Die Schlüsse, das Personal, die Zukunft
Nach der Saison ist vor der Saison: DSC setzt auf Philosophie der kleinen Schritte

30.03.2022 | Stand 19.09.2023, 3:05 Uhr

Der Blick geht nach vorne bei den DSC-Machern um Trainer Jiri Ehrenberger (v.l.), Sportchef Thomas Greilinger und Teammanager Stefan Liebergesell. −F.: Augustin

Noch sieht die Kabine des Deggendorfer SC nach Spielbetrieb aus. Ausrüstung, Schuhe, Trikots, Stöcke. Es riecht nach Eishockey. Nur die Spieler fehlen. Nach dem bitteren Aus in der Overtime des fünften Spiels der Playoff-Serie gegen die Hannover Indians war die Saison für den Oberligisten am Sonntagabend abrupt beendet. In dieser Woche arbeiten Trainer Jiri Ehrenberger (66), Sportdirektor Thomas Greilinger (40) und Teammanager Stefan Liebergesell (28) die Spielzeit auf. heimatsport.de hatte Gelegenheit mit ihnen zu sprechen.

Der Rückblick

Das Aus war bitter, 0:1-Overtime-Niederlage in einer maximal engen Best-of-Five-Serie. Dennoch sagt Ehrenberger: "Die Jungs haben sich sehr gut verkauft." In den ersten vier Begegnungen mit Hannover siegte immer das Auswärtsteam. "Hannover hat ein Spiel zuhause mit einem Tor gewonnen, das war entscheidend", findet der Trainer. "Wir waren nicht chancenlos, es waren enge Spiele." Goalie Timo Pielmeier sei "eine Bank" gewesen, gerade nach dem Corona-Ausbruch vor dem Start der Playoffs, der den Trainer vor ein schwieriges Personal-Puzzle stellte: "Die Kabine war halbleer, Corona hat uns zum schlechtesten Zeitpunkt getroffen", sagt er. Ehrenberger zog Talente aus dem DNL3-Team hoch, die lieferten auf Anhieb.

Die Philosophie

Insofern hat die Endphase dieser turbulenten Oberliga-Saison gezeigt, dass die Philosophie des DSC funktioniert. Ein Gerüst aus Spielern mit viel Erfahrung wie Timo und Thomas Pielmeier soll jungen Spielern den Sprung ins Herren-Eishockey erleichtern. Eigengewächse wie Jonas Stern und Kevin Lengle (beide 17) haben auch in den Playoffs reichlich Eiszeit bekommen – und diese mit guten Leistungen zurückgezahlt. "Wir haben eine sehr gute Mischung", sagt Ehrenberger. "Das Eishockey in Deggendorf steht auf gesunden Beinen. Die Philosophie hat Hand und Fuß."

Statt sich einen teuren Profikader mit "fertigen" Spielern zu leisten, will der DSC seine gute Jugendarbeit zum eigenen Vorteil nutzen. "Der Nachwuchs muss immer die Basis sein. Diesen Weg müssen wir weitergehen", sagt der gebürtige Tschechoslowake, der seit 40 Jahren in Deggendorf lebt.

Den sportlichen Anspruch wolle man allerdings nicht aus den Augen zu verlieren: "Wir haben dieses Jahr mit Platz fünf eine gute Rolle in der Liga gespielt und wollen in der kommenden Saison wieder einen kleinen Schritt nach vorne machen."

Der Kader

Dafür setzt die sportliche Führung um Thomas Greilinger auf Kontinuität. 14 Spieler sind bereits fix, darunter Leistungsträger wie René Röthke und die Pielmeier-Brüder. Auch mittlerweile etablierte Nachwuchskräfte wie Alex Grossrubatscher und Silvan Heiß haben längst zugesagt. Sportdirektor Greilinger selbst taucht auf der Liste noch nicht auf, will aber nach dem Sommer auch noch einmal angreifen, wie er jüngst in einem Interview mit der Heimatzeitung verraten hat.

Dazu geisterten zuletzt Namen von potenziellen Neuzugängen durchs Eisstadion: Marcel Pfänder (25), vor ziemlich genau einem Jahr wegen Verfehlungen freigestellt, soll nach einem Gastspiel in Passau nach Deggendorf zurückkehren. Bei den Playoff-Partien war er bereits unter den Zuschauern. Auch Straubings DEL-Verteidiger Benedikt Schopper (38), dessen Sohn im DSC-Nachwuchs spielt, soll bereits in fortgeschrittenen Gesprächen mit den Deggendorfer Verantwortlichen sein. Eine vor einigen Tagen erlittene schwere Knieverletzung könnte die Verhandlungen ins Stocken geraten lassen. "Wir werden in den nächsten Wochen sicher den ein oder anderen Neuzugang vermelden", sagt Greilinger, "aber wir werden jetzt nicht jeden Namen kommentieren, der durchs Stadion geistert".

Die Finanzen

Wie alle anderen Sportklubs hat auch den Deggendorfer SC die Coronapandemie getroffen. Überbrückungshilfen und finanzielle Stützen für den Profisport haben die Effekte gedämpft. "Aber klar ist", sagt Teammanager und Geschäftsstellenleiter Stefan Liebergesell: "Das Produkt Sport funktioniert nur mit Leuten im Stadion." Für die kommende Saison sei die Sorge, "dass sich manche Personengruppen entwöhnt haben oder Vorbehalte gegenüber größeren Veranstaltungen haben". Auch der Ukrainekrieg, verbunden mit der eklatanten Steigerung von Betriebskosten, sei ein Quell der wirtschaftlichen Unsicherheit. "Deswegen hoffen wir, dass die Zuschauer sehen, dass unser Weg der richtige ist und die Spieler das Herz am rechten Fleck haben." Es brauche Zugeständnisse von Bestandssponsoren und die Kooperation mit neuen Partnern, um finanziell leistungsfähig zu bleiben. "Unsere Hauptaufgabe ist, Jiri und Greile die Mittel zur Verfügung zu stellen, die sie brauchen", sagt Liebergesell.

Die Zukunft

"Es war ein verrücktes Jahr", sagt der Teammanager. Das werde man in den nächsten Tagen in Gesprächen mit den Spielern aufarbeiten. Den Abschluss soll am Freitag eine Feier mit Fans und Sponsoren bilden. Danach ist die Arbeit hinter den Kulissen nicht vorbei. Das Geschäftsjahr endet am 30. April, die Planung des nächsten läuft parallel. "Wir haben gut vier Monate, bis die neue Saison startet", rechnet Liebergesell. "Viel Zeit ist das nicht."