möglich gewesen. Für die neue Saison kalkuliert der Verein mit einer dauerhaft möglichen Vollauslastung des Eisstadions an der Trat. Die größten Unwägbarkeiten lauern in Zukunft wohl im Kleinen. "Wir wissen nicht, wie sich die Kostenstruktur entwickelt. Wie entwickelt sich der Benzinpreis, was passiert mit den Energiekosten oder, ganz banal: Was kostet uns die Wurstsemmel im Einkauf?" Flexibilität sei das Zauberwort, auch in der Reaktion auf kurzfristige Veränderungen.

Ein solche könnte im Laufe der Saison im Kader möglich werden: Der tschechische Offensivspieler Petr Stloukal könnte aufgrund seines Familienstammbaums schon in wenigen Monaten die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten. Eine von in dieser Saison erstmals drei Kontingentstellen würde dann frei werden, der DSC könnte einen ausländischen Spieler nachverpflichten. Es sei aber durchaus möglich, dass diese Position dann frei bleibe, betonen die Verantwortlichen. "Wenn wir uns was leisten können, werden wir das natürlich prüfen", sagt Liebergesell. "Aber wir können nicht im Sommer über Geld sprechen, von dem wir nicht wissen, ob wir es dann wirklich ausgeben können."

"In dieser Spielzeit wird es keinen Trainerwechsel geben"

Eines aber stehe unumstößlich fest: Man werde mit Jiri Ehrenberger als Trainer durch die komplette Saison gehen - komme was wolle. "Wir brechen mit unserer eigenen Tradition: In dieser Spielzeit wird es keinen Trainerwechsel geben." Der 67-Jährige mit reichlich DEL-Erfahrung an der Bande sei ein "absoluter Glücksfall für den Eishockeystandort Deggendorf", schwärmt Liebergesell. "Wie er hier im Sommer auf freiwilliger Basis mit den Spielern arbeitet, welche Autorität er ausstrahlt, ohne seine Menschlichkeit zu verlieren, ist absolut beeindruckend. Er führt das hier mit einer Ruhe und einer Geradlinigkeit, wie ich es noch nie erlebt habe." Seine Eishockey-Expertise sei sowieso unumstritten.

Mitte August kehrt Ehrenberger mit den DSC-Spielern zurück aufs Eis, ehe dann Ende September die Oberliga-Saison startet - mit einem beispiellos austrainierten Kader, wie Liebergesell angesichts der harten Ehrenberger-Trainingseinheiten vermutet: "Wenn jemand unfit in diese Saison geht, dann verstehe ich die Welt nicht mehr." Der Deggendorfer SC will die Schlagzeilen dann wieder selbst schreiben – mit Toren und Siegen.